Kultursommer Rheinland-Pfalz

Stadtspaziergang durch Ludwigshafen mit Charles Baudelaire – Die hässlich-schönen Ecken entdecken

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AUTOR/IN
Leander Bauer

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Schönheit lauert überall, auch in den hässlichen Ecken. Das wusste schon der französische Autor Charles Baudelaire, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts die urbane Tristesse in Paris in seinen Gedichten zum Thema machte. Eine Neuinterpretation seiner Gedichte gibt es nun in Ludwigshafen.

Der Komponist Oliver Augst und sein Kollektiv haben einen akustischen Stadtspaziergang konzipiert. Mit den „Fleurs Du Mal“ von Charles Baudelaire im Ohr kann man die hässlich-schönen Ecken von Ludwigshafen erkunden.

„Ich kenne die Stadt und deren bösen Ecken mehr als mir manchmal lieb ist, denn ich lebe hier mit meiner Familie seit ungefähr sechs Jahren.“ 

In diesen „bösen Ecken“ entfaltet der deutsch- und französischsprachige Audiowalk seine bedrückende Atmosphäre ganz besonders stark. So siedelt das Kollektiv zum Beispiel das Gedicht „Le Portrait“ an einem abgelegenen Dönerimbiss an.

Der Audiowalk hat eine ganz eigene Ästhetik

Düstere Zeilen hat das textXTEND-Kollektiv mit atmosphärischen Geräuschen und bedrohlichen Kompositionen verbunden. Die Route führt vorbei an zerschlagenen Schaufensterscheiben, an alten Industrie- und Plattenbauten. Der Audiowalk hat, wie auch der Gedichtband „Les Fleurs Du Mal“, seine ganz eigene Ästhetik.

Was bei dem etwa anderthalbstündigen Audiowalk besonders auffällt, ist, dass in der Stadt an fast jeder Ecke gebaut und saniert wird. Hier hat das heutige Ludwigshafen vielleicht sogar eine Gemeinsamkeit mit dem Paris aus Charles Baudelaires Zeit. 

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die französische Hauptstadt im Umbruch und sollte mit radikalen Maßnahmen zu einer modernen Metropole umgebaut werden. Entstanden ist das Paris, das wir heute kennen.

Ein neuer Blick auf die unschöneren Seiten des Stadtlebens

Der „Fleurs Du Mal“-Audiowalk ist auf jeden Fall ein Stadtspaziergang der anderen Art. Was nach der Tour bleibt, ist ein ganz neuer Blick auf die unschöneren Seiten des Stadtlebens.

Wer sich darauf einlassen kann, auch in schmutzigen Ecken nicht wegzusehen und vielleicht sogar verborgene Schönheit darin entdecken kann, dem ist der Audiowalk wärmstens zu empfehlen. Genauso wie ein voller Handyakku, denn der ist unter Umständen nach dem Spaziergang leer.

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Leander Bauer