Bildergalerie: Ausgesuchte Werke der Sonderausstellung „Academy Square“
Frau Buhr, Sie konnten ja nicht alle Kunsthochschul-Absolventen einladen. Nach welchen Kriterien haben Sie ausgewählt?
Elke Buhr: Wir haben versucht, eine abwechslungsreiche Auswahl zu treffen, in der Malerei ergänzt wird durch Installation und Soundarbeiten. Dabei Künstlerinnen und Künstler ausgewogen auszuwählen, war nicht schwierig, da bei der jungen Generation mittlerweile sehr viele weibliche Positionen sehr selbstbewusst hervorstechen. Wichtig war uns eine gewisse Originalität und ein konsistentes Werk, das klare Linien erkennen lässt – auch das war so gut wie bei allen Studierenden der Fall, insofern war die Auswahl am Ende doch nicht einfach. Es hätten auch noch mehr verdient gehabt, auszustellen.
„Engagiert, innovativ, originell“ – so ihr Urteil über den Nachwuchs. Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Buhr: Ich finde großartig, wie die junge Generation sich das altehrwürdige Medium Malerei immer wieder neu aneignet. André Wendland von der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe beispielsweise mischt Comic und Groteske hinein, absolut frech und humorvoll. Eines seiner Bilder haben wir sogar auf unser Cover zu unserem Sonderheft zur art KARLSRUHE genommen.
Han Gyol Kim dagegen, auch von der Adk Karlsruhe, malt ganz zart, transparent und melancholisch, es sind intensive Bilder über Angst und Verletzlichkeit.
Bei Isabell Stoffel und Fabian Widukind Penzkofer von der Kunstakademie Stuttgart ist dagegen interessant, wie sie Textilien in ihre Kunst integrieren – Stoffel taucht beispielsweise Betttücher in Gips und Farbe und macht daraus eine Art dreidimensionale Malerei, und Penzkofer hat die Technik des Stickens für sich entdeckt.
Zu sehen sind sehr verschiedene Formen und Techniken: Skulptur, Installation, Comic, Naives, Figürliches und Abstraktes. Sehen Sie darin Trends oder sind das alles sehr individuelle Ansätze?
Buhr: Die Individualität ist der Trend. Davon abgesehen kann man aber beobachten, dass es ein viel größeres Bewusstsein für Kunst als übergreifende Praxis gibt als früher, und eine große Flexibilität. Es geht meist um den ganzen Raum, auch Malerinnen und Maler sehen ihr Werk heute als Teil einer räumlichen Installation. Junge Künstlerinnen und Künstler beschränken sich selten auf ein Medium und haben oft auch unterschiedliche Praktiken, je nachdem ob sie allein oder als Teil eines Kollektivs arbeiten.
Haben Sie sich mit den jungen Künstlerinnen ausgetauscht? Was ist bei Ihnen hängengeblieben?
Buhr: Für den Austausch nach der Auswahl und die konkrete Gestaltung der Ausstellung auf der Messe sind Herr Jarmuschek (Leitungsteam der art KARLSRUHE) und sein Team zuständig. Bei mir ist vor allem angekommen, dass die Künstlerinnen und Künstler den Messeauftritt als eine Chance sehen, die sie sehr gerne ergreifen.
Kunstmesse vom 22. bis 25. Februar 2024 SWR Kultur auf der art KARLSRUHE 2024
Vom 22. bis 25. Februar 2024 zeigt die Karlsruher Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst wieder zahllose Werke aus über 120 Jahre künstlerischen Schaffens. SWR Kultur lädt als Partner der art KARLSRUHE wieder zu täglichen SWR Messetalks auf der großen Bühne und zum SWR Kultur Messestand mit Informationen, Gesprächen und Aktionen.
Gibt es aus Ihrer Sicht zentrale Themen dieser Generation? Was treibt sie an?
Buhr: Das ist sehr unterschiedlich. Es kann um eine kritische Auseinandersetzung mit der oberflächlichen Sattheit in der postindustriellen, vom Klimawandel bedrohten Gesellschaft gehen, um individuelle Verletzlichkeit, um eine ästhetische Eroberung von Räumen, um Humor oder auch um das Design von morgen.
Die Ausstellung soll auch den Einstieg in den Kunstmarkt erleichtern. Einige scheinen dort schon gut platziert zu sein, oder täuscht der Eindruck?
Buhr: Einige haben bereits Galerieausstellungen gehabt, andere stehen eher am Anfang. Wie sich das entwickelt, weiß man nie. Aber mit dem, was ich sonst in jungen Galerien sehe, können diese Positionen gut mithalten. Insofern ist der Auftritt auf der art KARLSRUHE sicherlich ein guter Start für sie.