Die Bundeswehr und wir

Meinung: Sprecht mit Ihnen!

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Autor/in
Thomas Schneider
Thomas Schneider

Die deutsche Gesellschaft und ihre Armee wissen wenig voneinander und reden wenig miteinander. Das ist schlecht, lässt sich aber ändern, meint Thomas Schneider.

Wenn Ihnen in der Bahn ein Soldat oder eine Soldatin gegenübersitzt, fragen Sie sich dann auch, was er oder sie gerade über die Weltlage denkt? Ich war mehrere Tage zu Gast im „Zentrum Innere Führung“ in Koblenz. Das ist die Denkfabrik der Bundeswehr, in der Führungskräfte fortgebildet werden.

Thomas Schneider
Die Meinung von Thomas Schneider

 Dort kann man einer Armee beim Nachdenken über sich selbst zuzuhören - und über heikle Themen, etwa: „Wie bringe ich meine Leute dazu, einen Angriff zu starten in dem Wissen, sie sterben vielleicht dabei?“ Diese Diskussion mitzuerleben, war für mich eine der spannendsten Erfahrungen bei der Recherche für unsere neue Dokumentation „Zeitenwende Hautnah - Ein Jahr mit Soldaten“, die Sie sich sehr gerne hier in der ARD Mediathek anschauen können:

Am meisten hat mich in Koblenz überrascht, wie wichtig es Soldaten ist, was wir „da draußen“ über sie denken. Seit dem Ende der Wehrpflicht haben viel weniger Menschen direkten Kontakt zu Bundeswehrangehörigen, und manche von ihnen verunsichert das. Ein Dozent am „Zentrum Innere Führung“, Oberstleutnant Bernd, erzählte dazu die Geschichte, wie er auf einer langen Zugfahrt einer Dame gegenübersaß, die ihn die ganze Zeit über kritisch beäugte. Als ihm deswegen ungemütlich wurde und er sich innerlich schon auf eine abfällige Bemerkung eingestellt hatte, sagte die Frau kurz vor dem Aussteigen zu ihm: „Ich wollte mich mal bei Ihnen bedanken, dass Sie auf uns aufpassen.“ So kann’s gehen.

 Seinen Lehrgangsteilnehmern rät Bernd, möglichst oft in Uniform in den Supermarkt zu gehen, sich bewusst dem Risiko auszusetzen, von Zivilisten angesprochen zu werden - was viele Soldaten bisher nicht tun. Ich finde ganz im Ernst, dass solcher Mut belohnt gehört. Und für uns Zivilisten gilt: „Sprich mit ihm“. So ergibt sich dann auch die Chance herauszufinden, was die unruhige Weltlage mit denen macht, die im Zweifelsfall ihren Kopf für uns hinhalten.

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