Wenn Andreas T. (* Name von der Redaktion geändert) seinen Dienst beim Ordnungsamt Bernkastel-Kues antritt, hat er öfter ein mulmiges Gefühl. Und das hat mit einem Vorfall vor wenigen Monaten zu tun.
Im Juni hatte ein Kollege einen Autofahrer verwarnt, weil der seinen Wagen auf einem Gehweg geparkt hatte. Eigentlich Routine. Doch das Knöllchen hatte ein Nachspiel, wie die Beamten etwas später durch Zufall erfuhren.
Hasskommentare auf Facebook
Offenbar hatte der Autofahrer sich ungerecht behandelt gefühlt und auf Facebook seinem Ärger über die Behörde Luft gemacht. Daraufhin kommentierten weitere Nutzer des sozialen Netzwerks unter dem Beitrag.
Sie forderten darin dazu auf, die Mitarbeiter des Amtes anzugreifen. Einen Auszug aus den Kommentaren hat die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues dem SWR zur Verfügung gestellt.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Beleidigung
Inzwischen ist der Beitrag gelöscht. Dennoch beschäftigen die Äußerungen die Staatsanwaltschaft Trier. Denn die Betroffenen haben Anzeige erstattet.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen sieht eine Beleidigung und eine "ehrverletzende Äußerung".
Ordnungsamt: Anfeindungen nehmen zu
Beruhigt ist Andreas T. dennoch nicht. Denn es sei nicht das erste Mal, dass er im Dienst verbal angegriffen oder bedroht wurde: "Solche Vorfälle haben überproportional zugenommen."
Neulich habe ein Kollege eine Frau verwarnt, die an einer Bushaltestelle geparkt hatte. Sie habe daraufhin gesagt, sie wünsche den Beamten, dass sie angegriffen werden.
Mehrere Ordnungsämter betroffen
Auch Oberstaatsanwalt Fritzen bestätigt, dass Beleidigung und Bedrohung von Ordnungshütern in der Region Trier immer wieder Gegenstand von Ermittlungsverfahren sind - etwa auch in Wittlich oder Trier.
Zunehmend überschritten die Bürger "die Grenze zum Privatleben", sagt Andreas T. vom Ordnungsamt.
Gründe für Anfeindungen unklar
Woran das liegt? Vielleicht an den aufgehitzten Debatten in den sozialen Medien, an der Pandemie, die für viele anstrengend war. Andreas T. kann es nicht mit Sicherheit sagen: "In letzter Zeit eskaliert die Lage jedenfalls oft schon wegen Kleinigkeiten."
"Mittlerweile besteht ein gesellschaftliches Problem, negative Entscheidungen von Behörden zu akzeptieren", heißt es bei der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues.
Verfahren werden oft eingestellt
Auf die leichte Schulter wird T. das Thema jedenfalls nicht nehmen. "Dafür ist schon zu viel passiert", sagt er und meint zum Beispiel die Polizistenmorde bei Kusel und den Tankstellenmord in Idar-Oberstein.
Nun hofft er, dass die Strafanzeige Wirkung zeigt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Zu oft würden solche Verfahren eingestellt.