Pola Schlipf aus Queidersbach (Foto: SWR)

Nachhaltigkeit auf dem Land

Diese Familie aus Queidersbach bei Kaiserslautern lebt (fast) ohne Müll

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AUTOR/IN
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)

Mit viel Motivation und gutem Willen hat Pola Schlipf aus Queidersbach versucht, Verpackungen zu reduzieren. In der Westpfalz ist das aber nicht ganz so einfach.

Wenn Pola Schlipf in ihrer Küche vor dem grauen Eimer steht, in den sie und ihr Mann den Plastikmüll werfen, dann ist der schon um einiges kleiner als bei vielen anderen Haushalten in der Westpfalz. Schlipf greift einen weißen Plastikbecher heraus: "Eigentlich versuchen wir diese Becher zu vermeiden. Aber in dem hier war Schmand. Und den gibt es nicht im Glas."

Plastikmüll der Familie Schlipf (Foto: SWR)
Schon seit sechs Jahren versucht Pola Schlipf aus Queidersbach Verpackungsmüll zu vermeiden. Das macht sich in der Plastiktonne bemerkbar - die ist viel kleiner geworden.

Wo es geht, versuchen Schlipf und ihr Mann Verpackung zu vermeiden, vor allem wenn sie aus Plastik sind. Eine Möglichkeit dabei sind Pfandflaschen für Flüssigkeiten oder Glasbehälter für Lebensmittel. Die stehen auch überall in der Speisekammer der Schlipfs: Mais, dicke Bohnen oder Kichererbsen gibt es mittlerweile in ausgewählten Läden im Glas zu kaufen.

Und das lohnt sich tatsächlich, wie Schlipf an dem Plastiksack bemerkt hat, der alle zwei Wochen bei ihr abgeholt wird: "Als ich mit dem müllfreien Einkaufen angefangen habe, musste ich nur alle sechs Wochen einen Sack für uns als zwei Personen-Haushalt vor die Tür stellen." Schon seit sechs Jahren bemüht sich die 44-Jährige darum, weniger Müll im Haushalt zu machen. Motiviert dazu hatten sie Artikel zur Umweltproblematik, die durch Plastik entsteht und verschiedene Reportagen: "Ich dachte mir, das ist doch Wahnsinn! Wir müssen was dagegen tun und ich habe für mich beschlossen, dass ich versuche, weniger Plastik einzukaufen."

"Die aktuelle Weltlage erzählt ja von der Klimakrise. Das muss doch Motivation für alle sein, sich dagegen zu wehren."

Gesagt getan, hat sich Pola Schlipf in Ratgeber eingelesen und selbst ausprobiert. Nicht nur bei Lebensmitteln lässt sich an der Verpackung Plastik sparen, auch bei Haushaltsprodukten wie Waschmittel, Flüssigseife oder Reinigungsmittel. Letzteres lässt sich zum Beispiel mit Natron und Zitrone herstellen. Bei der Waschmittelherstellung allerdings ist Schlipf auf ein Problem gestoßen. Denn dafür braucht sie Waschsoda: "Und das ist nun mal in den meisten Geschäften in Plastik verpackt."

Brot in Stoffsäckchen, etwas flüssiges im Glas (Foto: SWR)
Auch in der Kühltrühe gibt es einige Möglichkeiten, um Verpackungsmüll zu vermeiden: Brot friert Pola Schlipf in Stoffsäckchen ein, etwas weniger festes, wie Püree beispielsweise, kann im Glas eingefroren werden.

Das Waschsoda ist nur ein Beispiel unter vielen. Gewisse Produkte ganz ohne Verpackung oder zumindest in einem Papierkarton zu bekommen ist gar nicht so einfach, erklärt Schlipf. Zumindest nicht in Queidersbach, ein kleiner Ort, mitten im Pfälzerwald. Für unverpackte Produkte oder den nächsten Wochenmarkt muss Schlipf mindestens ins 30 Kilometer entfernte Kaiserslautern, wo ein Bio-Supermarkt und ein Unverpackt-Laden eine kleine Auswahl bieten: "Doch wie ökologisch sinnvoll ist es, wenn ich dafür wieder den Weg auf mich nehmen muss, nur um Verpackung zu sparen?" Dabei gibt es in Queidersbach einen Supermarkt mit ausreichend Auswahl, wie Schlipf betont. Allerdings sei diese Auswahl eben häufig in Plastik verpackt.

Müllfrei Einkaufen in der Westpfalz mit vielen Wegen verbunden

Durch ihre in Berlin lebende Schwester weiß Schlipf, dass dieses Problem in Großstädten nicht existiert. Diese habe drei Biomärkte in Laufnähe zur Auswahl und wenn sie für den einen Wochenmarkt keine Zeit habe, gehe sie auf den im benachbarten Viertel: "Die Möglichkeit unverpackt einzukaufen ist in Großstädten einfach besser!" Obwohl Schlipf auch im ländlichen Raum schon eine bessere Auswahl erlebt hat, als in der Westpfalz. In kleinen Dorfläden - vor allem in Baden-Württemberg - habe sie unverpackte Bio-Produkte einkaufen können.

Nicht nur wegen der geringen Unverpackt-Möglichkeiten in der Westpfalz, auch durch die Corona-Pandemie sind Schlipf und ihr Ehemann weniger streng beim Plastikmüll wie noch vor sechs Jahren. Trotzdem behalten sie gewisse Dinge bei. Sie frieren Brot in Stoff- statt Plastikbeuteln ein, greifen auf permanentes, wiederverwendbares Backpapier zurück, und kaufen, da wo es möglich ist, Lebensmittel im Glas und konsumieren sowieso Bio-Produkte.

"Die Möglichkeit unverpackt einzukaufen ist in Großstädten einfach besser!"

Klar ist für Pola Schlipf: Jede und Jeder ist gefragt, sich ihr anzuschließen, denn: "Die aktuelle Weltlage erzählt ja von der Klimakrise. Das muss doch Motivation für alle sein, sich dagegen zu wehren. Und da zählt für mich jeder kleine Beitrag."

Erfahren Sie, was Sie noch dafür tun können, nachhaltig zu konsumieren: Beim SWR4 Klimatag am Dienstag, 26.07.2022