Die tonnenschwere Statue eines Eisengießers wurde am letzten Arbeitstag bei Vulcast gegossen und steht jetzt in Jünkerath. (Foto: Prof. Schmidt)

So läuft das Insolvenzverfahren

Vulcast in Jünkerath: Das Jahr der Aufarbeitung

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)

Über 330 Jahre gab es die Eisengießerei Vulcast in der Vulkaneifel. Seit einem Jahr ist sie dicht. In diesem Jahr ist aber einiges passiert und es geht noch weiter.

"Für viele Mitarbeiter war Vulcast nicht nur ein Arbeitgeber, sondern es war ihr Unternehmen. Deshalb war der letzte Guss ein sehr bewegender Moment", so erinnert sich Ingo Grünewald an den letzten Arbeitstag in der Eisengießerei in Jünkerath vor rund einem Jahr. Für ihn ist die Arbeit aber noch längst nicht vorbei: Er ist Insolvenzverwalter des Betriebs.

Die gesamte Belegschaft hat zusammengehalten.

Seit der 1687 gegründete Betrieb im April 2022 Insolvenz anmelden musste, ist Grünewald für das Verfahren zuständig. Als im September 2022 feststand, dass der Betrieb schließen muss, bedeutete das für über 100 Mitarbeiter, dass sie ihren Job verlieren. Entsprechend fielen die Reaktionen aus, sagt Grünewald: "Für viele Mitarbeiter war es ein Schock." Viele hätten dort ihre Ausbildung gemacht. Väter und ihre Söhne hätten 20, 30 oder sogar 40 Jahre in der Eisengießerei gearbeitet.

Der Zusammenhalt aber blieb, sagt Grünewald: "Das Herausragende war, dass bis kurz vor Weihnachten noch die Aufträge bedient wurden. Und das ist deswegen gelungen, weil die gesamte Belegschaft zusammengehalten hat." Zum Abschied gossen sie eine tonnenschwere Eisenstatue, die einen von ihnen zeigt. Der Gießer steht heute in Jünkerath. Die weitere gute Nachricht: Ein Großteil der Belegschaft habe sofort eine neue Beschäftigung gefunden.

Kein Lost Place in Jünkerath

Für Insolvenzverwalter Grünewald war seine Arbeit damit noch nicht getan. Er suchte 2023 nach einem Investor für das Grundstück und das Gebäude von Vulcast: "Damit aus dem Betriebsgelände kein ‚Lost Place‘ wird." Man wurde fündig, das Gelände ist verkauft. Nicht nur, dass das Gebäude weiter genutzt wird, steht im Raum: Auch ein Gewerbepark könnte an dem Standort entstehen.

Gebäude und Gelände von Vulcast wurden mittlerweile verkauft. Sie sollen nicht verfallen, sondern eventuell sogar zum Gewerbepark ausgebaut werden. (Foto: Prof. Schmidt)
Gebäude und Gelände von Vulcast wurden mittlerweile verkauft. Sie sollen nicht verfallen, sondern eventuell sogar zum Gewerbepark ausgebaut werden.

Wie es zur Insolvenz kam

In Schieflage geriet die Gießerei Anfang 2022 aus mehreren Gründen: Zum einen wurde sie schwer von der Jahrhundertflut 2021 getroffen und musste die Schäden zunächst aus eigener Kraft und mit eigenem Geld beseitigen, berichtet Grünewald. Die Zusage, dass Vulcast Fluthilfe ausgezahlt bekommt, zog die zuständige Landesbank später zurück. Zu Recht, entschied kürzlich das Verwaltungsgericht Trier.

Ein Blick in die Gießerei Vulcast in Jünkerath (Foto: Prof. Schmidt Insolvenzverwalter RAe)
Mehr als 330 Jahre wurde in Jünkerath Eisen gegossen.

Insolvenzverwalter Grünewald will das nicht auf sich beruhen lassen: "Es ist meine Aufgabe, zu klären, inwieweit die nach meinem Dafürhalten zu Recht beantragte Fluthilfe auszuzahlen ist - trotz Insolvenz." Er hat Rechtsmittel gegen die Entscheidung eingelegt. Der Rechtsstreit geht also auch 2024 weiter.

Weitere Gerichtsverfahren 2024

Die Flut war aber nicht der einzige Grund für die Insolvenz, sagt Grünewald: "Wie so oft gibt es einen bunten Strauß an Krisenursachen: Wenige Jahre vorher hatte Vulcast bereits ein Insolvenzverfahren durchlaufen und es seither nicht geschafft, noch mal einen stabilen Geschäftsbetrieb herzustellen." Hinzu sei die Energiekrise gekommen.

Um den seit mindestens zehn Jahren bestehenden Investitionsstau in Jünkerath zu beseitigen, hatte Grünewald im vergangenen Jahr - bevor feststand, dass der Betrieb geschlossen werden musste - in Deutschland und Europa jemanden gesucht, der nicht nur Geld in das Unternehmen steckt, um Gewinn zu machen.

Gußteile wie diese wurden bei Vulcast in Jünkerath hergestellt. (Foto: Prof. Schmidt)
Gußteile wie diese wurden bei Vulcast in Jünkerath hergestellt.

Sondern der auch den Betrieb weiterentwickeln wollte: "Man braucht vor Ort Know-How, eine Verbindung zum Unternehmen, zur Region und auch die Bereitschaft, zu investieren." Und zwar in die Infrastruktur, in das Gebäude und in die Maschinen. Grünewalds Suche war vergeblich. Zu groß war die Angst, ob sich die energieintensive Branche überhaupt halten kann. Der Betrieb musste nach mehr als 330 Jahren Ende 2022 geschlossen werden.

2023 war das Jahr der Aufarbeitung der Insolvenz. Die ist aber noch nicht abgeschlossen. Es laufen auch 2024 weitere Gerichtsverfahren gegen jene, die den Investitionsstau und letztlich Insolvenz und Schließung verschuldet haben: "Es ist natürlich auch meine Pflichtaufgabe, zu prüfen, ob das Unternehmen noch Ansprüche hat gegen die seinerzeit Agierenden und Beteiligten."

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