Mitglieder des Mainzer Carneval-Vereins bei einem Unzug 1963 in Mainz (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Heinz-Jürgen Göttert | Heinz-Jürgen Göttert)

In diesem Jahr zum 120. Mal

Rosenmontagszug in Mainz: Woher kommt die Tradition?

Stand

Er zieht jedes Jahr Tausende nach Mainz und ist der Höhepunkt der Fastnacht: der Rosenmontagszug. Aber woher kommt eigentlich die Tradition des Umzugs und wann ging das Ganze los?

Den Ursprung nahm die Tradition des Rosenmontagszugs in Köln. Dort fand bereits 1823 der erste Fastnachtsumzug statt. Das Ziel: Ausufernde Karnevalsfeiern in den Griff zu bekommen und geordneter stattfinden zu lassen. Seitdem wanderte die "organisierte Fastnacht" von Köln aus den Rhein hinab und breitete sich nach Süden aus.

1837 erreichte die Bewegung Mainz. Mit dem "Krähwinkler Landsturm" fand dort zum ersten Mal ein Vorläufer des heutigen Rosenmontagszugs statt. Organisiert wurde das Ganze von einem Kaufmann. Hier sollten erstmals auch in Mainz die Fastnachtssausen in geordnete Bahnen gelenkt werden.

🎉 Geburtsstunde des Mainzer Rosenmontagszugs

1838 fand dann der erste vom Mainzer Carneval-Verein organisierte Rosenmontagszug statt - damals hieß er allerdings noch nicht so. Der MCV übernimmt bis heute die Organisation des Umzugs.

Die Umzüge im 19. Jahrhundert waren jedoch nicht vergleichbar mit den heutigen Rosenmontagszügen. Oft ähnelten sie einer Theateraufführung: Es wurden bestimmte Ereignisse unter einem Motto dargestellt. Erst ab 1884 prägten große Wagen, die damals von Ochsen oder Pferden gezogen wurden, den Rosenmontagszug in Mainz. Die heute bekannten Motivwagen wurden erst 1927 eingeführt. Bei diesem Umzug liefen auch zum ersten Mal die sogenannten Schwellköppe mit, die heute fester Bestandteil und Aushängeschild der Mainzer Fastnacht sind.

Die berühmten Mainzer "Schwellköppe" bei einem Umzug 1963.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Heinz-Jürgen Göttert | Heinz-Jürgen Göttert)
Die berühmten Mainzer "Schwellköppe" bei einem Umzug 1963.

🎖️ Militärische Bezüge in der Fastnacht

Das Militär spielte beim Mainzer Fastnachtszug schon von Beginn an eine große Rolle. Denn Mainz war Garnisonsstadt und ab 1815 Bundesfestung. Das heißt, Truppen aus allen deutschen Staaten waren in Mainz stationiert.

Die Anwesenheit von Militär prägte das Leben der Mainzer Bevölkerung. Die Narren griffen diese allgegenwärtige Militärpräsenz in Mainz in der Fastnacht auf - zum Beispiel bei ihren Uniformen oder mit den Fastnachtsorden. Damit wollten sie das Militär sozusagen "auf die Schippe nehmen". So dienten die verschiedenen Truppen als Vorbild für die einzelnen Garden.

Mitglieder des Mainzer Carneval-Vereins in ihrer Gardeuniform bei einem Umzug 1963.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Heinz-Jürgen Göttert | Heinz-Jürgen Göttert)
Mitglieder des Mainzer Carneval-Vereins in ihrer Gardeuniform bei einem Umzug 1963.

☝️ Mit der Märzrevolution 1848 wird die Fastnacht politisch

Politische Fastnacht ist das, wofür die Mainzer Fastnacht bis heute bekannt ist. Im Laufe des Vormärz und mit der Märzrevolution 1848 wurde die Fastnacht und damit auch der Umzug in Mainz politischer und zum Spiegel gesellschaftlicher Kritik. Politische Themen aus Stadt und Geschichte wurden ab jetzt von den Narren aufgegriffen.

🌹 Fastnachtsumzug wird zu Rosenmontagszug

Heute ist uns der Umzug in Mainz unter dem Namen Rosenmontagszug geläufig. So hieß das Ganze aber noch nicht immer. 1890 tauchte erstmals der Begriff “rosenrote Montag” im Zugprogramm des Mainzer Umzugs auf. Woher genau dieser Begriff stammt und was er bedeutet, ist bis heute unklar. In Köln wurde der Begriff allerdings schon früher verwendet.

An einigen Stellen historischer Dokumente wird der Begriff abgeleitet von “rasen”, was so viel wie toben oder Tumult machen bedeutet. An anderen Stellen wird er zurückgeführt auf die Rose oder den Rosensonntag, den vierten Fastensonntag in der katholischen Kirche.

⬛ Mainzer Rosenmontag in den Kriegsjahren

Der Erste und Zweite Weltkrieg nahmen auch auf die Fastnacht in Mainz Einfluss. Von 1915 bis 1926 fanden keine Rosenmontagszüge in Mainz statt. Erst 1927 gab es wieder einen Umzug.

In der NS-Zeit vereinnahmten die Nationalsozialisten die Fastnacht für sich. Ab 1933 geriet der Rosenmontag mehr und mehr unter nationalsozialistischen Einfluss. Umzugswagen hatten zum Teil antisemitische Mottos und ab 1938 musste eine Frau die Position der Fastnachtsprinzessin übernehmen, die bis dato von einem Mann bekleidet wurde - im Sinne der närrisch vertauschten Rollen. Von 1940 bis 1949 fanden dann wegen des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen gar keine Rosenmontagszüge in Mainz mehr statt.

🎭 Rosenmontagszüge in Mainz bis heute

Erst 1950 wurde in Mainz die Tradition des Rosenmontagszugs wieder aufgegriffen. Seitdem ist der Zug bislang nur vier Mal ausgefallen: 1991 wegen des Golfkriegs, 2016 wegen einer Sturmwarnung und 2021 sowie 2022 wegen der Corona-Pandemie. In diesem Jahr findet der Mainzer Rosenmontagszug zum 120. Mal statt. Hier könnt ihr euch anschauen, wo der Zug überall entlang geht:

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SWR