Mitmachausstellung

„Die kleine Hexe“: Nostalgische Abenteuerausstellung im Stuttgarter Alten Schloss

Stand
AUTOR/IN
Silke Arning

Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Otfried Preußler hat das Junge Schloss als Einrichtung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart eine große Mitmachausstellung für Kinder und ihre Familien gestaltet. Im Mittelpunkt steht „die kleinen Hexe“, die sich mit Unterstützung ihres Raben Abraxas gegen die Politik des Hexenrats auflehnt. Die abenteuerliche Entdeckungstour führt vom Hexenhaus über verschiedene Stationen zum Blocksberg. Eine Geschichte zum Begehen und auch für Erwachsene eine echte Nostalgiereise.

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Geheimnisvoller Weg durch den Hexenwald

Eine geheimnisvolle Stimmung liegt in der Luft: Die riesige Ausstellungsfläche im Alten Stuttgarter Schloss ist ein flimmerndes Dunkel gehüllt, eine leuchtende Spur am Boden zeigt den Weg durch den Hexenwald vorbei an einem ersten, sprechenden Hexenbuch.

127 ist die „kleine Hexe“ alt und damit noch ganz grün hinter den Ohren. Mit der Magie klappt es daher noch nicht so recht. In der gemütlichen Hexenstube tanzen die Tassen frech auf dem Tisch herum, der Schrank schmettert fröhlich eine Arie.

Wir haben hier Tassen, die es gilt einzufangen, sie sind verzaubert und wollen über die Tischkante hinausfallen und man kann sie hier aufhalten. Wir haben einen Schrank, in dem finden sich allerhand Hexenutensilien – nicht nur zum Betasten, auch zum Beriechen.

Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
Sechs multisensorische Orientierungsinseln, gestaltet als überdimensionale Bücher, bieten Informationen zum Hören, zum Lesen in Deutsch und Englisch, in Deutscher Gebärdensprache und in Brailleschrift. Bild in Detailansicht öffnen
Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
Zu Beginn erhält jede*r Besucher*in einen Zauberstab, mit dem an magischen Stationen das Zaubern geübt werden kann. Bild in Detailansicht öffnen
Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
„Die kleine Hexe“ möchte bei Herrn Pfefferkorn einen neuen Besen kaufen. Der Laden ist in der Mitmachausstellung nachempfunden und lädt zum Spielen ein. Bild in Detailansicht öffnen
Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
Kleiner Wassermann, Krabat oder die kleine Hexe: Otfried Preußler hat viele ikonische Figuren in seinen Kinderbüchern geschaffen. Das große Buch erinnert an die Geschichten von Preußlers Großmutter, die eine wichtige Inspirationsquelle für den Autor waren. Bild in Detailansicht öffnen
Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
Auch der Rabe Abraxas gehört zu den bekanntesten Figuren aus der Feder Preußlers. Er ist der Begleiter der „kleinen Hexe“ und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Bild in Detailansicht öffnen

Auf dem Dorfplatz trifft man alte Bekannte

Im Dorf geht es trubelig zu: Der Festumzug hat sich in Bewegung gesetzt. Am Schießstand kann man den Ochsen Korbinian gewinnen. Und mitten auf dem Marktplatz trifft man ein paar gute alte Bekannte.

Das Blumenmädchen, das Papierblumen verkaufen möchte, der frierende Maronimann und – ganz wichtig für die kleine Hexe – sie muss sich einen neuen Besen kaufen und da haben wir den Laden des Herrn Pfefferkorn nachgespielt, der eine schöne Kaufladensituation darstellt für die Kinder.

Mitmachausstellung "Die kleine Hexe" im Landesmuseum Württemberg
Der Laden von Herrn Pfefferkorn ist in der Mitmachausstellung nachempfunden und lädt zum Spielen ein.

Bekannte Illustrationen von Winnie Gebhardt-Gayler werden begehbar

Doch mit Sicherheit gehen auch die Erwachsenen hier einkaufen. Der unwiderstehliche Reiz dieser Ausstellung besteht jedoch in den bekannten Illustrationen der Stuttgarter Künstlerin Winnie Gebhardt-Gayler, die der „kleinen Hexe“ seit ihrem erstem Auftritt 1957 zu einer einzigartigen Erscheinung verholfen haben.

Für die Ausstellung wurden die skizzenhaften Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu einer begehbaren Kulisse in Lebensgröße verwandelt. Nostalgie pur – mit überraschenden Einblicken.

Durch die Vergrößerungen der Illustrationen, so der Leiter des Kindermuseums Christoph Fricker, seien Details sichtbar geworden, die man vorher so habe nicht sehen können, beispielsweise eine Brezel in der Auslage des Kaufladens oder eine Maggi-Werbung –„also so kleine Details, die uns natürlich auch erst dann auffallen, wenn wir es so groß haben.“

Liebevolle, pfiffige und stimmungsvolle Ausstellung

Vom unbedingten Wunsch dazugehören zu wollen, erzählt bekanntlich Otfried Preußlers Geschichte. Davon, wie man dennoch seinen eigenen Weg gehen kann und wie schwierig es ist, Gut und Böse auseinanderzuhalten. Ein Lernprozess auch für die kleine Hexe, die sich an ihrer Widersacherin, der alten Hexe Rumpumpel, rächen will.

Liebevoll, pfiffig und sehr stimmungsvoll ist diese Ausstellung im Stuttgarter Alten Schloss. Ein zauberhafter Auftritt, der in einem letzten Kapitel auch noch Leben und Gesamtwerk Preußlers aufblättert. Originalmanuskripte vermitteln Einblicke in seinen Schreibprozess und in seine Zeichnungen.  

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