Traditions-Firma aus Traben-Trarbach schließt

Überraschung und herbe Enttäuschung nach Aus für Weinkellerei Langguth

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Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach
Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Vertreter aus Politik und Weinwirtschaft reagieren überrascht auf die Pläne des neuen französischen Eigentümers, die Kellerei Langguth Erben in Traben-Trarbach zu schließen.

Patrice Langer (SPD), Stadtbürgermeister von Traben-Trarbach, spricht von einem herben Schlag. Die Kellerei Langguth Erben sei seit Jahrzehnten ein Aushängeschild für die Mittelmosel-Stadt. Das schnelle Aus nach der Übernahme durch die französische Kellereigruppe Les Grands Chais de France überrasche ihn mit dieser Vehemenz.

Das ist ganz schlimm für die 150 Mitarbeiter und deren Familien.

"Das ist ganz schlimm für die 150 Mitarbeiter und deren Familien und bringe viel Unruhe", kommentiert Langer und verspricht, sich bei künftigen Gesprächen mit der Kellereigruppe für einen möglichst sanften Übergang in neue Jobs einzusetzen.

Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss und Gaststätten (NGG) sollen bei der Kellerei Langguth Erben mehr als 100 Beschäftigte entlassen und der Betrieb stillgelegt werden. Damit würden mehr als 200 Jahre Firmengeschichte an der Mittelmosel ein Ende finden.

Die Weinkellerei Langguth Erben in Traben-Trarbach soll nach einer Übernahme durch ein französisches Unternehmen geschlossen werden.
Die Kellerei Langguth Erben war mehr als 200 Jahre in Traben-Trarbach ansässig.

Allgemeine Marktlage wird für Kellereien immer schwieriger

"Langguth Erben hatte eine gefährliche Größe", analysiert Peter Rotthaus, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Weinkellereien mit Sitz in Trier, das Aus: Sie seien nicht groß genug gewesen, um in den Preiskämpfen mit dem Einzelhandel zu bestehen - aber auch nicht klein genug, um den Markt mit lukrativen Nischenprodukten zu besetzen.

In Zeiten rückläufigen Konsums konsolidiere sich der Markt zunehmend. Es werde zwischen Kellereien und Einzelhandel um jeden Cent gefeilscht. Das könne nicht jeder überleben, so Rotthaus. Allerdings sei es überraschend, wie schnell der neue Eigentümer den Standort aufgebe. Die französische Kellereigruppe sei eigentlich dafür bekannt, Firmen aufzukaufen, zu sanieren und dann erfolgreich wieder auf dem Markt zu platzieren. Eine "Heuschreckenmentalität" sei dem Konzern eigentlich fremd, so Rotthaus.

Die Weinkellerei Langguth Erben in Traben-Trarbach soll nach einer Übernahme durch ein französisches Unternehmen geschlossen werden.
Beim Preiskampf mit dem Einzelhandel bleiben immer mehr Kellereien auf der Strecke. Außerdem geht der Weinkonsum zurück.

Großkunden seien abgesprungen

Der neue Eigentümer ist die französische Kellereigruppe Les Grands Chais de France (GCF) mit Sitz in Petersbach im Elsass. Das Unternehmen begründe die Stilllegung damit, dass Großkunden abgesprungen seien und man erst nach der Übernahme zum 1. Mai richtigen Einblick in die Geschäfte bekommen habe, so Annalena Bindges, Gewerkschaftssekretärin der NGG. Die Kellereigruppe hat sich bislang auf SWR-Anfrage noch nicht zu den Plänen geäußert.

Chancen für den Moselwein trotz Schließung

Weinbaupräsident Walter Clüsserath sieht er in der Schließung der Traditions-Kellerei auch Chancen für den Moselwein. Die Kellereigruppe Les Grands Chais de France hatte bereits mit der Zeller Kellerei Zimmermann-Graeff&Müller eine große Mosel-Kellerei übernommen und konzentriere so ihre Aktivitäten an der Mosel.

Man werde in Zell künftig etliche Leute brauchen, so Clüsserath. Die Franzosen seien auch als eine der größten Kellereien der Welt ein starker Partner für den Moselwein. In zukünftigen Verhandlungen mit dem Einzelhandel könnte dann auch ein höherer Literpreis für den Moselwein herausspringen als die derzeit üblichen 1,10 Euro für einen Liter Riesling, hofft der Weinbaupräsident.

Gewerkschaft hat nicht damit gerechnet

Die schlechte Nachricht vom Aus für die Weinkellerei Langguth sei den Beschäftigten während einer Betriebsversammlung am Freitagabend überraschend mitgeteilt worden, sagt die Gewerkschaftssekretärin der NGG, Anna-Lena Bindges. "Wir haben damit in keiner Weise gerechnet."

Die Belegschaft hätte eigentlich erwartet, die neue Geschäftsführung kennenzulernen. Die Stimmung sei insofern optimistisch gewesen, nachdem klar war, dass es einen Betriebsrat geben würde. Zuletzt sei sogar darüber gesprochen worden, einen Tarifvertrag einzuführen, so Bindges.

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Gewerkschaft fordert Sozialplan

Die Belegschaft hat nach Angaben der Gewerkschaft am Dienstag einen Betriebsrat gewählt, der kommende Woche einen Vorsitzenden wählen soll. Die Gewerkschaft fordert einen Sozialplan und will erreichen, dass die Fristen für die Annahme von Abfindungen und Beschäftigungsangebote, beispielsweise in Zell und Mainz, verlängert werden. Juristische Schritte will die Arbeitnehmervertretung ebenfalls nicht ausschließen.

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