Dokumentarfilm

„Das Kombinat“ – von der Idee zur größten Gemüse-Genossenschaft in Deutschland

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INTERVIEW
Philine Sauvageot

Der Kapitalismus durchdringt fast alle Aspekte unseres Lebens, aber ist er wirklich alternativlos? Die Dokumentation „Das Kombinat“ begleitet die Entwicklung einer Genossenschaft, die sich der solidarischen Landwirtschaft verschrieben hat. „Innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Zahl der solidarischen Landwirtschaft von 30 auf 500 angestiegen“, sagt Regisseur Doku Moritz Springer, „Der Bedarf ist auf jeden Fall da!“

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Der Dokumentarfilm „Das Kombinat“ von Moritz Springer begleitet über einen Zeitraum von 9 Jahren das „Kartoffelkombinat“ aus München auf seiner bewegenden Reise von der idealistischen Idee zur größten Solidarischen Landwirtschaft in Deutschland.
Gemüseanbau im „Kartoffelkombinat “ München.

Nicht auf Masse produziert

Die solidarische Landwirtschaft, auch als „Solawi“ bekannt, ist ein Konzept, bei dem Menschen sich in Genossenschaften zusammenschließen, um gemeinsam Gemüse anzubauen und zu verteilen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Markt, wo Produkte gewinnorientiert produziert werden, orientiert sich die Solawi allein am Bedarf der Mitglieder. Dieses Modell versucht, die marktwirtschaftlichen Verwertungsketten aufzubrechen.

„Das ist eine Genossenschaft, die produziert und vertreibt im Monat Gemüse für 70 Euro, dass die Mitglieder bekommen“, sagt Springer, „und dafür arbeiten sie auf dem Hof mit und bringen sich ein.“

Der Dokumentarfilm „Das Kombinat“ von Moritz Springer begleitet über einen Zeitraum von 9 Jahren das „Kartoffelkombinat“ aus München auf seiner bewegenden Reise von der idealistischen Idee zur größten Solidarischen Landwirtschaft in Deutschland.
Der Dokumentarfilm „Das Kombinat“ von Moritz Springer begleitet über einen Zeitraum von 9 Jahren das „Kartoffelkombinat“ auf seiner bewegenden Reise von der idealistischen Idee zur größten Solidarischen Landwirtschaft in Deutschland.

Am eigenen Anspruch ein Stück weit gescheitert

Das Wachstum des Kartoffelkombinats brachte auch Herausforderungen mit sich. Die Genossenschaftsmitglieder arbeiten nicht selten zwölf Stunden am Tag und die Organisation musste mit dem Anstieg der Mitgliederzahlen Schritt halten. Dies führte zu Überlastung und zeigte, dass selbst idealistische Projekte nicht immer reibungslos funktionieren.

„Die beiden Gründer sind keine Menschen, die aus Konzernstrukturen kommen“, sagt Filmemeacher Springer, der das Projekt neun Jahre lang belgleitet hat, sondern„ das war schon auch irgendwie so ein Learning-by-Doing. Und der hat sie dann auch überrollt.“ Auch dieses Scheitern habe Springer in seinem Film mit abbilden wollen.

Trailer: Kinofilm „Das Kombinat“:

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Gespräch Doku „Vergiss Meyn nicht“ – Vor fünf Jahren verunglückte ein Filmemacher bei Protesten im Hambacher Forst

Der Filmstudent Steffen Meyn stürzte vor fünf Jahren im besetzten Hambacher Forst von einer Hängebrücke und starb. Drei ehemalige Mitstudierende haben jetzt die Dokumenation „Vergiss Meyn nicht“ über die Proteste erstellt. „Steffen Meyn wollte, dass sein Filmmaterial an die Öffentlichkeit kommt“, so Kilian Kuhlendahl, einer der drei Regisseure, in SWR2. Die Aktivistinnen hatten versucht, die Rodung des Forstes zugunsten des Braunkohleabbaus zu verhindern.

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Gespräch Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt eine Politik der Atemlosigkeit

„Ich konnte die Regierung dabei beobachten, wie sie über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat“, sagt der Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der die Bundesregierung fast zwei Jahre mit der Kamera begleitet hat. Seine ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt, wie sehr der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Koalition belastet hat.
Körperliche und geistige Belastungsproben
Stephan Lamby wollte eigentlich einen ganz anderen Film machen, als er im Dezember 2021 anfing, die neue Bundesregierung mit der Kamera zu begleiten. Nämlich darüber, wie diese das Land in Richtung Klimaneutralität umbauen würde.
Stattdessen passierte der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Im Moment der vielbeschworenen Zeitenwende beobachtete Lamby, wie die Regierung über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat. Waffen wurden in ein Kriegsgebiet geliefert, Kohlekraftwerke am Leben erhalten, Schulden aufgenommen.
Lambys Film zeige, mit welcher Atemlosigkeit in dieser Zeit Politik gemacht werden müsse. „Ich war innerhalb weniger Tage mit dem Kanzler in Peking, mit dem Vizekanzler in Singapur, das sind ewig lange Flüge. Man ist kurz zuhause, dann geht’s wieder los“, sagt Lamby. Sowohl körperlich als auch geistig sei das eine Herausforderung.
Im zweiten Regierungsjahr brach Streit aus
„Insbesondere das erste Jahr war eine unglaubliche Herausforderung für die Regierung“, sagt Larmy, denn innerhalb weniger Tage habe eine neue Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik entworfen werden müssen. Das habe die Regierung insgesamt gut hinbekommen. Im Gegensatz dazu habe man sich im zweiten Jahr vor allem mit sich selbst beschäftigt. Dann brachen die großen Streitereien aus. Somit fällt Lambys Bilanz zur Halbzeit durchwachsen aus.
Ein verlorenes Jahrzehnt
Neben seinem Dokumentarfilm hat Stephan Lamby auch ein Buch mit dem gleichen Namen veröffentlicht, in dem er die Frage stellt, wie wir in Zukunft auf unsere Zeit zurückblicken werden. Lambys These: Wir werden nicht von den Goldenen Zwanzigern, sondern von den Verlorenen Zwanzigern sprechen.
Das Wissen über die globalen Herausforderungen durch den Klimawandel sei vorhanden. Die wichtigen Akteure handeln aber nicht konsequent genug, um das Ruder herum zu reißen.“

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Gespräch ARD-Doku „Generation-Crash“: Die Ost-Millennials, eine Generation des Umbruchs

Die ARD-Doku „Generation Crash – Wir Ost-Millennials“ erzählt ein Kapitel der Nachwendezeit, das bisher gefehlt hat. Der „Crash“ sei nicht nur der Mauerfall, sondern „auch was danach passierte“, so Regisseur Nils Werner.

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Philine Sauvageot