Die Crement-Flaschen von Biowinzer Stephan Steinmetz

EU-Kommission hebt Pflicht auf

Folie um Sektflaschen keine EU-Pflicht mehr: Freude bei Winzern

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Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach

Winzer im Weinanbaugebiet Mosel haben jetzt einen Grund zum Feiern: Sie müssen zum Beispiel Sektflaschen nicht mehr mit Folie umhüllen.

Biowinzer Stephan Steinmetz aus Wehr (Landkreis Trier-Saarburg) an der Mosel ist happy. Der Winzer hat jetzt die Nachricht bekommen, dass er die Korken seiner Cremant-Flaschen nicht mehr mit Folie verkleiden muss und "oben ohne" verkaufen darf. Für den Biowinzer war das wichtig, denn er sieht in der Folie um den Flaschenhals nur Nachteile.

"Wir sind ein ökologisch arbeitender Betrieb. Wir möchten alles an Umweltschutz tun, was nötig ist."

Biowinzer Stephan Steinmetz
Stephan Steinmetz ist froh über die Entscheidung der EU. Der Biowinzer darf jetzt seine Cremant-Flaschen ohne Plastikhülle verkaufen.

Steinmetz: Hülle verursacht Müll und ist unnötig

"Das erste Problem ist einfach schon, dass man sich die Fingernägel an der Kapsel kaputtmacht, weil man einfach rumfingert. Es ist einfach unnötig." Dazu kommen Probleme bei der Mülltrennung, sagt Steinmetz. "Keiner geht hin und zieht die Folie vom Korken und fummelt den Rest ab - wirft das eine in einen Gelben Sack und die Flasche in den Altglascontainer."

Zudem würden Ressourcen verbraucht für die Herstellung der Folie. Alles Dinge, die nicht in das Konzept von Biowinzer Stephan Steinmetz passen: "Wir sind ein ökologisch arbeitender Betrieb. Wir möchten alles an Umweltschutz tun, was nötig ist."

Winzer scheiterten zunächst vor Gericht

Stephan Steinmetz zog deswegen gemeinsam mit Winzerkollegen vor Gericht - Berufskollegen aus ganz Deutschland schlossen sich der Initiative an. Die erste Klage vor dem Verwaltungsgericht in Trier scheiterte aber. Das Gericht wies die Klage ab. Die Richter sahen, so sagt Steinmetz, unter anderem das traditionelle Erscheinungsbild einer Sektflasche gestört, wenn diese nicht mehr mit einer Folie umhüllt sei. Die Winzer legten Berufung ein.

Sektflaschen mit Folien verkleidet
Sektflaschen mit Folie in einem Supermarktregal.

Hilfe kam aus Italien

Stephan Steinmetz und seine Mitstreiter hatten schon den Termin für die nächste Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Koblenz. Da kam die gute Nachricht: Ein Ministerium aus Italien hatte bei der EU in Brüssel einen Antrag gestellt, die entsprechenden Verordnung zu ändern. In Italien wollten Schaumweinwinzer ebenfalls Flaschen ohne Folie verkaufen, sagt Steinmetz. "Da können wir sehr dankbar sein." Die Konsequenz: Das Verfahren vor dem OVG in Koblenz wurde pausiert.

Im Folgenden kam die EU-Kommission zu dem Ergebnis, dass eine Änderung der entsprechenden Verordnung durchaus Sinn mache und leitete diese ein. Stephan Steinmetz ist froh darüber, dass das Verfahren ein solches Ende gefunden hat. Er und seine Berufskollegen hätten aber auch weiter geklagt, sagt er. "Wir hätten nicht locker gelassen. Dieser Fall hätte vor einem europäischen Gericht verhandelt werden müssen."

Steinmetz ist froh über Ausgang

"Unser Anliegen ist es, ein gutes Produkt herzustellen und draußen im Weinberg eine gute Arbeit zu machen und nicht Verwaltungsgerichte zu beschäftigten."

Der Winzer aus Wehr ist froh darüber, dass der Weg abgekürzt wurde. "Wir sind sehr, sehr glücklich, dass es so gekommen ist. Unser Anliegen ist es, ein gutes Produkt herzustellen und draußen im Weinberg eine gute Arbeit zu machen und nicht Verwaltungsgerichte zu beschäftigten. Das hat viel mehr Aufwand gefordert als überhaupt nötig war."

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