Opferinitiative enttäuscht

Bischof-Stein-Platz in Trier soll wie früher heißen

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Der Ortsbeirat hat entschieden, wie der nach dem umstrittenen Bischof Stein benannte Platz hinter dem Dom künftig heißen soll. Nicht alle sind zufrieden. Das letzte Wort hat der Stadtrat.

In der Sitzung des Ortsbeirates ging es zunächst um acht, dann noch um sieben Vorschläge, weil zwei ähnliche zusammengelegt wurden. Die Vorschläge stammten laut Stadtverwaltung von den Mitgliedern des Ortsbeirates und waren im Vorfeld der Ortsbeiratssitzung überprüft worden. Am Dienstag stand nun die Endausscheidung an. Zur abschließenden Wahl standen:

1. "Am alten Gefängnis"
2. "Domhof"
3. "Kardinal Clemens August Graf von Galen"
4. "Platz der Menschenwürde"
5. "Platz der Vielfalt"
6. "Platz gegen das Vergessen"
7. "Windstraße / Hinter dem Dom"

Der Bischof-Stein-Platz hinter dem Trierer Dom wird umbenannt. Der zuständige Ortsbeirat wählt einen neuen Namen aus.
Der Bischof-Stein-Platz hinter dem Trierer Dom wird umbenannt.

Favorit der Opferinitiative hat das Nachsehen

Im ersten Wahlgang des Ortsbeirates wurden "Windstraße / Hinter dem Dom" und "Platz der Menschenwürde" nahezu gleichermaßen gewichtet. Im zweiten Wahlgang fiel das Ergebnis dann deutlicher und mehrheitlich für "Windstraße / Hinter dem Dom" aus.

"Windstraße / Hinter dem Dom" entspricht einer Rückbenennung. So hieß der Bischof-Stein-Platz bis 2011. "Platz der Menschenwürde" war, wie in der Ortsbeiratssitzung zu erfahren war, der Vorschlag, den auch die Opferinitiative Missbit favorisiert hätte. Dass dieser Vorschlag das Nachsehen hatte, sahen einige Beiratsmitglieder kritisch.

Missbit enttäuscht über Abstimmung

Missbit zeigte sich am Mittwoch enttäuscht über das Ergebnis der Abstimmung. "Da sind konservative Kräfte am Werk, die haben keinen Mut, eine würdige Bezeichnung zu finden", sagte Missbit-Sprecherin Jutta Lehnert.  

"Ich bin menschlich tief enttäuscht von diesem Votum. Für mich ist es eine verpasste Chance."

Auch Ortsbeirätin Sylvia Mayer-Stenzel (SPD) hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht. "Ich bin menschlich tief enttäuscht von diesem Votum. Für mich ist es eine verpasste Chance." Warum nicht mehr Mitglieder - auch von den Grünen - für den Vorschlag gestimmt hätten, verstehe sie nicht, so Mayer-Stenzel.

Die Grünen hätten keine Präferenz gehabt, sagte Grünen Stadtratsmitglied Richard Leuckefeld. Er halte den Namen für eine kluge Entscheidung. "Der Platz liegt im Herzstück der katholischen Kirche in Trier. Wenn man da einen Platz der Menschenwürde draus gemacht hätte, hätte es zu Missverständnissen kommen können."  

Ähnlich sieht das auch Udo Köhler. Er ist der Fraktionsvorsitzende der CDU im Trierer Stadtrat. "Ich bin mit der Entscheidung einverstanden. Das entschärft die Diskussion um die Problematik."

Entscheidung des Stadtrates im Mai oder Juli

Der ausgewählte neue Name "Windstraße / Hinter dem Dom" wird nun an den Stadtrat weitergeleitet, damit eine Beschlussfassung für den Stadtrat ausgearbeitet werden kann.

Der Ortsbeirat stimmte am Dienstag aber ergänzend auch für einen Antrag an die Mitglieder und Fraktionen des Stadtrates, mögliche Maßnahmen zu sondieren, "die einem angemessenen erinnernden wie mahnenden Gedenken dienen können und auch die Erwartungen Betroffener einbeziehen."

Bischof-Stein-Platz in Trier
Im Jahr 2011 wurde der Platz hinter dem Dom zum Bischof-Stein-Platz.

Über die tatsächliche Umbenennung bzw. Rückbenennung hat der Stadtrat zu entscheiden. Im Stadtrat soll auch festgelegt werden, wann der Platz umbenannt wird. Laut Stadtverwaltung sollte das voraussichtlich in einer Sitzung Mitte Mai passieren, so hieß es zumindest vor der Ortsbeiratssitzung am Dienstag.

Aufgrund der Diskussion um den Missbit-Favoriten und den ergänzenden Antrag, erscheint ein Beschluss des Stadtrates hin zu einer Rückbenennung des Platzes im Mai jedoch nicht sicher. Wie am Rande der Ortsbeiratssitzung zu erfahren war, könnte das Thema nun auch erst im Juli auf die Tagesordnung kommen.

Studie zur Amtszeit Steins gab den Ausschlag

Grund für die geplante Umbenennung war eine im Dezember vorgestellte Studie zum Missbrauchsgeschehen in der Amtszeit des verstorbenen Bischofs. Demnach wusste Stein von Missbrauchsfällen durch Priester, schützte diese jedoch.

Bischof Stein habe in seiner Amtszeit von 1967 bis 1981 in keinem der ihm bekannten Missbrauchsfälle die Staatsanwaltschaft informiert. Auch nach Kirchenrecht gab es demnach für die Täter keine Konsequenzen, noch sei Betroffenen geholfen worden.

Bernhard Stein war von 1967 bis 1981 Bischof von Trier
Bernhard Stein war von 1967 bis 1981 Bischof von Trier.

Prozess beschleunigen ohne Öffentlichkeitsbeteiligung

Im Februar dieses Jahres hatte der Stadtrat Trier einstimmig entschieden, dass der Platz künftig anders heißen soll und dass dem früheren Bischof posthum die Ehrenbürgerwürde und das Ehrensiegel der Stadt aberkannt werden.

Anschließend legte der zuständige Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld fest, dass es keine Öffentlichkeitsbeteiligung geben werde. Damit sollte der Prozess beschleunigt werden.

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SWR