Jürgen Ullmer steht am ehemaligen Bahnhaltepunkt im Wald oberhalb des Eiswoogs. Moos wächst auf den Schienen, Bäume liegen quer über den Bahngleisen. Dass hier schon lange kein Zug mehr unterwegs war, ist unschwer zu erkennen. Der 66-Jährige kann sich aber noch gut an die Zeit erinnern, als die Strecke zwischen dem See bei Ramsen im Donnersbergkreis und Enkenbach-Alsenborn im Kreis Kaiserslautern aktiv war. "Es war die schönste Eisenbahnstrecke der Pfalz", sagt Ullmer.
Erinnerungen an Zugfahrten nach Kaiserslautern
Heute wird der Gästeführer der Verbandsgemeinde Eisenberg zahlreiche Personen mit auf eine rund zwölf Kilometer lange Tour nehmen. Der Titel: "Brücken, Tunnel und das Ende eines Sackbahnhofes". Ullmer und die Gäste werden sich dabei auf die Spuren der Geschichte der Eistalbahn begeben. Und sicher wird er dann auch von so mancher Erinnerung berichten.
Etwa, wie es mit dem Zug zum Baden an den Eiswoog ging. Oder mit der Bahn vom heimischen Eisenberg nach Kaiserslautern zum Einkaufen. "Dieser Blick auf den Eiswoog aus dem Zug heraus, das bleibt für immer", sagt der 66-Jährige. Jugenderinnerungen, die er bei solchen Gästeführungen wieder aufleben lässt.
1932 rollten erstmals Züge von Eisenberg nach Enkenbach-Alsenborn
Mit der Geschichte der Eistalbahn hat sich Ullmer intensiv befasst - angefangen bei der Einweihung der Bahnstrecke von Grünstadt nach Eisenberg im Juni 1876. Eisenberg hatte damals einen so genannten Sackbahnhof, da hier das Ende der Strecke war. Bis der mehr als 17 Kilometer lange Lückenschluss nach Enkenbach-Alsenborn folgte, dauerte es noch eine Zeit. "Drei Brücken, ein Tunnel, dazu 117 Meter Höhenunterschied. Das war ein ehrgeiziges Projekt", erzählt Ullmer.
Und auch eins, das viel Geld kostete: sieben Millionen Mark. Im Jahr 1919 ging es dann mit dem Bau los. Unter anderem die Weltwirtschaftskrise erschwerte das Vorhaben während der Bauphase, wie der Gästeführer berichtet. Ab November 1932 rollten dann aber auch die Züge zwischen Eisenberg und Enkenbach-Alsenborn. "Das aber nur relativ kurz", sagt Ullmer. Bereits 1976 wurde der Personenverkehr auf diesem Streckenabschnitt schon wieder eingestellt, zwölf Jahre später auch der Frachtverkehr.
Seit 2001 gibt es wieder einen Bahnhaltepunkt am Eiswoog
"In den Wirtschaftswunderjahren nach dem Krieg wurde einfach weniger Zug gefahren", erzählt Ullmer. Trotzdem rollten noch Züge des Militärs über die Gleise. "Nach dem Ende des Kalten Krieges war aber auch das nicht mehr der Fall", so der Gästeführer. Zum Jahresende 1988 wurde die Strecke schließlich stillgelegt.
Die Schienen liegen bis heute noch, auch wenn Teile der Strecke mittlerweile mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen sind. "Die Natur holt sich eben alles zurück", sagt Ullmer. Seit 2001 gibt es immerhin wieder einen Bahnhaltepunkt am Eiswoog, allerdings an anderer Stelle, vor dem imposanten Eistalviadukt. Hauptsächlich am Wochenende und an Feiertagen halten dort Züge aus Richtung Eisenberg kommend.
Untersuchungen zu einer Reaktivierung der Eistalbahn
2003, im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft, gab es noch einmal einen Anlauf zur Reaktivierung der Strecke. Laut eines Gutachtens hätte das mehr als acht Millionen Euro gekostet. Das wurde als zu teuer erachtet. Auch gab es Überlegungen, die Bahntrasse als Radweg zu nutzen. In Zeiten des Klimawandels ist nun eine Mobilitätswende Thema. Es wird über die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken gesprochen. Auch wieder über den Abschnitt zwischen dem Eiswoog und Enkenbach-Alsenborn.
Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben. Wie Michael Heilmann, der Direktor des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, mitteilt, sollen die Ergebnisse Ende September vorliegen. Bis dahin ließen sich zu einer möglichen Reaktivierung keine Aussagen treffen. Zuletzt gab es Befürchtungen, dass aus Kostengründen der Zugstrecke zwischen Eisenberg und Ramsen das Aus droht. "Das Ministerium für Klima, Umwelt, Energie und Mobilität ist gerade dabei, sicherzustellen, dass es keine Einschnitte im bestehenden Angebot geben wird", beruhigt Heilmann.
Mögliche Ausweichstrecke von Mannheim nach Kaiserslautern
Bernd Frey (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Eisenberg, würde es begrüßen, wenn wieder Züge über das 271 Meter lange Eistalviadukt, die längste Eisenbahnbrücke der Pfalz, die 176 Meter lange Bogenbrücke im Dreibrunnertal oder durch den 483 Meter langen Stempelkopftunnel fahren würden: "Das ist eine tolle Strecke. Wir hätten dann wieder eine direkte Anbindung nach Kaiserslautern, und über Enkenbach auch ins Alsenztal." Zudem gebe es so auch eine Ausweichstrecke von Mannheim nach Kaiserslautern.
Das sieht auch Jürgen Ullmer so: "Eine Reaktivierung wäre auf jeden Fall wünschenswert." Er denkt hier unter anderem auch an eine direkte Verbindung für Studenten zur Uni, für Schüler an die Integrierte Gesamtschule Enkenbach-Alsenborn. Allerdings befürchtet er: "Ich glaube, dass dies an der Kostenfrage scheitert." Alleine für die Sanierung der Brücken und des Tunnels sei ein hoher Aufwand erforderlich.
Brücken sind für den Gästeführer "hohe Handwerkskunst"
Bis die Frage geklärt ist, ob eine Reaktivierung der Strecke zwischen dem Eiswoog und Enkenbach-Alsenborn realistisch ist, wird Jürgen Ullmer mit seinen Gästen in Erinnerungen schwelgen. Er wird ihnen an der Dreibrunnertalbrücke oder dem Eistalviadukt von einer beachtlichen Leistung der Ingenieure sowie "hoher Handwerkskunst" beim Bau berichten, wird wunderbare Ausblicke auf den Eiswoog zeigen und mit den Gästen in der Stumpfwaldbahn, einer touristisch genutzten Feldbahn, unterwegs sein.