Wenn man die großen Blockbusterkinos besucht, kommt man nicht um Superheldenfilme herum. Kaum ein Genre ist so erfolgreich und nirgends gibt es so kontinuierlich Nachschub. Die Miniserie „The Franchise“ auf Sky nimmt das Genre auf die Schippe und will dennoch eine Liebeserklärung ans Filmemachen sein.
Filmstars und ihre Profilneurosen
Am Filmset des neuen Superheldenstreifens „Tecto“ geht es wuselig zu. Die Fischmenschen haben mit ihren glibberigen Masken zu kämpfen, die Hauptdarsteller machen merkwürdige Sprechübungen und der erste Regieassistent Daniel soll den ganzen Laden nicht nur zusammenhalten, sondern auch noch die neue 3. Regieassistentin Dag einlernen.




Die Serie „The Franchise“ blickt aus der Perspektive dieser beiden auf die Dreharbeiten, mal verwundert, mal angewidert, denn einige Stars tragen doch schwer an ihrer Profilneurose.
Daniel Brühl spielt den nerdigen Regisseur
Unter anderem der deutsche Regisseur Eric, herrlich arthouse-nerdig gespielt von Daniel Brühl. Der muss schwer schlucken als Studiochef Pat erscheint und ihm deutlich macht, dass es mit dem Kunstwillen nicht so weit her ist und „Tecto“ gegenüber der Cash Cow der Firma zurückstehen muss.
Was Budget, Promifaktor oder Special Effects betrifft, treten parallel laufende Produktionen gegeneinander an und kannibalisieren sich teilweise gegenseitig. Materialschlachten, frei nach dem Motto „Wer hat den längsten?“.
Überhaupt ist das Business immer noch eine Man’s Man’s world. Was die Quotenfrau am Set gefälligst gerade biegen soll. So ein bisschen.
Serie nimmt Superhelden-Inflation aufs Korn
In der Serie sind es zwar die Maximum Studios, dahinter steht aber natürlich der Marvel Konzern, der in den letzten Jahren für eine Superhelden-Inflation ohne gleichen gesorgt hat. Immer absurdere Geschichten, die dem Terminus von der Film-Industrie eine neue Schlagseite geben.
Das nimmt die Serie „The Franchise“ genüsslich und boshaft zugleich aufs Korn. Was in der Pilotfolge unter der Regie von Oscar-Preisträger Sam Mendes mit viel Tempo und Esprit beginnt, verliert allerdings irgendwann an Dynamik, weil das Humorniveau und die Sprache verflachen.
Serie verliert bald an Dynamik
Die Macher des Showbusiness erscheinen als ein zynischer Haufen von Lackaffen, Machtmenschen und Speichelleckern. Ihren Erfolg haben sie nicht selten der Filmcrew zu verdanken, den Könnern aus den unterschiedlichen Gewerken, die alles versuchen, aus dem Chaos noch einen halbwegs ansehnlichen Film zu machen.
Ihnen will die Serie zwar irgendwie huldigen, aber deutlich mehr Empathie oder charakterliche Tiefe gönnt sie ihnen nicht. So ist „The Franchise“ am Ende eine unterhaltsame Breitseite auf das Studiosystem, aber auch nicht mehr.
Der Superhelden-Diss von HBO ist unglaubwürdig
Fun Fact für Comicfans: Marvel gehört zum Disneykonzern, während „The Franchise“ von der Konkurrenz produziert wurde: HBO, sprich: Warner, bei denen auch das DC Universe angesiedelt ist.
Dass man beim großen Marvel-Rivalen allerdings weniger mit abstrusen Superkräften und Special effects um sich werfen würde und die profitgetriebene Franchise-Kultur einen Deut besser wäre, das glauben wahrscheinlich nur die Fischmenschen.
Mehr Serien zum Streamen
Formel 1-Drama als Miniserie bei Netflix Tödlicher Unfall von San Marino: „Senna“ huldigt dem bis heute schnellsten Formel 1-Fahrer der Welt
Die Lebensgeschichte des brasilianischen Formel 1 Rennfahrers Ayrton Senna ist jetzt bei Netflix zu sehen. Anders als einst Senna in seinen Rennen kommt die Miniserie jedoch nur langsam in Fahrt.
Preisgekrönte Autorin im Gespräch Romy Hausmanns „Liebes Kind“ gewinnt als Serien-Adaption den International Emmy Award
Romy Hausmann, Autorin der Romanvorlage, feiert den International Emmy in New York, der wertvollste Glückwunsch sei ihr aber der ihres fünfzehnjährigen Sohnes.
Bestseller-Verfilmung mit Heiner Lauterbach „Turmschatten“ von Peter Grandl: Holocaust-Überlebender greift zur Selbstjustiz
In der Miniserie „Turmschatten“ auf Sky verzweifelt ein Holocaust-Überlebender über den Mord an seiner Tochter. Er will die mutmaßlichen Mörder an den Pranger stellen und gerät dabei auf Abwege.