Die hohen Strompreise und die Inflation bringen viele Gastsstätten in der Eifel in Bedrängnis (Foto: SWR)

Energiekrise in der Gastronomie

Corona, Flut und Energiepreise: Alwin Köhler kämpft um seine Gaststätte in der Eifel

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Ludger Peters

Auch Restaurants und Hotels hat die Energiekrise kalt erwischt. Alwin Köhler aus Oberweis soll künftig dreimal mehr für den Strom zahlen als bisher. Aber wer soll das bezahlen?

Am 14. Juli 2021 stand Alwin Köhler vor den Trümmern seines Lebenswerks. Der Campingplatz mit Restaurant und Schwimmbad wurde durch die Flut völlig zerstört. Doch er und seine Söhne wollten nicht aufgeben. Sie entschlossen sich, neu anzufangen, alles wieder aufzubauen.

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Jetzt, anderthalb Jahre später, sind die letzten Rechnungen zu zahlen und es kommt wieder knüppeldick für Köhler und seine Söhne, die die Anlage gemeinsam betreiben.

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Die Köhlers müssen draufzahlen. Die ursprünglich geplanten Kosten für den Wiederaufbau des Campingplatzes lassen sich nicht halten.

Strom wird deutlich teurer

Die nächste Hiobsbotschaft ließ nicht lange auf sich warten: Als Alwin Köhler vor ein paar Wochen ein Angebot für seinen neuen Stromabschlag erhielt, staunte er nicht schlecht.

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Plötzlich sollte die Familie die dreifache Summe zahlen, erzählt er. 180.000 Euro mehr als bisher.

Die Heizenergie in der Oberweiser Köhler-Stuben stammt aus einer Biogasanlage (Foto: SWR, Ludger Peters)
Wenigstens bei der Heizung werden die Preise für Alwin Köhler nicht ganz so stark steigen. Er bezieht seine Wärme über eine nahegelegene Biogasanlage.

Den Vertrag will er nicht annehmen und wartet jetzt erstmal ab. So wie viele seiner Kollegen. Denn sie alle sehen ein Problem.

"Nicht nur der Strom wird teurer. Auch die Lebensmittel für unser Restaurant. Die Frage ist nur, ob die Gäste da mitmachen, wenn wir deshalb die Preise erhöhen."

Gaststättenverband rät zu Selbstbewusstsein

Aber genau dazu rät der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA). "Macht keine Dumpingpreise, nur um den Nachbarn noch zu unterbieten. Seid selbstbewusst", sagte der rheinland-pfälzische Verbandschef Gereon Haumann bei einer DEHOGA-Mitgliederversammlung in Bitburg.

DEHOGA-Landeschef Gereon Haumann rät Betrieben selbstbewusst die Preise zu kalkulieren (Foto: SWR, Ludger Peters)
DEHOGA-Landeschef Gereon Haumann fordert von der Bundesregierung einen Strompreisdeckel. Gleichzeitig rät er den Betrieben ihre Preis anzuheben.

Kostenerhöhungen müssen an die Gäste weitergegeben werden, fordert Haumann. "Die Gäste kommen gerne und wissen was sie an uns haben. Wer soll es denn sonst zahlen?", fragt der Verbandschef. Alles andere sei eine schlechte Kalkulation mit der man sein Hotel oder die Gaststätte in den Ruin treibe. Einfacher gesagt als getan, meinen die Gastronomen.

"Schon jetzt werde ich gefragt, warum die Portion Pommes drei Euro kostet. Es geht nicht anders. Sonst legen wir drauf."

DEHOGA-Beratung in der Energiekrise

Manchmal helfe es, jemanden von außen auf den Betrieb schauen zu lassen, sagt Haumann. Die Preise müssten professionell durchkalkuliert werden.

"Bei jedem Wiener Schnitzel, was rausgeht, darf der Wirt seinen eigenen Verdienst nicht vergessen", sagt Haumann. Das sei aber längst keine Selbstverständlichkeit.

"Wir haben bei unseren Betriebsberatungen festgestellt, dass die meisten Kollegen ihre Preise noch nie nach klaren mathematischen Regeln durchkalkuliert haben."

Der DEHOGA biete solche Beratungen an. Und noch zahle die Landesregierung 75 Prozent des Beraterhonorars. Der Tagessatz eines Beraters liege bei 1.000 Euro. Das Land fördere bis zu 15 Beratungstage.

Allerdings müssten die Anträge noch dieses Jahr gestellt werden. Die Förderung laufe dann aus. Ursprünglich war das Programm nur für Betriebe, die Opfer der Flut wurden.

Campingplatz Oberweis hofft auf Treue der Gäste

In Oberweis an der Prüm schauen Alwin Köhler und seine Söhne nach vorne. Obwohl alles teurer werde, gebe es schon jetzt Reservierungen für die Sommerferien im kommenden Jahr, erzählt Daniel Köhler. Ein Hoffnungsschimmer.

Noch ist nichts los auf dem Campingplatz Oberweis. Doch die Vorbuchungen für den Sommer sehen gut aus (Foto: SWR, Ludger Peters)
Auch im kommenden Sommer könnte auf den Wiesen des Oberweiser Campingplatzes wieder viel los sein, glauben die Köhlers. Denn nicht nur Stammgäste sondern auch neue Urlauber hätten bereits vorgebucht.

Seniorchef Alwin Köhler ist jetzt 74 Jahre alt. Zeiten wie diese habe er aber noch nie erlebt. Corona, Flut und Preissteigerungen. Gleich drei Krisen innerhalb kürzester Zeit. Das nagt an ihm.

"Als Selbständiger willst du jeden Morgen eine neue Idee angehen. Aber in Zeiten wie diesen scheint es so, als habe man sein Schicksal nicht immer in der eigenen Hand."

Und dann erzählt er von der Ehrung, die der Campingplatz der Familie diese Woche erhält. Fünf Sterne haben die Köhlers schon. Jetzt kommt noch der Zusatz "Superior" dazu. "Mehr geht nicht", sagt Alwin Köhler mit einem Lächeln, das viel Stolz zeigt und dann doch auch ein klein wenig Zuversicht.

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