Schulpolitik

RLP Bildungsministerin Stefanie Hubig beantwortete Ihre Fragen

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Hanns Lohmann
Hanns Lohmann (Foto: SWR)
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Im SWR1 Bildungsschwerpunkt am 4.7. haben wir Eltern, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler dazu aufgerufen, ihre Fragen an die rheinlandpfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) zu stellen. Die Antworten gibt es hier noch einmal zum Nachhören und Nachlesen.

Hitzefrei

Frage einer SWR1 Hörerin: Mein Sohn möchte gerne wissen, warum Hitzefrei nicht landeseinheitlich geregelt ist?

Stefanie Hubig: Wir haben Hitzefrei nicht einheitlich fürs ganze Land geregelt, weil wir finden, dass wir Spielraum brauchen. Wir sehen, dass wir ganz unterschiedliche Schulen haben, jedes Schulgebäude ist anders, es gibt kleine Schulen, es gibt große Schulen, ältere Schulen, von der baulichen Beschaffenheit sind sie unterschiedlich. Deshalb haben wir gesagt, die Schulen sollen ganz individuell und ohne konkrete Vorgaben entscheiden, ob Unterricht noch stattfinden kann, wenn es zu heiß ist oder ob man zum Beispiel Schulzeiten etwas einschränkt, ob das zumutbar ist oder nicht. 

Klimaanlagen und bauliche Ausstattung der Schulen

Frage per Mail: Klimaanlagen gibt es fast nie in den Schulen, teilweise noch nicht mal die Möglichkeit einer vernünftigen Außenbeschattung. Dann wird es unerträglich heiß, sollte man da in großem Stil investieren und die Schulen entsprechend nachrüsten? 

Hubig: Für Gutes Lernen braucht es natürlich eine gute und förderliche Lernumgebung. Dazu gehört auch, dass die Temperaturen erträglich sind, dass es gute Raumluft gibt, dass es nicht zu heiß ist. Für die Schulbauten sind die Schulträger verantwortlich (Anmerkung der Redaktion: Kommunen, Landkreise oder Kirchen). Ich weiß, dass sich da in den letzten Jahren schon einiges getan hat in Sachen Anpassung an das geänderte Klima, an die Hitze im Sommer. Das ist aber ziemlich teuer.

Deshalb unterstützen wir das als Land mit dem Schulbauprogramm mit 65 Millionen Euro. Aber wir haben jetzt noch mal als Land ein großes Investitionsprogramm für Klimainvestitionen an den Start gebracht, bei denen auch Schulen, zum Beispiel Schulgärten, Schul-Begrünung gefördert werden. Denn wir wollen, dass die Schulen eben auch nachhaltig sind und dass sich Schülerinnen und Schüler dort wohlfühlen.

Investitionen in frühkindliche Bildung

Frage einer SWR1 Hörerin: Als Mama von drei Kindern wüsste ich gerne, warum so wenig in frühkindliche Bildung investiert wird. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass der Kindergarten oder die Kindertagesstätte hauptsächlich eher ein Aufbewahrungsort ist. Es wird kein Fokus auf die Vorbereitungen für die Grundschule gelegt.

Hubig: Ich würde hier gerne mit einer Zahl antworten. Das Land zahlt im Jahr über 900 Millionen Euro für die Kitas und für die frühkindliche Bildung. Ich finde, das ist schon eine Stange Geld. Denn dazu kommt das, was die Kommunen, was die freien Träger und die kommunalen Träger zahlen. Das heißt, sie legen mindestens noch mal das Gleiche drauf. Wir reden also über Milliardensummen, die jedes Jahr in die frühkindliche Bildung gehen. Und die Kitas sind Orte der frühkindlichen Bildung, die machen da ganz viel.

Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik

Frage einer SWR1 Hörerin: Meine Tochter würde gerne wissen, warum sie immer noch einen Röhrenfernseher und einen Overheadprojektor im Klassenzimmer nutzen und kein Smartboard?

Hubig: Wir sind da total vorangekommen in Rheinland-Pfalz. Fast 100 Prozent der Schulen haben mittlerweile Wlan und wir sehen, dass auch die technische Ausstattung da total vorangegangen ist. Wir versuchen immer auch durch Abfragen zu gucken, dass alle Schulen gleichermaßen gut ausgestattet sind. Und wenn es da solche Beispiele gibt – gerne auch direkt an uns schreiben. Wir schauen dann auch noch mal nach. Aber da ist schon richtig viel passiert, nicht nur vom Schulbau, sondern auch bei der Ausstattung, damit Kinder und Jugendliche auch mit digitalen Medien lernen können.

Lehrermangel

Frage eines SWR1 Hörers: Warum gibt es nicht mehr Personal? Wenn man sich mit Lehrern unterhält, hört man, dass viele gehen, aber keine nachkommen.

Hubig: Es ist total wichtig, dass wir gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer haben. Da sind wir alle einer Meinung. Wir merken natürlich, dass wir diesen Fachkräftemangel, den wir ja auch in ganz anderen Bereichen haben [...], dass wir den auch aufgrund der Demografie bei den Lehrerinnen und Lehrern haben. Wir sind in Rheinland-Pfalz, verglichen mit anderen Bundesländern, noch gut aufgestellt. Wir haben in diesem Schuljahr 1.900 Lehrkräfte neu eingestellt. Aber wir merken, dass gerade dann, wenn mal eine Lehrkraft erkrankt, es schwer ist, Ersatz zu finden.

Es gibt auch viele neue, zusätzliche Studienplätze. Wir haben gerade in Trier geguckt, dass wir da ein komplettes Grundschullehramt aufmachen. Und dann sehen wir auch, dass die Zahlen bei den Grundschullehrerinnen und -lehrern deutlich gestiegen sind. Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, ist aber auch echt ein Kampf und ich kann auch jeden und jede verstehen: Wenn Unterricht ausfällt, dass das einen nicht glücklich und unzufrieden macht und dass man sich um seine Kinder sorgt. Wir tun das auch, und deshalb setzen wir echt alle Kraft dahinter und versuchen in diesen Zeiten, die für alle Länder im Bereich Lehrer und Lehrerinnen nicht einfach sind, unser Allerbestes zu geben.

Klassengröße reduzieren – der "große Wurf"?

SWR1 Hörerin: Ich bin an einer Gesamtschule in Rheinland-Pfalz tätig und ich möchte Sie fragen, wann Sie gedenken, die Schule zu reformieren? Trauen Sie sich doch bitte an das ganz Große, denn wir brauchen kleinere Klassen – wirklich! Das ist kein Witz, da geht es auch nicht darum, dass wir weniger Arbeit haben. Wir möchten unsere Arbeit nur gerne richtig und kindgerecht machen, und das geht nur mit weniger Schülern.

Hubig: Wir haben schon den Mut, auch zu vielen Veränderungen. Aber der große Wurf – ich weiß nicht, wie der eigentlich genau aussehen soll, das sagt uns nämlich keiner. Aber wir arbeiten an vielen verschiedenen Dingen, deshalb haben wir beispielsweise auch dieses große Programm "Schule der Zukunft", wo es darum geht, Schulen für das 21. Jahrhundert neu aufzustellen.

Klassengröße – das war ja die Frage der Lehrerin – das hören wir immer wieder. Im Bereich der Grundschulen sind wir da bundesweit Vorreiter, wir haben die kleinsten Grundschulklassen in Deutschland. Wir wissen auch aus der Bildungsforschung, dass die Größe der Klasse nicht unbedingt für den Bildungserfolg entscheidend ist. Und ich sage auch ehrlicherweise: In Zeiten, in denen wir zu wenig und nicht zu viel Lehrerinnen und Lehrer haben, ist es schwer, die Klassenmesszahl, wie das immer so heißt, zu senken. Und vor allen Dingen brauchen wir auch den Raum. Denn wir brauchen für jede neue Klasse auch ein neues Klassenzimmer oder eine neue Fläche.

Schule der Zukunft — ganzheitlicher Unterricht?

SWR1: Mit großem Wurf meinen viele Expertinnen und Experten auch, dass man vielleicht abkommt von dem starren System getrennter Stunden und die Fächer besser miteinander vernetzt, insgesamt alles ein bisschen ganzheitlicher betrachtet. Wie weit sind Ihre Überlegungen? 

Hubig: Das sind genau die Überlegungen, die wir im Programm "Schule der Zukunft" haben werden. Wir brauchen im 21. Jahrhundert andere Fähigkeiten für Kinder, als wir vor 50 Jahren brauchten. 

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.

Das vollständige Gespräch mit Ministerin Hubig können Sie im Audio nachhören.

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