Im Seriendebüt des iranischen Regisseurs Nima Javidi machen die beiden freischaffenden Schauspieler Ali und Morteza das heutige Teheran zu ihrer Bühne. Um finanziell über die Runden zu kommen, nehmen sie die ungewöhnlichsten Aufträge an, deren Zweck von Unterhaltung bis zu Spionage reicht. Die Serie ist in der Arte Mediathek zu sehen.
Die ganze Welt ist eine Bühne: Shakespeare Zitat als Motto der Serie
Eine Autopanne auf einer Wüstenstraße bei Teheran. Zuerst albert die Gruppe junger Leute noch rum, doch dann werden sie von zwei üblen Schnurrbartträgern mit Turban und Machete überfallen. Ein kurzer Schockmoment, aber letztendlich doch nur eine Inszenierung, die in einen Heiratsantrag mündet.
Nicht sonderlich geschmackvoll oder überaus witzig. Den Schauspielern Ali und Morteza ist es egal, mit dieser Art Auftragsarbeiten für die iranischen Rich Kids halten sich die beiden über Wasser.
Die ganze Welt ist eine Bühne – und alle Frauen und Männer bloße Spieler – das Shakespeare-Zitat steht als Motto vor jeder Folge von „The Actor“ und damit wird schon deutlich, dass es hier um einen größeren Rahmen geht.
Alle spielen: die Mutter für ihren Sohn, der Chef für seine Angestellte, selbst die Figuren in dem Theaterstück „Revanche“, das die beiden einstudieren, spielen sich gegenseitig noch was vor. Verkleidungen, Masken, das ganze Leben ist ein Rollenspiel, bei dem man nicht weiß, was vorgetäuscht oder echt ist.
Verkleiden und Verstellen als Überlebensstrategie
Das mag einem als kulturbeflissene Plattitüde vorkommen. Aber im Rahmen einer Tragikomödie aus dem Iran gewinnt das Verkleiden und Verstellen als Überlebensstrategie eine andere Tiefendimension.
Bald können die beiden ihr Schauspieltalent noch für ganz andere Zwecke einsetzen. Sie werden nämlich von einer geheimnisvollen Organisation als Privatdetektive angeheuert und kreieren dafür ihre eigenen Rollen als gut situierte Senioren oder als Drogendealer.
Filmemacher Nima Javidi feiert die Schauspielerei
So changiert „The Actor“ immer wieder zwischen klassisch europäischen Theaterelementen, einem Krimiplot mit absurder Komik und einem Gesellschaftsbild des modernen Iran.
Ein gelungener Genremix, der nie überdreht daher kommt, eher langsam erzählt und sich dann immer wieder konzentriert auf die warmherzige Geschichte einer Freundschaft.
Mit den großartigen Darstellern Navid Mohammadzadeh und Ahmad Mehranfar feiert Filmemacher Nima Javidi die Schauspielerei.
Die Fähigkeit, aus wenigen Dingen eine ganze Welt zu erschaffen sich nicht zu ernst zu nehmen, sich mit List und Chuzpe durchs Leben schlagen. Und dabei, egal auf welcher Bühne, Beziehungen aufzubauen. Nicht zuletzt zu sich selbst.
„The Actor“ in der Arte Mediathek:
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