Ortsbürgermeister Timo Willems hat lange gewartet. Fast fünf Jahre, um genau zu sein. Doch in wenigen Wochen kann der Solarpark in seiner Gemeinde Gransdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) endlich ans Netz gehen.
2018 hatten sich die fünf Dörfer Badem, Gransdorf, Gindorf, Orsfeld und Wilsecker zusammengetan, um entlang der Autobahn 60 mehrere Photovoltaik-Anlagen zu bauen. Der Plan war, bis 2019 die ersten Module ans Netz zu bringen und 11.500 Haushalte zu versorgen. Nun wird es Mai 2023, bis alle Solarzellen in Betrieb sind.
Ortsbürgermeister ärgert sich über lange Planungszeit
Die Anlagen in Gransdorf werden zuerst fertig sein. Ab Januar sollen sie Sonnenergie ins Netz einspeisen. Dorfchef Willems freut sich darauf. Denn sein Ort kann damit jährlich einige Tausend Euro verdienen.
Für die lange Planungszeit hat der Ortsbürgermeister allerdings kein Verständnis. Wenn es nach ihm ginge, müssten die Anlagen längst am Netz sein: "Deutschland will eine Energiewende schaffen. Da ärgert es einen, dass die Genehmigungsverfahren so viel Zeit brauchen."
Wissenschaftler: Wir brauchen sechsmal mehr Erneuerbare
Fünf Jahre für einen Solarpark - wer sich mit dem Baurecht in Deutschland befasst, weiß, dass das eher die Regel als die Ausnahme ist. Dabei wäre beim Ausbau der erneuerbaren Energie Eile geboten, sagen Wissenschaftler wie Henrik Te Heesen, Professor am Umwelt-Campus in Birkenfeld.
Doch vor allem bürokratische Verfahren bremsten die Energiewende derzeit aus. Ungebremst schreitet dagegen der Klimawandel voran. Der hat 2021 auch das Bitburger Land getroffen, als etliche Dörfer bei der Flutkatastrophe verwüstet wurden.
Rotmilan kann Projekte gefährden
Wolfgang Klaas, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde, nimmt das Thema daher nicht auf die leichte Schulter. "Wir brauchen die Energiewende jetzt und nicht erst in fünf Jahren." Da Klaas so manches Projekt im Bitburger Land begleitet hat, weiß er aber, welche Unwägbarkeiten bei den Verfahren auftauchen.
Wer ein Windrad in den Wald bauen will, muss nicht nur schauen, ob dort der Rotmilan nistet. Es gilt etliche Einwendungen von Fachbehörden, Verbänden und Bürgern abzuarbeiten. So mussten die Planer sich etwa mit dem Autobahnamt in Montabaur darüber verständigen, wie nah die Photovoltaik an die Fahrbahn heran darf. Weswegen selbst deutsche Investoren inzwischen überlegen, ihre Solaranlagen lieber in der Wüste zu bauen als in der Heimat.
Bauämter wünschen sich weniger Bürokratie
Selbst nach fünf Jahren sind nicht alle Dinge geklärt. In Gindorf, zum Beispiel, ist kürzlich ein neues Problem aufgetaucht. Dort, wo die Sonnenfänger gebaut werden sollen, haben Archäologen einen Römerfriedhof entdeckt. Nun muss die Verwaltung dafür sorgen, dass die alten Gräber bei den Bauarbeiten nicht beschädigt werden.
Für deren Rettung hat Wolfgang Klaas durchaus Verständnis. Und auch dafür, dass das Bauen in Deutschland reglementiert ist: "Dennoch wäre es wünschenswert, die Gesetzgebung zu straffen."
Ampelregierung will Verfahren beschleunigen
Das sieht offenbar auch die Ampelregierung so. Um in den nächsten Jahren den Ausbau von Photovoltaik zu verdoppeln, hat der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angepasst. Der Paragrafendschungel soll dabei gelichtet werden. Timo Willems würde das begrüßen, auch wenn das neue Gesetz für Gransdorf zu spät kommt.