Manchmal hat Zeitgeschichte erstaunliche Nebeneffekte. Erst durch den brutalen Angriffskrieg der russischen Truppen auf die Ukraine ist im Westen das Bewusstsein erwacht, dass es auch eine originäre ukrainische Kultur gibt. Zu den ukrainischen Komponisten, die bei uns gerade „entdeckt“ werden, gehört der 1895 in Schytomyr geborene Boris Lyatoshynsky. Das junge französische Quatuor Tchalik, das 2018 den Internationalen Mozartwettbewerb in Salzburg gewann, stellt auf seiner jüngsten CD zwei Lyatoshynsky-Quartette vor und koppelt sie mit Ravel. Für Susanne Stähr eine Entdeckung.
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Schumanns zentrale Kammermusik-Werke sind auf einem neuen Album mit dem Quatuor Hanson zu hören, zu dem sich auch Pianist Adam Laloum gesellt.
Album-Tipp Leonkoro Quartet: Schumann und Ravel Streichquartette
Für ein junges Streichquartett ist das erste CD-Album immer so etwas wie eine Visitenkarte. Weniger fürs Publikum gedacht, vielmehr mit Blick auf Konzertveranstalter und Agenturen konzipiert, um Konzerttermine zu ergattern. Bei dem Leonkoro-Quartet ist das anders. Trotz ihrer jungen Jahre sind sie bereits glänzend im Geschäft. Auf ihrer ersten CD kombinieren sie das vielgespielte Streichquartett von Maurice Ravel mit dem letzten Streichquartett von Robert Schumann. Zwei völlig verschiedene Klangwelten, ein weites Spannungsfeld tut sich da auf, findet Eleonore Büning.
Musikstück der Woche Das casalQuartett spielt Mozarts Streichquartett C-Dur KV 170
Ein unbekanntes Werk von Mozart – scheint paradox? Tatsächlich tauchen seine frühen Streichquartette sehr selten in Konzerten auf. Das casalQuartett setzt Mozarts Streichquartett KV 170 gerne aufs Programm – schließlich ist das Ensemble Experte für Werke aus der Zeit, in der die Königsgattung der Kammermusik aus der Taufe gehoben wurde.