Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Otfried Preußler hat das Junge Schloss als Einrichtung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart eine große Mitmachausstellung für Kinder und ihre Familien gestaltet. Im Mittelpunkt steht „die kleinen Hexe“, die sich mit Unterstützung ihres Raben Abraxas gegen die Politik des Hexenrats auflehnt. Die abenteuerliche Entdeckungstour führt vom Hexenhaus über verschiedene Stationen zum Blocksberg. Eine Geschichte zum Begehen und auch für Erwachsene eine echte Nostalgiereise.
Geheimnisvoller Weg durch den Hexenwald
Eine geheimnisvolle Stimmung liegt in der Luft: Die riesige Ausstellungsfläche im Alten Stuttgarter Schloss ist ein flimmerndes Dunkel gehüllt, eine leuchtende Spur am Boden zeigt den Weg durch den Hexenwald vorbei an einem ersten, sprechenden Hexenbuch.
127 ist die „kleine Hexe“ alt und damit noch ganz grün hinter den Ohren. Mit der Magie klappt es daher noch nicht so recht. In der gemütlichen Hexenstube tanzen die Tassen frech auf dem Tisch herum, der Schrank schmettert fröhlich eine Arie.
Auf dem Dorfplatz trifft man alte Bekannte
Im Dorf geht es trubelig zu: Der Festumzug hat sich in Bewegung gesetzt. Am Schießstand kann man den Ochsen Korbinian gewinnen. Und mitten auf dem Marktplatz trifft man ein paar gute alte Bekannte.
Bekannte Illustrationen von Winnie Gebhardt-Gayler werden begehbar
Doch mit Sicherheit gehen auch die Erwachsenen hier einkaufen. Der unwiderstehliche Reiz dieser Ausstellung besteht jedoch in den bekannten Illustrationen der Stuttgarter Künstlerin Winnie Gebhardt-Gayler, die der „kleinen Hexe“ seit ihrem erstem Auftritt 1957 zu einer einzigartigen Erscheinung verholfen haben.
Für die Ausstellung wurden die skizzenhaften Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu einer begehbaren Kulisse in Lebensgröße verwandelt. Nostalgie pur – mit überraschenden Einblicken.
Durch die Vergrößerungen der Illustrationen, so der Leiter des Kindermuseums Christoph Fricker, seien Details sichtbar geworden, die man vorher so habe nicht sehen können, beispielsweise eine Brezel in der Auslage des Kaufladens oder eine Maggi-Werbung –„also so kleine Details, die uns natürlich auch erst dann auffallen, wenn wir es so groß haben.“
Liebevolle, pfiffige und stimmungsvolle Ausstellung
Vom unbedingten Wunsch dazugehören zu wollen, erzählt bekanntlich Otfried Preußlers Geschichte. Davon, wie man dennoch seinen eigenen Weg gehen kann und wie schwierig es ist, Gut und Böse auseinanderzuhalten. Ein Lernprozess auch für die kleine Hexe, die sich an ihrer Widersacherin, der alten Hexe Rumpumpel, rächen will.
Liebevoll, pfiffig und sehr stimmungsvoll ist diese Ausstellung im Stuttgarter Alten Schloss. Ein zauberhafter Auftritt, der in einem letzten Kapitel auch noch Leben und Gesamtwerk Preußlers aufblättert. Originalmanuskripte vermitteln Einblicke in seinen Schreibprozess und in seine Zeichnungen.
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