Ab heute müssen sich eine Frau und zehn Männer vor dem Landgericht Trier verantworten.

Prozess am Landgericht Trier

Disco-Randale in Trier-West: Angeklagte kündigen Geständnisse an

Stand

Im Prozess wegen eines Angriffs auf Polizisten vor einer Trierer Diskothek haben Angeklagte Geständnisse angekündigt. Vor dem Landgericht wurden auch Videos gezeigt.

Am dritten Prozesstag wurde vor Gericht der Polizist gehört, der bei dem Vorfall am 17. Februar zwei Warnschüsse abgegeben hatte. In seiner Aussage berichtete er, dass er als Teil der hinzu gerufenen Verstärkung vor der Disco war und die Lage bei seinem Eintreffen vor Ort zunächst ruhig gewesen sei.

Erst als eine Person versucht habe, sich an der Polizeikette vorbei zu drängen, sei es zu einer Auseinandersetzung und dann zu dem Angriff auf die Polizisten mit Flaschen, Schaufeln und Besenstielen gekommen.

Polizisten hätten sich ohne Schutzausrüstung machtlos gefühlt

Der Polizist betonte, dass er und seine Kollegen zu diesem Zeitpunkt über keinerlei Schutzausrüstung verfügt hätten. Das habe bei ihnen ein Gefühl der Machtlosigkeit ausgelöst. Außerdem seien ihm die Wut und der Hass, die ihm und seinen Kollegen bei diesem Einsatz entgegengebracht worden seien, besonders heftig vorgekommen.

Er habe daher keine andere Möglichkeit gesehen, als die beiden Warnschüsse abzugeben, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Das habe auch funktioniert, denn daraufhin hätte die Personengruppe aufgehört, die Beamten mit Flaschen zu bewerfen.

Bereits vergangene Woche wurden vor Gericht drei Polizisten als Zeugen gehört. Einer von ihnen war in der Polizeiinspektion, als er über Funk von dem Angriff auf seine Kollegen hörte. Er machte sich auf den Weg, um seinen Kollegen zu helfen. Als er vor Ort eingetroffen war, sei der Angriff aber schon vorüber gewesen, berichtete er vor Gericht.

Video soll Angriffe zeigen

Außerdem wurden in der Sitzung vor dem Landgericht Trier verschiedene Videos gezeigt. Eines davon aus einer Überwachungskamera im Außenbereich der Diskothek.

Erkennbar war, dass in der Nacht zum 17. Februar kurz nach Mitternacht die Polizei an der Disco eintrifft. Danach war zusehen, wie sich mehrere Menschen aus einem Glascontainer Flaschen holten und diese in Richtung des Parkplatzes warfen. Sichtbar waren auch Leute, die sich eine Palette gegriffen hatten, um sie wegzuschleudern.

Einlassungen der Angeklagten

Daraufhin erklärten mehrere Verteidiger, dass sich ihre Mandanten auf dem Video wieder erkannt hätten. Die Angeklagten gaben an, dass sie dies vor Gericht als Einlassung werten lassen wollten. Ein Rechtsanwalt sagte darüber hinaus, dass sein Mandant in einer kommenden Sitzung ein volles Geständnis ablegen wolle. Auch ein weiterer Angeklagter ließ über seinen Anwalt mitteilen, sich voraussichtlich äußern zu wollen. Die Anklage geht davon aus, dass die Polizisten aus einer Gruppe heraus angegriffen wurden.

Ein Vorfall, der für Entsetzen sorgt

Weiberfastnacht 2023: Rund 40 Personen sollen vor einer Diskothek in Trier-West Polizisten mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln attackiert haben.

Der Trierer Polizeidirektor Christian Hamm erklärte damals: "Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt." Er sprach von einer lebensgefährlichen Situation für die Beamten. Der Fall bekam viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Polizisten mit Eisenstangen angegriffen?

Am Morgen nach den Vorfällen hatte die Polizei Trier in einer Pressemitteilung geschrieben, dass Polizeibeamte unter anderem mit "Eisenstangen" angegriffen und beworfen worden seien. Später war von "Eisenstangen" nicht mehr die Rede. In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft vom Juli wird von Glasflaschen, Schaufeln und Besen gesprochen, die von den Angeklagten auf die Beamten geworfen worden seien. Außerdem sei ein Einkaufswagen und eine Holzpalette in Richtung der Beamten geworfen worden. Die "Eisenstangen" finden dort keine Erwähnung mehr. Auch in den Angaben des Landgerichts zum Prozess, ist nicht von "Eisenstangen" die Rede.

Es folgten umfangreiche Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft Trier. Kurz nach der Tat musste die Polizei bereits zurückrudern. Denn es habe sich herausgestellt, dass sich die Täter nicht gezielt verabredet hätten, um die Polizei zu attackieren. Viel mehr habe sich die Situation vor Ort spontan entwickelt. Dennoch sei das ganze eskaliert, hieß es später von Seiten der Ermittler.

Etwa 40 Personen sollen vor einer Diskothek in Trier-West Polizisten mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln attackiert haben.
An Weiberfastnacht 2023 kam es vor einer Trierer Disco zwischen mehreren Personen und der Polizei zu einer heftigen Auseinandersetzung.

Angeklagte sind zwischen 17 und 43 Jahre alt

Seit Ende November müssen sich eine Frau und zehn Männer vor dem Landgericht Trier verantworten. Sie sind zwischen 17 und 43 Jahre alt, wobei unter ihnen nur ein Erwachsener ist, die anderen gelten juristisch als heranwachsend und jugendlich. Einige von ihnen haben die Schule oder die Ausbildung abgebrochen und berichteten am ersten Verhandlungstag über Probleme mit den Eltern.

Die Anklage wirft ihnen nicht nur schweren Landfriedensbruch sondern auch gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor. Zum Vorfall selbst wollte sich am ersten Prozesstag keiner der Angeklagten vor Gericht äußern.

Antrag auf Einstellung gleich zum Prozessauftakt

Gleich zum Prozessauftakt stellte Verteidiger Otmar Schaffarczyk einen Antrag und forderte die Einstellung des Verfahrens. Die meisten Verteidiger schlossen sich an. Die Kernargumente: Das Gericht sei gar nicht zuständig. Der Fall hätte demnach vor dem Jugendschöffengericht verhandelt werden müssen. Aus Sicht der Verteidigung bestehe auch kein überregionales öffentliches Interesse. Der Fall sei außerdem abzugrenzen von dem einzigem angeklagten Erwachsenen Michael E. Das Gericht zog sich vorübergehend zur Beratung zurück und lehnte die Anträge dann mit der Begründung ab, die sachliche Zuständigkeit des Gerichts liege vor.

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Detaillierte Anklageschrift

Nach Angaben der Anklage sollen an Weiberfastnacht in der Diskothek "Secret Club" zunächst zwei Gruppen von Besuchern aneinandergeraten sein. Die Auseinandersetzung sei derart eskaliert, dass der Sicherheitsdienst eingreifen musste. Zwei der Angeklagten sollen dabei auch körperlich angegangen worden seien. Anschließend seien die zwei Männer der Diskothek verwiesen und nach draußen gebracht worden.

Aggressionen gegen Security-Mitarbeiter

Auf dem Parkplatz vor der Disko hätten sich dann Begleiter und Freunde der Angeklagten versammelt. Diese sollen sich zunehmend aggressiv gegenüber den Security-Mitarbeitern verhalten haben, heißt es in der Anklage weiter.

Um zu verhindern, dass die Gruppe erneut den Club betritt oder die Mitarbeiter der Security angreift, sollen eingetroffene Polizeibeamte eine Kette zwischen der Gruppe und den Security-Mitarbeitern gebildet haben.

Immer mehr mutmaßliche Randalierer vor Diskothek

Zunächst habe sich die aufgeheizte Stimmung beruhigt, die Situation sei aber wenig später gekippt. Grund dafür waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft weitere Personen, die vor Ort eingetroffen waren. Darunter einer der Angeklagten, der zum damaligen Zeitpunkt erheblich betrunken versucht haben soll, auf die Security-Mitarbeiter loszugehen.

Nachdem der Mann zunächst von seinen Freunden davon abgehalten werden konnte, sei er plötzlich auf die Polizeikette zugestürmt und habe versucht, sie gewaltsam zu durchbrechen.

Angriff auf Polizisten

Dabei soll er mit der Faust gegen den Kopf eines der Beamten geschlagen haben, so die Anklage. Ein weiterer Mann habe sich unterdessen an einen anderen Polizisten geklammert und soll dabei mehrfach versucht haben, ihn zu schlagen.

Nachdem die Polizisten die Angreifer unter anderem mit Pfefferspray abgewehrt und versucht haben sollen, die Männer am Boden zu fixieren, sei es zu einer weiteren Attacke gekommen. Dabei soll die ebenfalls angeklagte Frau versucht haben, einen der Polizisten mit ihrer Handtasche an den Kopf zu schlagen. Dies sei jedoch durch einen weiteren Polizisten verhindert worden, in dem er die Frau zur Seite gestoßen habe.

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Gegenstände flogen durch die Luft

Fast zeitgleich sollen die übrigen Angeklagten aus der inzwischen etwa 40 Personen umfassenden Gruppe mit unterschiedlichen Gegenständen nach den Polizeibeamten geworfen haben. Darunter waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Auch ein Einkaufswagen und eine Holzpalette sollen in Richtung der Polizei geworfen worden sein.

Der Angriff sei erst beendet worden, als ein Beamter mit seiner Dienstwaffe zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe. Insgesamt seien vier Beamte bei dem Einsatz verletzt worden, zwei unmittelbar durch die angeklagten Taten und zwei durch Pfefferspray, das durch die Polizei eingesetzt worden war.

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