Ausstellung

Black Joy: Panafrikanische Malerei im Kunstmuseum Basel

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Pia Masurczak
Pia Florence Masurczak
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Dominic Konrad

„When We See Us“ ist eine Ausstellung der besonderen Art im Kunstmuseum Basel, denn sie will einen umfassenden Überblick über die panafrikanische Malerei der vergangenen 100 Jahre bieten. „Black Joy“, Schwarze Freude solle dabei im Mittelpunkt stehen, sagt Maja Wismer, Leiterin des Bereichs Gegenwartskunst in Basel.

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Basler Ausstellung feiert Schwarze Geschichte und Kunst

Ein Bild des kongolesische Künstlers Chéri Cherin eröffnet die aktuelle Ausstellung im Kunstmuseum Basel. Es zeigt den noch jugendlichen Präsidenten Barack Obama und seine lächelnde Frau, umrahmt von Freiheitsstatue, Nelson Mandela, Martin Luther King und jubelnden Menschen.

Zuerst war die Ausstellung ein Riesenerfolg am Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt. Maja Wismer, Leiterin des Bereichs Gegenwartskunst in Basel, hat sie für das Kunstmuseum adaptiert. Und dieser Ansatz, Schwarze Geschichte und Kunst zu feiern, begleitet die Besucher auf jedem Schritt durch die vier Stockwerke. Allein schon wegen der Musik, die jeden Raum thematisch passend bespielt.

Wait your turn – Competitive Sisterhood von Cinthia Sifa Mulanga
Cinthia Sifa Mulanga: Wait your turn – Competitive Sisterhood. 2021, Mischtechnik auf Leinwand (76 x 101 cm) Bild in Detailansicht öffnen
Hommage aux anciens créateurs von Chéri Samba
Chéri Samba: Hommage aux anciens créateurs. 2000, Acryl auf Leinwand (135 x 200 cm) Bild in Detailansicht öffnen
Kin oyé ou Couloir Madiokoko à Matonge von Moké
Moké: Kin oyé ou Couloir Madiokoko à Matonge. 1983, Öl auf Leinwand, (67 x 87 cm) Bild in Detailansicht öffnen
At the Clinic von George Pemba
George Pemba: At the Clinic. 1979, Öl auf Holz (35 x 54 cm) Bild in Detailansicht öffnen
Jacob Lawrence: The Card Game, Documented on 20211 in Jen Library at Savannah College of Art and Design.
Jacob Lawrence: The Card Game. 1953, Tempera auf Holz Material / Technik: Tempera on board Bild in Detailansicht öffnen
Sundials and Sonnets von Wangari Mathenge
Wangari Mathenge: Sundials and Sonnets. 2019, Öl auf Leinwand (137.2 x 172.7 cm) Bild in Detailansicht öffnen
A Culmination von Lynette Yiadom-Boakye
Lynette Yiadom-Boakye: A Culmination. 2016, Öl auf Leinwand (200.5 x 250 x 3.8 cm) Bild in Detailansicht öffnen

Ungleichheit mit Selbstermächtigung begegnen

Besonders eindrücklich zeigt sich das in einem Bild der britischen Künstlerin Esiri Erheriene-Essi, das den südafrikanischen Anti-Apartheid-Kämpfer Steve Biko bei seiner Geburtstagsfeier zeigt. Gemalt nach einem Foto, blicken lachende junge Menschen die Betrachtenden an. Die zentrale Figur trägt eine Torte mit brennenden Kerzen.

The Birthday Party von Esiri Erheriene-Essi
Esiri Erheriene-Essi: The Birthday Party. 2021, Öl, Tinte, Xerox-Transfer auf Leinen (150 x 200 cm)

Biko starb 1977, gefoltert durch das Apartheidsregime. „Ich glaube, das ist im Nukleus, worum es in dieser Ausstellung geht“, meint Maja Wismer. „Trotz viel Kraft, die es immer noch braucht, die Ungleichheiten mit einem positiven, selbstermächtigenden Gefühl anzugehen.“

Zeitstrahl skizziert die Wegmarken afrikanischer Diaspora

Für die beiden Kuratorinnen ist die Ausstellung aber noch mehr, nämlich der Auftakt einer intensiven Forschungsarbeit zu Schwarzer Kunstgeschichte und Bildtraditionen. Einen kleinen Eindruck von dieser enormen Recherche bietet ein Zeitstrahl mit künstlerischen, politischen und sozialen Wegmarken der afrikanischen Diaspora der vergangenen 150 Jahre.

Die Ausstellung selbst ist in sechs Kapitel gegliedert, unter anderem Triumph und Emanzipation, Alltag oder Spiritualität.

Und so kommt es, dass der aktuelle britisch-kenianische Superstar Michael Armitage hier mit seinem „Steinorakel“ neben einem realistischen Aquarell des bereits verstorbenen Gerard Bhengu aus Südafrika hängt – weil sich beide mit Spiritualität beschäftigen. Was durchaus die Gefahr birgt, beliebig oder vereinheitlichend zu wirken.

Roméo Mivekannin: Le modèle noir, d'après Félix Vallotton. 2019, Acrylfarbe auf Tischtüchern (251 x 254 cm)
Roméo Mivekannin: Le modèle noir, d'après Félix Vallotton. 2019, Acrylfarbe auf Tischtüchern (251 x 254 cm)

Im deutschsprachigen Raum bisher so noch nicht zu sehen

„Das sind temporäre Nachbarschaften, die so entstanden sind“, erklärt Wismer. Manches Werk wirkt in dieser Auswahl künstlerisch etwas schlicht und deplatziert neben den vielen großartigen Bildern. Aber „When We See Us“ verschiebt den Ausgangspunkt des Betrachtens in Richtung Afrika und ist damit eine Kunstgeografie, die im deutschsprachigen Raum so noch nicht zu sehen war.

Für die Kuratorinnen, sagt Maja Wismer, ist das Panafrikanismus: „Südafrika ist ein afrikanisches Land, Brasilien auch, die USA auch. Überall, wo es eine Diaspora gibt, die auch kulturelle Vermächtnisse hinterlassen hat, ist auch Afrika.“

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