Der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Andreas Arnold)

Top oder Flop?

Ministerien in RLP sehen 9-Euro-Ticket als Erfolg

Stand

Bis Ende August gilt es noch - das 9-Euro-Ticket. Ob und was es gebracht hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die zuständigen Minister in Rheinland-Pfalz sind jedenfalls zufrieden.

Das Ticket habe das Potenzial des ÖPNV gezeigt, so Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD). "Wir können nie wieder so über Bus und Bahn sprechen, wie vor dem 9-Euro-Ticket", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Aus dieser Erkenntnis müsse etwas resultieren.

Auch das von der grünen Ministerin Katrin Eder geführte Mobilitätsministerium äußerte sich grundsätzlich positiv. Das 9-Euro-Ticket habe Menschen neu für den öffentlichen Nahverkehr begeistert. "Etwa 20 Prozent der Käuferinnen und Käufer gaben laut Marktforschung des VDV an, dass die den ÖPNV zuvor normalerweise nicht genutzt hätten", heißt es. Die ersten Ergebnisse der Marktforschung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hätten gezeigt, dass Nachfrage, Bekanntheit und Attraktivität des Tickets ungebrochen hoch seien. Es seien einige Menschen motiviert worden, den ÖPNV überhaupt erst einmal auszuprobieren, hieß es weiter.

Wissenschaftliche Auswertung läuft noch

Die wissenschaftliche Auswertung des Tickets läuft noch, und doch hat es der aus Rheinland-Pfalz kommende Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) schon einen "fulminanten Erfolg" und die "beste Idee für den Bahnverkehr seit ganz langer Zeit" genannt. Sein Parteikollege, Bundesfinanzminister Christian Lindner, erteilte indes Erwartungen an eine Nachfolgeregelung am Wochenende eine Absage. Und auch die Länderminister sind uneins über die weitere Finanzierung.

Verkehrsexperten skeptisch - nur leichte Verlagerung von der Straße

So mancher Verkehrsexperte zeigt sich allerdings skeptisch, ob sich mit dem Ticket nennenswert Verkehr von der Straße in Richtung ÖPNV verlagert. "Aus den bisherigen Untersuchungen lässt sich nur ein leichter Verlagerungseffekt von der Straße auf den öffentlichen Verkehr von bestenfalls zwei bis drei Prozent erkennen", sagte etwa Christian Böttger, Bahn-Experte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW).

Das deckt sich mit ersten Ergebnissen einer Studie aus dem Großraum München. Sie kam zum Schluss, dass 35 Prozent der Probanden häufiger mit Bus und Bahn fuhren - aber nur drei Prozent ihr eigenes Fahrzeug seltener nutzten. Allerdings stellten die Forscher eine gewisse dämpfende Wirkung auf den Münchener Straßenverkehr fest.

Auch eine Auswertung des Verkehrsdatenspezialisten TomTom für die Deutsche Presse-Agentur deutete in der ersten Phase des 9-Euro-Tickets auf einen Rückgang der Staus in großen deutschen Städten hin. Eine radikale Änderung des täglichen Verhaltens sei nicht zu erwarten gewesen, ordnete der Leiter der Münchner Studie, Klaus Bogenberger von der TU München, die Ergebnisse bei deren Vorstellung im Juli ein.

RLP

"Keine positive Klimaschutzwirkung" Alarmierender Effekt: Mehr Verkehr wegen 9-Euro-Ticket?

Ist die Bahn günstig, lassen viele Menschen das Auto stehen: Diese Hoffnung erfüllt das 9-Euro-Ticket jedoch offenbar nicht. Manche Pendler sind sogar von der Bahn aufs Auto umgestiegen.

Das 9-Euro-Ticket hat "ein Fenster aufgemacht"

Natürlich könne es ein Ticket zu solch einem Preis nicht dauerhaft geben, so Sozialminister Schweitzer. Aber es habe "ein Fenster aufgemacht". Die Grünen-Landtagsabgeordnete Lea Heidbreder sagte: "Das 9-Euro-Ticket war tausendmal erfolgreicher als der Tankrabatt." Die entstandene Dynamik wolle man nun für weitere Initiativen in der Mobilitätspolitik nutzen. Dabei geht es laut Schweitzer zum einen um den Preis. Damit einhergehen müsse aber eine bessere Infrastruktur. Die Landesregierung ziehe den Schluss, dass neben attraktiven Preisen alles darangesetzt werden müsse, das Leistungsangebot so gut wie möglich auszubauen. Das Angebot in unterversorgten Gebieten im ländlichen Raum müsse verbessert, Engpässe in Ballungsräumen müssten beseitigt werden.

Jahresticket für 365 Euro

Bereits im Koalitionsvertrag der Ampel in Rheinland-Pfalz festgehalten ist das Ziel eines 365-Euro-Tickets für junge Menschen - ein Jahresticket für 365 Euro etwa für Studenten und Auszubildende. Das Land hatte im Mai angekündigt, es werde damit voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 losgehen. Die von hohen Gewerbesteuereinnahmen profitierende Stadt Mainz startet damit schon zum neuen Schuljahr.

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SWR