Eine Frau gesteht ein Verbrechen, das sie gar nicht begangen hat und wird daraufhin als feministische Aktivistin gefeiert. François Ozons leichtfüßige Krimikomödie erzählt im eleganten Gewand eines Films aus den 1930er Jahren von aktuellen Themen wie Sexismus, Misogynie und patriarchaler Unterdrückung. Ein Film, der gut aussieht und Spaß macht, findet SWR2 Filmkritikerin Julia Haungs.
Verbrechen lohnt sich doch. Zu diesem Ergebnis kommen die mittellosen Freundinnen Pauline und Madeleine im Paris der 30er Jahre: die eine eine Anwältin ohne Mandanten, die andere eine Schauspielerin ohne Rollen. Nach einem Vorsprechen bei einem übergriffigen Filmproduzenten wird dieser kurz darauf erschossen aufgefunden. Madeleine gerät unter Mordverdacht. Obwohl er keine Beweise hat, ist der Untersuchungsrichter von der Schuld der schönen, jungen Frau überzeugt. Daraufhin gesteht Madeleine kurzentschlossen alles, was der Richter hören will.
Mord-Geständnis bringt Karriere-Durchbruch
Der theaterreife Auftritt der beiden Frauen vor Gericht führt nicht nur zu Madeleines Freispruch. Er wird für die Freundinnen auch der Karriere-Durchbruch: plötzlich sind sie Stars. Die Pariser Gesellschaft feiert sie als Befreierinnen aller Frauen.
Vorkämpferinnen gegen sexistische Filmbranche
Im Grunde sind sie Vorkämpferinnen der Metoo-Bewegung, die sich gegen eine sexistische Filmbranche wehren und gegen eine patriarchale Gesellschaft, in der Frauen weder das Wahlrecht haben noch ein eigenes Konto.
„Mein fabelhaftes Verbrechen“ beruht lose auf der Boulevardkomödie „Mon Crime“ aus dem Jahr 1934. Ozon inszeniert seinen Film auch ganz im Stil eines solchen Stücks beziehungsweise einer alten Screwballcomedy: Es wird unfassbar viel geredet, die schnellen Dialoge sind witzig und nichts ist, wie es im ersten Moment scheint.
Isabelle Huppert glänzt als alternde Stummfilmdiva Odette Chaumette
Geradezu wahnwitzig wird die Handlung mit ihren immer neuen Twists ab dem Moment, in dem Isabelle Huppert als alternde Stummfilmdiva Odette Chaumette die Szene betritt. Sie behauptet gegenüber dem Untersuchungsrichter, in Wahrheit habe SIE den Produzenten ermordet. Jetzt wolle sie sich dafür gefälligst vor Gericht verantworten.
Spielfreudiges Ensemble, schöne Bilder, elegante Kostüme
Es ist ein großes Vergnügen zuzusehen, wie Ozon das spielfreudige Ensemble aus Stars und Newcomern in Szene setzt. Dazu kommt die Schönheit der Bilder. Der Ästhet Ozon schwelgt in der Eleganz der Kostüme und der Ausstattung. Die Hülle der leichtfüßigen Krimikomödie füllt er dagegen mit Themen und Diskursen, die in ihrer Aktualität eigentlich gar nicht zum Lachen sind: in welchem Ausmaß Frauen nach wie vor als sexuelle Verfügungsmasse betrachtet werden und auch die misogynen Abwehrmechanismen, die greifen, wenn Frauen die gesellschaftlichen Machtverhältnisse in Frage stellen.
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