Das Foto zeigt den Komet 12PPons-Brooks, aufgenommen am Astronomischen Zentrum Martinsberg mit einem lichtstarken Astrographen mit 11" Öffnung und Lichtstärke 2.2 sowie einer Fullframe-CMOS-Kamera. ut alle 70 Jahre zieht Komet 12 PPons-Brooks seine Bahn und kann für Tage von der Erde aus gesehen werden - meist mit den nötigen Hilfsmitteln. Denn der vermutlich rund 30 Kilometer große Himmelskörper ist zirka 240 Millionen Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt und damit weiter als das Zentrum unseres Sonnensystems. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AZM | Michael Jäger)

So sieht man den Kometen am besten

Komet Pons-Brooks: Am Mittwoch lohnt ein Blick in den Eifeler Himmel

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)

Er kommt nur alle 71 Jahre vorbei und sieht manchmal aus wie ein Teufel: Der Komet 12/Pons-Brooks ist am besten Mittwoch zu sehen. An der Sternwarte Schalkenmehren weiß man, wie.

Horst Peter Franzen hat es geschafft. Ihm ist es gelungen, ein seltenes Himmelsobjekt einzufangen: "Das war ein sehr schönes Gefühl. Meine Frau sagte: Der Himmel klart auf. Also bin ich raus auf den Balkon und sah: Da ist er. Ich hatte 20 Minuten Zeit und dann ist das Foto dabei herausgekommen." Auf das Foto sind auch die anderen Mitglieder der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List in Schalkenmehren (AVV) stolz.

Von seinem Balkon aus ist AVV-Mitglied Horst Peter Franzen dieses Bild des Kometen gelungen. Wegen der zuletzt schlechten Sichtverhältnisse ist das schwierig. (Foto: Horst Peter Franzen/AVV)
Von seinem Balkon aus ist AVV-Mitglied Horst Peter Franzen dieses Bild des Kometen gelungen. Wegen der zuletzt schlechten Sichtverhältnisse war das sehr schwierig.

Es gab bisher drei Hindernisse, das Kerlchen zu sehen.

Denn der Komet 12P/Pons-Brooks ist nicht nur selten - etwa alle 70 bis 71 Jahre taucht er über der Erde auf: "Bisher gab es auch drei große Hindernisse, das Kerlchen überhaupt zu sehen", sagt Ulrich Klein, 1. Vorsitzender der AVV: "Erstens, steht er sehr tief im Norden und die Zeitspanne, bevor er untergeht, ist sehr kurz. Problem Nummer 2 ist das dauernd schlechte Wetter. Und als drittes der Saharastaub, der nun schon tagelang über Europa wegzieht."

Star Wars oder biblische Ausmaße? Komet hat "Teufelshörner"

Die Astronomische Vereinigung hofft deshalb am Mittwoch auf eine letzte Chance, den Kometen zu beobachten und zu fotografieren, bevor er nach mehreren Wochen in der Nähe der Erde wieder verschwindet.

Zumindest vor ein paar Wochen hatte er nämlich noch eine Besonderheit, die ein anderes Mitglied der AVV Anfang April auf seiner Sternwarte in Wittlich-Wengerohr fotografieren konnte, sagt der 2. Vorsitzende Harald Simon: "Ich bin ganz erstaunt: Auf dem Bild sieht man, dass da etwas Teufelshorn-Ähnliches ist. Das hab ich so auch noch nie gesehen, war mir völlig neu. Das ist der Kopf des Kometen."

Auf diesem Bild kann man die beiden "Teufelshörner" an der unteren Seite des Kometenkopfes sehen. (Foto: Thomas Dahmen/AVV)
Auf diesem Bild kann man die beiden "Teufelshörner" an der unteren Seite des Kometenkopfes sehen. AVV-Mitglied Thomas Dahmen hat diese Aufnahme Anfang April mit seinem Teleskop auf seiner Sternwarte in Wengerohr in einer Wolkenlücke gemacht. Dazu betrug die Brennweite des Fernrohrs 1.200 mm und das Objektiv der Kamera hatte 185 mm. Das Bild wurde hinterher aus sechs Aufnahmen kombiniert, jedes Bild wurde dafür 45 Sekunden lang belichtet.

Die Hörner sind im Sommer 2023 entstanden, manche sehen darin Teufelshörner, Fans der Star-Wars-Filme sogar das Raumschiff "Millennium Falke". Die Hörner hängen mit der Sonne zusammen, sagt Klein: "Diese Einbuchtungen können passieren, wenn der Komet sehr nah an die Sonne kommt. Durch die Sonnenhitze dampft er ab. Da wird regelrecht etwas aus dem Kometen rausgegraben."

Mit dem Riesen-Teleskop, das die AVV auf der Sternwarte in Schalkenmehren hat, um Mond und Sterne zu beobachten, kann man weder Pons-Brooks noch die Hörner sehen, sagt Klein: "Für das bloße Auge ist der Komet eventuell zu schwach, aber ein Fernglas ist hilfreich." Um sein Glück zu versuchen, und den Kometen zu sichten, muss man also keine professionelle Ausstattung wie in einem Observatorium haben.

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Man muss nach Nordwesten einen freien Horizont bis nach unten haben. Sonst hat man gar keine Chance.

So kann man den Kometen sehen

Und die Mitglieder der AVV haben auch Tipps, wie man Pons-Brooks als Laie sehen kann, sagt Harald Simon: "Wir sind ganz gespannt auf Mittwochabend, der tatsächlich mal ein Abend sein soll, an dem der Himmel klar ist. Um zu beobachten, muss man nach Nordwesten einen freien Horizont bis nach unten haben. Sonst hat man gar keine Chance. Aus einer Häuserreihe heraus wird einem das nicht gelingen, weil der Komet so tief am Horizont ist."

So soll der Himmel am 10. April um 21:30 Uhr aussehen. Schaut man Richtung Nordwesten auf den Horizont, sollte der Komet in der Nähe des hellen Jupiters und der Mondsichel zu sehen sein. (Foto: Astronomische Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List)
So soll der Himmel am 10. April um 21:30 Uhr aussehen. Schaut man Richtung Nordwesten auf den Horizont, sollte der Komet in der Nähe des hellen Jupiters und der Mondsichel zu sehen sein.

Geeignete Anhöhen gibt es in der Eifel genug, wie zum Beispiel den Flugplatz Daun-Senheld, sagt Horst Peter Franzen: "Das ist die ideale Stelle, weil keine Autoscheinwerfer oder Straßenlaternen stören." Die beste Zeit sei dann zwischen 21:15 Uhr und maximal 22:15 Uhr, sagt Simon: "Die große Hilfe sind dann die Mondsichel und der Jupiter, der sehr hell ist. Die liegen zusammen mit dem Kometen im Gesichtsfeld eines Kameraobjektivs mit 135 oder 200 Millimetern. Das hilft, ihn zu finden."

Horst Peter Franzen nutz für seine Aufnahmen des Nachthimmels ein solches Stativ mit einer sogenannten "Nachführung", die bei Fotos über einen längeren Zeitraum die Drehung der Erde ausgleicht. (Foto: Horst Peter Franzen/AVV)
Horst Peter Franzen nutz für seine Aufnahmen des Nachthimmels ein solches Stativ mit einer sogenannten "Nachführung", die bei Fotos über einen längeren Zeitraum die Drehung der Erde ausgleicht.

Auch Fotografieren sei nämlich möglich, wenn man es ansatzweise professionell anstellt: "Wir hatten bisher immer nur eine Lücke, um den Kometen zu fotografieren. An zwei, drei Abenden für 10 bis 20 Minuten."

Um aber auch den Schweif auf Fotos sichtbar zu machen, braucht man eine Serie von Aufnahmen, die man dann übereinander legt. Das sei üblich in der Astronomie: "Die Brennweiten der Fotoobjektive liegen zwischen 135 mm und 500 mm. Das sind Deep-Sky-Aufnahmen. Wir haben einen dunklen Himmel, der Sensor der Kamera ist aber eher für die Fotografie am Tag ausgelegt."

So kann man den Kometen fotografieren

Daher werde jedes Bild länger belichtet, bis zu eine Minute lang. "Und dann machen wir 10 bis 20 Aufnahmen. Ein Bild kann also eine halbe Stunde dauern." Das funktioniere aber nur, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist und entsprechend der Erdumdrehung mit bewegt wird, um diese auszugleichen.

Um den Kometen 12PPons-Brooks zu fotografieren, hat Horst Peter Franzen eine Kamera mit 135 Millimetern Brennweite genutzt. Bis zu 500 mm kann man nutzen, um Kometen zu fotografieren. (Foto: Horst Peter Franzen/AVV)
Um den Kometen 12P/Pons-Brooks zu fotografieren, hat Horst Peter Franzen eine Kamera mit 135 Millimetern Brennweite genutzt. Bis zu 500 mm kann man nutzen, um Kometen zu fotografieren.

Wer lieber beobachtet als fotografiert, kann sich neben einem Feldstecher für den Kometen auch ein kleines Teleskop anschaffen. Auch die AVV hat ein solches mit einem 30 Zentimeter großen Spiegel im Garten des Observatoriums stehen, sagt Ulrich Klein: "Das ist ein Instrument, wie es viele Amateure auch benutzen. Das führt Einsteiger an die Astronomie heran."

Kometen sind uralte Viecher.

Die Mitglieder der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List lassen regelmäßig auch Besucherinnen und Besucher durch ihre Teleskope schauen und führen sie so an die Astronomie heran. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Die Mitglieder der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List lassen regelmäßig auch Besucherinnen und Besucher durch ihre Teleskope schauen und führen sie so an die Astronomie heran.

Denn die sei spannend, nicht nur, aber auch, wenn es um Kometen geht: "Erstens sind das sehr seltene Ereignisse, zumindest bei Kometen, die man mit bloßem Auge oder Fernglas sehen kann. Zweitens sind sie auch wissenschaftlich sehr interessant. Weil sie Boten aus einer weit zurückliegenden Epoche sind. Das Material des Kometen sagt uns etwas über die Entstehung unseres Planetensystems. Das sind uralte Viecher."

Auch Fotos von Kometen durch ein Teleskop hindurch sind möglich. Dafür muss es aber fest montiert sein und darf nicht wackeln. (Foto: Horst Peter Franzen/AVV)
Auch Fotos von Kometen durch ein Teleskop hindurch sind möglich. Dafür muss es aber fest montiert sein und darf nicht wackeln.

Und auch die Spannung, ob es am Mittwochabend nun wirklich mit weiteren Bildern des Kometen 12P/Pons-Brooks klappt, trägt zur Faszination bei, findet Harald Simon: "Kometen werden ja groß angekündigt, wenn sie in unsere Breiten kommen. Zuerst sieht man nur einen Dunstfleck. Dann muss der aber noch um die Sonne rum. Was passiert danach mit dem Kometen? In meinem Leben habe ich schon einige erlebt, die es dann völlig zerrissen hat, da war nichts mehr da. Oder es ist auch richtig was abgedampft und hinterher haben wir dadurch einen riesigen Schweif gesehen."

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