Die abstürzende Maschine rast beim Flugunglück von Ramstein am 28. August 1988 auf die Zuschauermenge zu. Ein Jet der italienischen Kunstflugstaffel "Frecce tricolori" war während des Flugtags in Ramstein beim Formationsflug mit zwei anderen Jets kollidiert, in die Menge der entsetzten Zuschauer gestürzt und in Flammen aufgegangen.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Rainer Kling)

Premierenabend in Kaiserslautern voller Erfolg

Spielfilm "Ramstein - Das durchstoßene Herz" ab sofort in ARD-Mediathek

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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)
Alexandra Dietz
Alexandra Dietz (Foto: SWR)

Der Film "Ramstein - Das durchstoßene Herz" erzählt die Schicksale der Beteiligten der Flugtagkatastrophe auf der Air Base in Ramstein im Jahr 1988. Damals waren beim Zusammenstoß dreier Flugzeuge 70 Menschen gestorben und Hunderte verletzt worden.

Ab heute (21.10.) ist der Film „Ramstein – das durchstoßene Herz“ in der ARD-Mediathek abrufbar. Außerdem gibt es zum Unglück eine Dokumentation, die ebenfalls in der ARD-Mediathek steht. Im Fernsehen sind Film und Doku erst am 26. Oktober um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

Premierenabend im SWR-Studio Kaiserslautern begeistert

Hinterbliebene, Ersthelfer und Überlebende waren dabei: Im SWR Studio Kaiserslautern war Mitte Oktober bereits die Preview des Spielfilms "Ramstein: Das durchstoßene Herz" zu sehen. Für die rund 150 Zuschauer war es ein emotionaler und zugleich mitreißender Abend: Als Spielfilm inszeniert sahen sie ihr Schicksal auf der großen Leinwand. Mit dabei waren Darsteller und Macher des Films, aber auch Ersthelfer von damals, Überlebende und Hinterbliebene.

Trauma-Experte beeindruckt von "Ramstein - Das durchstoßene Herz"

Der Film sei nicht nur gut gelungen, sondern auch ein Zeitdokument, sagt Hartmut Jatzko. Als Trauma-Therapeut hat er seit dem Unglück 1988 viele Betroffene betreut und ließ es sich deshalb nicht nehmen, bei der Preview dabei zu sein. "Der Schock von damals ist authentisch dargestellt. Das hat sich alles genauso abgespielt", zeigt sich Jatzko beeindruckt.

Ein Notarzt, der in Ramstein an der Unglücksstelle im Einsatz war, sagt: "Es ist immer auch die Frage bei einem solchen Film: Was darf man dem Zuschauer zumuten und was muss man ihm zumuten?" Es gehe hier immerhin auch um die Aufarbeitung eines Traumas. Und das leiste der Film in würdevoller Art und Weise.

Flugtag-Unglück belastet Opfer und Angehörige bis heute

Im Fokus des Films stehen die Schicksale mehrerer Menschen, die alle miteinander verwoben sind. Da ist der Familienvater Robert Müller (Max Hubacher), der mit seiner Frau und den Kindern als Zuschauer zur Flugschau kam; da ist der Arzt Dr. Matthias Kruse (Jan Krauter), der auf dem Rollfeld kurz nach dem Unglück erste Hilfe leistete und dann sind da noch Hagen Dudek (Trystan Pütter) und Jeanine Koops (Elisa Schlott), die im Auftrag des Bundesministeriums ermitteln, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Dafür hat Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt die Nachsorgegruppe besucht, in der sich die Überlebenden der Katastrophe und Angehörige mit psychologischer Begleitung treffen.

Bei den Dreharbeiten zu dem Spielfilm waren die Betroffenen teils selbst zu Gast am Set. Das habe dem Film gut getan, erklärt Schauspieler Jan Krauter. Er verkörpert den Arzt Dr. Kruse, der nach der Katastrophe auf dem Rollfeld erste Hilfe leistete: "Das zu spielen war eine große Verantwortung. Aber auch ein Geschenk, ich musste nur den echten Arzt von damals fragen: Wie hast du dich gefühlt in dieser oder jener Situation?"

"Das zu spielen war eine große Verantwortung."

Aufwändige Dokumentation zum Spielfilm

Begleitend zum Spielfilm beleuchtet die Dokumentation von Benjamin Arcioli und Hans Jakob Rausch auch die politischen Konsequenzen der Katastrophe – oder besser: jene, die ausblieben. Dazu haben sie die Abschlussberichte des daraufhin eingerichteten Untersuchungsausschusses gelesen. Rausch erklärt: "Die Empörung der Ermittlerin Jeanine Koops (Elisa Schlott) im Spielfilm ist das, was ich gespürt habe während der Recherche zu unserer Doku." Auch mehr als 30 Jahre nach dem Unglück von Ramstein übernehme niemand in irgendeiner Weise dafür Verantwortung: "Das war für uns sehr ernüchternd."

Umso wichtiger - das betonen alle am Spielfilm und der Dokumentation Beteiligten - sei es, dass auch nach so langer Zeit die Geschichte vom 28. August 1988 thematisiert wird. Denn die Angehörigen leben auch heute noch mit den Folgen der Katastrophe von damals.

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Am 26. Oktober 2022 um 20:15 Uhr strahlt das Erste den SWR-Fernsehfilm „Ramstein: Das durchstoßene Herz“ von Holger Karsten Schmidt und Kai Wessel aus. Im Anschluss folgt "Ramstein – Die Doku" von Hans Jakob Rausch und Benjamin Arcioli. Beide Filme sind zudem ab sofort in der ARD Mediathek abrufbar. Mehr zum Thema auch im virtuellen SWR.

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