Energiewende in Zeitlupe

Warum ein Solarpark in der Eifel erst nach fünf Jahren fertig wird

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Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Seit 2018 planen fünf Eifel-Dörfer einen gemeinsamen Solarpark. Nach fast fünf Jahren stehen nun die ersten Module. Das Beispiel zeigt, wie Bürokratie die Energiewende ausbremst.

Ortsbürgermeister Timo Willems hat lange gewartet. Fast fünf Jahre, um genau zu sein. Doch in wenigen Wochen kann der Solarpark in seiner Gemeinde Gransdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) endlich ans Netz gehen.

2018 hatten sich die fünf Dörfer Badem, Gransdorf, Gindorf, Orsfeld und Wilsecker zusammengetan, um entlang der Autobahn 60 mehrere Photovoltaik-Anlagen zu bauen. Der Plan war, bis 2019 die ersten Module ans Netz zu bringen und 11.500 Haushalte zu versorgen. Nun wird es Mai 2023, bis alle Solarzellen in Betrieb sind.

Ortsbürgermeister ärgert sich über lange Planungszeit

Die Anlagen in Gransdorf werden zuerst fertig sein. Ab Januar sollen sie Sonnenergie ins Netz einspeisen. Dorfchef Willems freut sich darauf. Denn sein Ort kann damit jährlich einige Tausend Euro verdienen.

Für die lange Planungszeit hat der Ortsbürgermeister allerdings kein Verständnis. Wenn es nach ihm ginge, müssten die Anlagen längst am Netz sein: "Deutschland will eine Energiewende schaffen. Da ärgert es einen, dass die Genehmigungsverfahren so viel Zeit brauchen."

Wissenschaftler: Wir brauchen sechsmal mehr Erneuerbare

Fünf Jahre für einen Solarpark - wer sich mit dem Baurecht in Deutschland befasst, weiß, dass das eher die Regel als die Ausnahme ist. Dabei wäre beim Ausbau der erneuerbaren Energie Eile geboten, sagen Wissenschaftler wie Henrik Te Heesen, Professor am Umwelt-Campus in Birkenfeld.

"Wenn Deutschland bis 2045 von fossilen Brennstoffen wegkommen will, bräuchten wir etwa sechsmal so viel Solar- und Windkraftenergie wie wir bislang haben."

Doch vor allem bürokratische Verfahren bremsten die Energiewende derzeit aus. Ungebremst schreitet dagegen der Klimawandel voran. Der hat 2021 auch das Bitburger Land getroffen, als etliche Dörfer bei der Flutkatastrophe verwüstet wurden.

Rotmilan kann Projekte gefährden

Wolfgang Klaas, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde, nimmt das Thema daher nicht auf die leichte Schulter. "Wir brauchen die Energiewende jetzt und nicht erst in fünf Jahren." Da Klaas so manches Projekt im Bitburger Land begleitet hat, weiß er aber, welche Unwägbarkeiten bei den Verfahren auftauchen.

An der Autobahn 60 entsteht derzeit ein Solarpark. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Bauarbeiten beginnen konnten.
Wie nah dürfen Solaranlagen an die Autobahn heran? Auch diese Frage galt es im Verfahren zu klären.

Wer ein Windrad in den Wald bauen will, muss nicht nur schauen, ob dort der Rotmilan nistet. Es gilt etliche Einwendungen von Fachbehörden, Verbänden und Bürgern abzuarbeiten. So mussten die Planer sich etwa mit dem Autobahnamt in Montabaur darüber verständigen, wie nah die Photovoltaik an die Fahrbahn heran darf. Weswegen selbst deutsche Investoren inzwischen überlegen, ihre Solaranlagen lieber in der Wüste zu bauen als in der Heimat.

Bauämter wünschen sich weniger Bürokratie

Selbst nach fünf Jahren sind nicht alle Dinge geklärt. In Gindorf, zum Beispiel, ist kürzlich ein neues Problem aufgetaucht. Dort, wo die Sonnenfänger gebaut werden sollen, haben Archäologen einen Römerfriedhof entdeckt. Nun muss die Verwaltung dafür sorgen, dass die alten Gräber bei den Bauarbeiten nicht beschädigt werden.

Für deren Rettung hat Wolfgang Klaas durchaus Verständnis. Und auch dafür, dass das Bauen in Deutschland reglementiert ist: "Dennoch wäre es wünschenswert, die Gesetzgebung zu straffen."

An der Autobahn 60 entsteht derzeit ein Solarpark. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Bauarbeiten beginnen konnten.
In Badem musste einm neues Umspannwerk her, um den Sonnenstrom ins Netz einzuspeisen.

Ampelregierung will Verfahren beschleunigen

Das sieht offenbar auch die Ampelregierung so. Um in den nächsten Jahren den Ausbau von Photovoltaik zu verdoppeln, hat der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angepasst. Der Paragrafendschungel soll dabei gelichtet werden. Timo Willems würde das begrüßen, auch wenn das neue Gesetz für Gransdorf zu spät kommt.

"Die ganze Sache muss unbedingt beschleunigt werden. Damit wir hier endlich Energie selbst produzieren können und nicht ewig darauf warten müssen."