Die Pläne des Bundes für ein deutschlandweites Klimaticket sind im Landtag weitgehend auf positive Resonanz gestoßen. "Das ist ein Schritt, der uns in der Mobilitätswende mit Meilenstiefeln nach vorne bringen wird", sagte die Grünen-Abgeordnete Lea Heidbreder. Davon profitierten allein schon die 26 Millionen Menschen in Deutschland ohne Führerschein.
RLP will rund 80 Millionen Euro beisteuern
Umweltstaatssekretär Michael Hauer kündigte in der von den Grünen beantragten Debatte an, dass sich Rheinland-Pfalz im Einklang mit den anderen Bundesländern an den Kosten für das neue Ticket beteiligen werde. Den Anteil des Landes bezifferte er auf rund 80 Millionen Euro. Der Bund hatte angeboten, 1,5 Milliarden Euro für ein Nachfolgeticket bereitzustellen, wenn die Länder dieselbe Summe geben. Die Preisvorstellung der Berliner Ampelkoalition für das Ticket: zwischen 49 und 69 Euro im Monat.
Ländlicher Raum ist benachteiligt
Auch Abgeordnete von SPD und FDP bezeichneten das 9-Euro-Ticket insgesamt als großen Erfolg. Im ländlichen Raum sei der "Neuner" aber nicht so gut angekommen, sagte der SPD-Abgeordnete Benedikt Oster. Wie andere Redner forderte er, das Bus- und Bahnangebot auf dem Land auszubauen, damit die Bürgerinnen und Bürger auch dort von einem "Klimaticket" profitieren könnten.
Bilanz und Ausblick 9-Euro-Ticket: Erfolgsgeschichte mit Schönheitsfehlern?
Die Züge sind voll in Rheinland-Pfalz. Das liegt auch am 9-Euro-Ticket. Viele nutzen es, manche sind genervt. Von der Eisenbahngewerkschaft heißt es: Das Ticket darf nicht bleiben.
Was sagt die Opposition?
Die CDU-Fraktion äußerte sich grundsätzlich positiv über die geplante Nachfolgeregelung zum bundesweiten 9-Euro-Ticket der Monate Juni bis August. "Aber es muss alles bezahlt werden", sagte der Abgeordnete Markus Wolf. Seine Fraktion werde sich genau anschauen, wie das Land seinen Anteil an den Kosten finanzieren werde. Bisher habe die Landesregierung nicht erklärt, wie das geschehen solle.
Die Freien Wähler plädierten für die Einführung eines 365-Euro-Tickets. Das sei die richtige Einstiegslösung für ein Nachfolgeticket, sagte der Abgeordnete Patrick Kunz.
AfD gegen Nachfolgeticket
Generelle Ablehnung für ein Nachfolgeticket gab es nur von der AfD. Der rheinland-pfälzische Parteivorsitzende Jan Bollinger zog auch die positive Bilanz des 9-Euro-Tickets in Zweifel. "Es gab viele unschöne Szenen in Bussen und Bahnen", so Bollinger. Er forderte, das Geld, das ein Nachfolgeticket kosten würde, dafür zu nutzen, das Angebot im ländlichen Raum zu verbessern.
Wer finanziert den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)?
Der ÖPNV ist grundsätzlich erst einmal Sache der Bundesländer, auch die Finanzierung. Doch auch wenn es so in den Gesetzen steht, in der Realität mischt der Bund mit und buttert viel Geld in Bus und Bahn. Derzeit schießt der Bund gut neun Milliarden Euro im Jahr für ganz Deutschland zu. Bisherige Planungen sehen vor, dass die Mittel aus Berlin bis 2030 weiter ansteigen sollen auf bis zu 13,2 Milliarden jährlich.
Wie viel Geld spült der Fahrkartenverkauf in die Kasse?
Bus- und Bahnfahrkarten empfinden viele Menschen als teuer. Gerade erst gab es zum Beispiel bei der Mainzer Mobilität einen Tarifwechsel zum 1. Juli - Einzelfahrscheine, Tageskarten oder Wochenkarten wurden teurer. Viele andere Verkehrsbetriebe planen ebenfalls Preiserhöhungen, weil die Kosten deutlich gestiegen sind. Nichtsdestotrotz machen die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums nicht einmal die Hälfte des Geldes aus, das in Deutschland für den ÖPNV ausgegeben wird.
Wann können wir das Nachfolgemodell vom 9-Euro-Ticket kaufen?
Das ist noch unklar. Am Montag werden die Verkehrsminister der Länder über das Nachfolgeticket beraten. Umweltstaatssekretär Hauer sagte, "die Länder haben ihre Hausaufgaben gemacht." Diese forderten vom Bund neben Geld für das neue Ticket auch die Regionalisierungsmittel zu erhöhen, mit denen Busse und Bahnen mitfinanziert werden. Zudem müssten die gestiegenen Energiekosten für die Verkehrsbetriebe kompensiert werden.
Das könnte noch Gezerre zwischen Bund und Ländern geben. Noch also ist der Fahrplan für den 9-Euro-Anschluss ungeschrieben.