Mit dem Song "Enjoy the Silence" der Band Depeche Mode hatte um 13 Uhr die offizielle Trauerzeremonie begonnen. Zahlreiche Menschen waren gekommen, um an die beiden Männer zu erinnern, die Opfer der Messerattacke in Oggersheim geworden waren.
In der Trauerhalle verfolgten etwa 200 Angehörige die rund einstündige Feier. Vor der Halle, so schätzt die Polizei, hatten sich bis zu 200 Menschen aus Oggersheim, Nachbarn und Bekannte versammelt. Die Trauerfeier wurde nach draußen übertragen, mit Lautsprecher und als Video.
An das Leben der Männer erinnern, nicht an die Tat
Die Trauerrede wurde anschließend von der freien Rednerin Heike Koch-Barth gehalten. Sie ging kaum auf die Tat ein, sondern erinnerte noch einmal das Leben der beiden Verstorbenen, indem sie viele Anekdoten miteinander verband. Als offene herzliche lebensfrohe liebevolle Männer voller Humor, beschrieb Koch-Barth sie. Der 35-Jährige hinterlässt auch eine kleine Tochter.
Die Familien der beiden Getöteten seien seit Jahren befreundet und hätten viel miteinander erlebt. Ein Trauergast fast zusammen: "Das hat mich weit mehr ergriffen, als wenn das hier heute nur ein religiöses Ritual gewesen wäre."
Die beiden Todesopfer waren bereits eingeäschert worden, ihre Urnen waren aufgestellt - auch ein Foto des getöteten 20-Jährigen stand neben Blumen und Kränzen. Die beiden Männer sollen zu einem späteren Zeitpunkt im engen Familienkreis beigesetzt werden.
Oberbürgermeisterin Steinruck hält Rede
Die Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, Jutta Steinruck (SPD) richtete sich in ihrer Rede direkt an die Familien: "Sie sind mit Ihrer Trauer, Ihrem Leid und Ihrem Schmerz nicht allein." Es sei wichtig zu spüren, sagte Steinruck, "dass es in solchen Momenten eine Gemeinschaft gibt. Menschen, die mitfühlen, die zuhören, die für Sie liebe Familien und Freunde, da sind. Menschen, die zeigen: Ihr seid nicht allein." Die Tat hinterlasse "eine große Leere, ein Gefühl der Ohnmacht und die Frage: Warum?", sagte Ludwigshafens Oberbürgermeisterin.
Was passierte bei der Messerattacke von Oggersheim?
Am 18. Oktober soll ein 25-Jähriger aus Somalia im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim zwei Handwerker in einem Wohngebiet und einen 27-jährigen Kunden in einem Drogeriemarkt mit einem großen Messer angegriffen haben. Die beiden Handwerker starben am Tatort, der 27-Jährige wurde schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde im Drogeriemarkt von Beamten niedergeschossen.
Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft und hat sich bisher zu den Taten nicht geäußert. Die Ermittlungen laufen, ein toxikologisches Gutachten steht noch aus. Dem Tatverdächtigen wurde ein Pflichtverteidiger zugeteilt.
Angehörige nach Messerangriff: Anteilnahme hilft
Die Eltern der beiden getöteten Männer haben sich zu dem Messerangriff auch im SWR geäußert. Einer der Väter sagte, dass die große Anteilnahme beim Trauerprozess helfe. Das bestätigt auch ein Psychotherapeut dem SWR: Dies sei ein ganz normales Verhalten. In der Not würden die Menschen Gemeinschaft suchen und Solidarität zu erfahren, sei hilfreich. Die Betroffenen merkten, dass ihr Leid wahrgenommen wird. Das zeigte sich beispielsweise bei einem Trauerzug und einer Gedenkveranstaltung wenige Tage nach der Messerattacke.
Jeder Trauergast darf ein Herz mitnehmen
Nach der Trauerfeier durften sich die Gäste ein kleines Herz mitnehmen - darauf stehen Wörter wie "Liebe", "Zuversicht" und "Vertrauen". Die Tafel mit Fußspuren, an denen die Herzen hängen, stand in der Trauerhalle. Trauergäste durften sich ein Herz - als eine Spur aus dem Leben der beiden Männer - mit nach Hause nehmen.