Wochenmarkt Kaiserslautern (Foto: SWR)

Trotz Ukraine-Krieg und Energiekrise

Keine Preisexplosion auf dem Wochenmarkt in Kaiserslautern

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Sebastian Zobel
Bild von Sebastian Zobel, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern (Foto: SWR)

Öl, Gas, Lebensmittel - egal wohin man zurzeit blickt, alles wird teurer. Wie gehen die Marktbeschicker mit dieser Situation um? Ein Besuch auf dem Wochenmarkt in Kaiserslautern.

Der Wochenmarkt auf dem Stiftsplatz gehört für mich als gebürtigen Lautrer fest zum Stadtbild dazu. Schon als Kind bin ich hier mit meinen Eltern durch die engen und gut gefüllten Gassen zwischen den Ständen geschlendert. Hier habe ich viele Obst- und Gemüsesorten zum ersten Mal gesehen, gerochen und geschmeckt. Und als Kind gab es sowieso an fast jedem Stand immer eine Kleinigkeit auf die Hand. Der Markt ist einfach eine tolle Kindheitserinnerung.

Wochenmarkt Kaiserslautern (Foto: SWR)
Dienstags ist auf dem Lautrer Wochenmarkt deutlich weniger los als samstags.

Doch als ich am Dienstagsvormittag den Stiftsplatz betrete, bin ich erstmal ein wenig enttäuscht. Bei strahlendem Sonnenschein ist der Platz gefühlt halb leer. An vielen Stellen, an denen sonst Stände aufgebaut sind, klaffen an diesem Tag große Lücken. Es sind zwar einige Menschen unterwegs und kaufen ein, aber das ist kein Vergleich zu dem wuseligen Markt, wie ich ihn aus meiner Kindheit kenne.

Urlaubszeit wirkt sich auf Lautrer Wochenmarkt aus

Natürlich will ich fair bleiben: Wir sind gerade mitten in den Sommerferien. Einige Beschicker - und natürlich auch Kundinnen und Kunden - sind also in ihrem verdienten Urlaub. Andere kommen dienstags schon lange nicht mehr, sondern konzentrieren sich voll auf den deutlich stärkeren Samstag. Und für die Blumenhändler und ihre Ware ist es einfach zu heiß. Doch trotzdem ist hier einfach weniger los als früher.

Wochenmarkt Kaiserslautern (Foto: SWR)
Auch aufgrund der Ferienzeit klaffen einige Lücken zwischen den Ständen auf dem Stiftsplatz.

Dienstags ist nichts los auf dem Markt in Kaiserslautern

Der Erste, mit dem ich ins Gespräch komme, ist Ralf Folz. Der Landwirt aus Enkenbach-Alsenborn kommt seit bald 30 Jahren auf den Lautrer Wochenmarkt und verkauft hier unter anderem Gemüse aus eigenem Anbau und die Eier seiner Hühner. "Samstags ist der Markt noch in Ordnung, da kommen auch noch genug Kunden, aber dienstags ist es sehr schlecht", erzählt er.

Dieser rückläufige Trend sei allerdings auch schon spürbar gewesen, bevor unter anderem der Krieg in der Ukraine dafür gesorgt habe, dass alles teurer werde. Die Preise auf dem Markt sind nach Ansicht von Ralf Folz aber noch stabil. Allerdings spüren auch er und seine Kolleginnen und Kollegen, wie sich die angespannte Lage auf der Welt auf sie und den Wochenmarkt auswirkt: "Ich würde schon sagen, die Leute kaufen ganz bewusst ein. Die Situation mit den Energiekosten trifft uns auch in dem Moment, wo die Leute nicht mehr viel kaufen, weil jeder spart."

Wochenmarkt nicht unbedingt teurer als Supermarkt

Es bleibe abzuwarten, wie sich die Situation vor allem in den Wintermonaten entwickle. Den Landwirt beschäftigen allerdings neben der Energiekrise und den Auswirkungen des Kriegs noch ganz andere Dinge. Zum Beispiel, dass viele Menschen im Discounter einkaufen gehen, in der Annahme, dass die Lebensmittel dort günstiger sind. Dem hält Ralf Folz entgegen: "Wir sind nicht teurer als der Supermarkt!"

Landwirt Ralf Folz hält eine Schachtel mit Eiern in die Kamera und steht an seinem Marktstand (Foto: SWR)
Ralf Folz ist besonders stolz auf die Eier seiner Hühner.

Das bestätigt auch einer seiner Kollegen aus der Vorderpfalz, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er erzählt mir, dass es natürlich vereinzelt Produkte gebe, die etwas teuerer geworden seien. "Aber Salat und allgemein das Gemüse sind nicht teurer als sonst. Manche Dinge wie zum Beispiel die Mirabellen sind dieses Jahr sogar günstiger als im vergangen Jahr", betont er. Seiner Ansicht nach ist es oft nur eine gefühlte Wahrheit, dass alles immer teurer wird: "Wenn sich die Leute vor Ort selbst ein Bild machen, stellen sie oft fest, dass es gar nicht so ist."

Wochenmarkt als wichtige Institution in Kaiserslautern

Mein Eindruck ist, dass es tatsächlich auch noch einige Menschen gibt, die das machen. Es ist an diesem Dienstag zwar nicht besonders viel los, aber die Leute, die hier einkaufen, tun es aus Überzeugung und weil sie die Qualität der Produkte schätzen. Ich bekomme mehrere Gespräche zwischen Händlern und Kundinnen mit, bei denen mir bewusst wird, dass es auf dem Markt für sie um mehr als nur einen Einkauf geht.

So gibt es hier noch einen Tipp zur richtigen Zubereitung des Fischs und da ein offenes Ohr für die alltäglichen Sorgen. Eine Kundin tauscht sich mit ihrem Händler über die richtige Wahl der Birnen für Marmelade aus, eine andere klagt über ihre wackeligen Knie und den bevorstehenden Arzttermin. Solche Gespräche gibt es an der Supermarktkasse, in aller Regel, nicht.

Marktbeschicker fordern mehr Unterstützung durch die Stadt

Zurück zu den Marktbeschickern. Alle, mit denen ich spreche, sind sich in einer Sache einig: Sie wünschen sich mehr Unterstützung von der Stadt. Die kürzlich erhöhten Parkgebühren sind in ihren Augen Gift für alle Händler in der Innenstadt. Die Kundinnen und Kunden würden immer häufiger auch deshalb nur noch in Supermärkten einkaufen, weil sie dort bequem vor der Tür parken könnten.

Ein Händler aus Kaiserslautern beklagt sich bei mir, dass die Stadt es nicht mal hinbekommt, den Marktbeschickern eine Möglichkeit zu bieten, auf Toilette zu gehen. Die öffentliche Toilette in der Nähe sei quasi immer defekt und geschlossen. Man habe sich mittlerweile zum Glück mit dem Saks-Hotel am Stiftsplatz darauf einigen können, dass man deren Toiletten nutzen dürfe.

Hartes Brot auf dem Wochenmarkt Kaiserslautern

Am Ende dieses Dienstagvormittags merke ich mal wieder, wie wichtig es ist, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Die Marktbeschicker haben es nicht einfach. Sie müssen in aller Frühe aufstehen, egal wie hoch die Spritpreise gerade sind ihre großen Lkw und Autos tanken, nach Kaiserslautern fahren, ihre Stände aufbauen und ihre Ware ansprechend präsentieren. Dann stehen sie in der brütenden Mittagshitze, es kommt kaum jemand, weil die Menschen sich in der aktuellen Situation zweimal überlegen, wo und wofür sie ihr Geld ausgeben. Für mich wird es jedenfalls nicht der letzte Besuch auf dem Lautrer Wochenmarkt gewesen sein.

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