Wegen des Klimawandels hat der Borkenkäfer im Pfälzerwald wohl bald keine Zukunft mehr. (Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

Schädling muss sich umschauen

Wird der Pfälzerwald für den Borkenkäfer langsam unattraktiv?

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Jan Jaworski
Bild von Jan Jaworski, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Er fühlt sich im Pfälzerwald pudelwohl: der Borkenkäfer. Regen mag er aber so gar nicht. Deshalb hat er in den vergangenen Wochen eine kleinere Pause eingelegt. Es könnte durchaus aber sein, dass es dem Schädling bald gar nicht mehr so in der Westpfalz gefällt.

Hitze und Trockenheit schaden den Bäumen, machen sie aber äußerst schmackhaft für den Borkenkäfer. Der frisst sich mittlerweile bis zu 80 Zentimeter tief in sie hinein. Diese Beobachtung macht Oleg Kolisnyk vom Forstamt Kaiserslautern immer wieder. "Letztes Jahr waren die Bäume noch 30 bis 40 Zentimeter geschädigt." Fichten stehen ganz oben auf der Speisekarte des Schädlings. Aber auch Tannen ein wenig.

3.000 Festmeter Holz hatte der Borkenkäfer im vergangenen Jahr im Bereich des Forstamts Kaiserslautern befallen. Bis August dieses Jahres sind es schon 2.500 Festmeter, berichtet Kolisnyk. Und die Saison geht noch bis etwa Oktober. "Zum Glück hatten wir jetzt viel Regen. Denn eigentlich hat der Borkenkäfer jetzt seinen höchsten Punkt", heißt: der Dauerregen in der Westpfalz kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Sonst wäre die Population des Schädlings wohl rekordverdächtig gewesen.

Borkenkäfer wird sich im September wieder im Pfälzerwald ausbreiten

"Wenn es regnet, verpilzt der Borkenkäfer und geht kaputt", sagt Markus Gatti. Er leitet das Forstamt in Otterberg und ist ebenfalls froh, dass das Insekt durch den vielen Regen im wahrsten Sinne des Wortes auf "Tauchstation" ist. "Aber alle Käfer sind noch nicht tot." Werden sie wohl auch nicht. Denn für September befürchten die Förster in der Westpfalz eine neue Generation Borkenkäfer. Wenn es dann noch warm und trocken ist, geht der Kampf gegen den Schädling weiter.

Doch vielleicht muss dieser Kampf, der schon so viele Jahre geht, bald gar nicht mehr ausgetragen werden. Warum? Dabei hilft ein Blick nach Wilgartswiesen. Bernhard Klein ist dort Revierleiter. Gerade einmal sieben Prozent des Baumbestandes sind Fichten, sagt er. "Bei mir wirkt sich der Befall nur marginal aus." Der Boden bei Wilgartswiesen besteht vor allem aus Sandstein. Für Flachwurzler wie Fichten keine gute Grundlage, um zu wachsen. Kaum Fichten bedeutet, kaum Probleme mit dem Borkenkäfer.

Wegen Klimawandel: Bald kaum noch Fichten im Westen der Pfalz

So wie das Revier von Bernhard Klein könnte es bald im gesamten Pfälzerwald und den angrenzenden Waldgebieten am Donnersberg und im Kreis Kusel aussehen - zumindest so ähnlich. Nämlich: viel Mischwald, bestehend aus einem Großteil Laubbäumen und einem geringen Anteil Nadelbäumen, wie eben Fichten und Tannen. Der Klimawandel macht's möglich! Makaber, aber in ein paar Jahren wohl Realität. Der Fichte geht es an den Kragen.

Ohnehin hat der Anteil an Fichten in den vergangenen Jahren in den Wäldern des Landes deutlich abgenommen. Landesforsten Rheinland-Pfalz schreibt dazu auf seiner Internetseite, dass dies die "Folge eines gewollten und aktiv eingeleiteten Waldumbaus zu mehr Naturnähe sowie zur Stabilisierung und Anpassung der Wälder an den Klimawandel" ist. 

Fichten sterben: Pfälzerwald bald wie Westerwald und Hunsrück?

Schon jetzt sei im Westerwald und im Hunsrück deutlich zu sehen, dass dort die Fichte eine sterbende Art sei, sagt Manuel Simon vom Forstamt Westrich in Pirmasens. "Dort wird der Befall der Borkenkäfer nachlassen. Bei uns bald auch." Die befragten Förster in der Westpfalz sind sich einig: Im Wald der Zukunft im Südwesten Deutschlands wird es kaum noch Platz für Fichten geben - und somit auch für den Borkenkäfer.

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Nur noch ein Happen: Borkenkäfer wird in der Pfalz bald nicht mehr "satt"

Ganz verschwinden wird er aber nicht, glaubt Oleg Kolisnyk vom Forstamt Kaiserslautern. Da wo in ein paar Jahren noch vereinzelt Fichten stehen werden, wird auch der Borkenkäfer aktiv sein. Doch wenn in seiner unmittelbaren Nachbarschaft kaum noch Fichten vorhanden sind, erschwert das die Expansion des Schädlings deutlich. Statt einer großen Nahrungsquelle wird der Pfälzerwald nur noch zum "Snack".

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