Sie sei total überwältigt über die Anteilnahme, so Maya Sprengart, die Mutter des 20-Jährigen, der bei einem Messerangriff am Dienstag im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim ums Leben kam. "Das ist einfach schön, dass man so viel Mitgefühl bekommt", so Sprengart, die zusammen mit ihrem Mann am Trauerzug teilnahm.
Hilfe für die Opfer kam zu spät
Beide standen noch sichtlich unter Schock. "Ich bin total erschüttert, ich habe meinen Sohn und meinen besten Freund und Mitarbeiter gefunden, als die Polizei noch nicht da war", schildert der Vater, Kurt Sprengart. Doch jede Hilfe für die beiden Opfer kam zu spät, beim Eintreffen der Rettungskräfte waren sein Sohn und sein Mitarbeiter bereits an den Verletzungen verstorben.
Organisiert wurde der Trauermarsch von einer 33-jährigen Privatperson, die anonym bleiben will. Mit dem angemeldeten Trauerzug sollte an die Opfer, deren Familie und alle unfreiwillig Beteiligten des Messerangriffs gedacht werden.
Auch Notfallseelsorge vor Ort
Auch Notfallseelsorger und Polizei waren beim Trauermarsch anwesend. Darunter auch Reinhard Herzog, der Einsatzleiter der Notfallseelsorge: "Wir sind heute mit sechs Leuten hier, für Zeugen, die Probleme haben, wenn sie sich an die Messerattacke zurückerinnern." Herzog ist bereits seit Tagen im Einsatz. Wichtig sei es aus seiner Sicht, den Betroffenen zu zeigen, dass die Notfallseelsorge da ist, wenn sie jemanden zum Sprechen brauchen.
Während des Trauerzugs gab es auch eine Gedenkminute - mit vielen Umarmungen und Tränen, wie ein SWR-Reporter berichtet.
Nach Einschätzung der Polizei haben an dem Trauerzug etwa 1.000 Menschen teilgenommen, laut Veranstalterin etwa 1.200. Der Aufzug verlief laut Polizei friedlich und störungsfrei. Der Verkehr an der Strecke musste zeitweise gesperrt werden.
Getötete waren Zufallsopfer Tödlicher Messerangriff in Ludwigshafen: Tatverdächtiger in Gefängnis verlegt
Der Tatverdächtige im Fall des Messerangriffs mit zwei Toten in Ludwigshafen-Oggersheim soll psychiatrisch untersucht werden. Das haben die Ermittler mitgeteilt.
Motiv nach Messerattacke weiterhin unklar
Hintergrund des Trauermarschs war eine Messerattacke am Dienstag. Laut bisherigen Ermittlungen soll ein 25-jähriger Mann aus Somalia auf offener Straße unvermittelt mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser auf einen 20-jährigen Handwerker eingestochen haben. Als ihm ein Kollege helfen wollte, habe er auch ihn mit dem Messer attackiert. Beide Opfer starben vor Ort.
Anschließend griff der 25-jährige in einer nahegelegenen Drogerie einen Kunden an und verletzte ihn schwer. Polizisten hätten ihn dann dort gestellt, ein Beamter habe vier Schüsse auf ihn abgegeben. Der 25-jährige tatverdächtige Somalier sei weiter im Krankenhaus und werde bewacht. Erkenntnisse für einen islamistischen oder terroristischen Hintergrund gibt es laut Staatsanwaltschaft derzeit nicht. Das Motiv sei noch nicht eindeutig geklärt.
Wie die Polizei am Sonntag mitteilt, ist das dritte Opfer mittlerweile außer Lebensgefahr und konnte bereits vernommen werden. Der mutmaßliche Täter habe bislang keine Angaben zur Sache gemacht.
Kirchen planen Gedenkandacht nach Messerangriff
Mit einer Gedenkandacht soll am kommenden Dienstag in Ludwigshafen an die Opfer des tödlichen Messerangriffs erinnert werden. Das teilte die Stadt am Sonntag mit. Von 12.20 Uhr bis 12.30 Uhr - der Tatzeit am vergangenen Dienstag - sollen die Kirchenglocken geläutet werden. Die evangelische und die katholische Kirche laden anschließend gemeinsam mit der Stadt zu einer interreligiösen Andacht in die Christ-König-Kirche im Stadtteil Oggersheim ein.