Die 84, 85 und 94 Jahre alten Betroffenen in Altenahr (Kreis Ahrweiler) sagten dem SWR, sie bräuchten die finanzielle Entschädigung des Landes dringend, um beispielsweise eine seniorengerechte Wohnung bezahlen zu können.
Zwölf Härtefallanträge von 15 noch nicht bearbeitet
Insgesamt haben 15 Menschen aus dem Ahrtal wegen ihres hohen Alters bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz einen Härtefallantrag gestellt. Nach Angaben der Investitions- und Strukturbank werden von den 15 Anträgen aber immer noch zwölf bearbeitet.
Auch der Antrag der 85-jährigen Wanda Brügmann aus Altenahr ist noch in Bearbeitung. Vor mehr als einem Jahr hatte sie den Antrag gestellt und bei den Sachbearbeitern in Mainz nachgefragt, ob sie eventuell schnell Geld für ein neues kleines Apartment oder einen Platz in einem Heim für Senioren bekommen könnte. Doch über ihren Härtefallantrag ist bis heute noch nicht entschieden worden. Sie versucht deshalb, irgendwie mit ihrer kleinen Rente über die Runden zu kommen.
Inzwischen denkt die 85-Jährige sogar daran, ihr zerstörtes Haus wieder aufzubauen, nur um schneller an Geld zu kommen. Aber eigentlich will sie nicht zurück nach Altenahr. In der Flutnacht starben in ihrer Straße drei Anwohner.
Ehepaar wartet seit einem Jahr auf Entschädigung
In der Flutnacht stieg das Wasser in ihrer Straße in Altenahr teilweise zehn Meter hoch, erinnert sich die 84-jährige Brigitte Hengstler. Sie und ihr 94 Jahre alter Ehemann mussten ihr Haus nach der Flutkatastrophe abreißen. Wiederaufbauen dürfen sie nach eigenen Angaben nicht.
Heute wohnen sie in einer Wohnung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier wollen sie bleiben und die Miete gerne auch mit der Entschädigung bezahlen. Das Ehepaar hat bereits vor rund einem Jahr einen Härtefallantrag bei der Investitions- und Strukturbank des Landes gestellt. Sie warten bis heute auf eine Antwort.
Investitionsbank: Härtefallanträge sind komplex und zeitaufwändig
Zur Begründung, warum die Bearbeitung der Anträge so lange dauert, teilte die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz dem SWR mit, dass die Härtefälle "bei der Bearbeitung aufgrund der individuellen und komplexen Umstände meist längere Zeit in Anspruch nehmen als die reguläre Antragsbearbeitung". Und vom Finanzministerium heißt es, ältere Menschen bräuchten oft viel Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie ihr Haus wieder aufbauen oder sich entschädigen lassen wollten.
Wanda Brügmann und das Ehepaar Hengstler aus Altenahr haben sich bereits vor rund einem Jahr entschieden - für eine Entschädigung, um ihre Rente aufzubessern oder um die Miete für eine seniorengerechte Wohnung zu bezahlen.