Ein Pop-up-Store, der bildet

Der NSU und seine Folgen: Worüber der Demokratieladen Kaiserslautern informiert

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Verena Lörsch
Verena Lörsch

Der Demokratieladen in Kaiserslautern zieht viele Besucher an. Ein Vortrag zur rechtsextremen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat gezeigt, wo staatliche Organe versagen.

Die Passanten schauen neugierig durch das große Schaufenster ins Innere. Ein paar Halbstarke klopfen gegen das Glas, kichern und rennen weg. Innen – im Kaiserslauterer Demokratieladen – sitzen 40 Besucher und lauschen. Sie wollen an diesem Abend erfahren, was eine wehrhafte Demokratie ausmacht und wie rechtsextreme Gruppen wie der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) sie gefährden.

Prinzip Pop-up-Store: Demokratieladen Kaiserslautern nur kurz geöffnet

Wandtafeln, Plakate und Infobroschüren rund um Politik, Demokratie-Geschichte und EU füllen das Ladenlokal im Kaiserslauterer Zentrum. Wie ein Pop-up-Store zieht der Demokratieladen hier nur für kurze Zeit ein – und bietet ein umfangreiches Programm. Laut den Organisatoren werden die verschiedenen Vorträge, Konzerte, Diskussionsrunden und sonstigen Veranstaltungen bis jetzt sehr gut angenommen.

So auch der Vortrag an diesem Abend. Vorn steht Johannes Barrot. Eigentlich Richter am Lauterer Landgericht, doch heute hier, weil er 2014 im Hessischen NSU-Untersuchungsausschuss mitgearbeitet hat. Bei der Aufarbeitung der rechtsextremen Mordserie konnte er in viele Geheimakten der Verfassungsschutzbehörden sehen. "Sie werden heute leider mit mehr Fragezeichen nach Hause gehen, als Sie gekommen sind", warnt er sein Publikum vor.

Kaiserslauterer beteiligen sich rege an Debatten um NSU

Der Jurist soll Recht behalten. Während er die Taten des rechtsextremen Trios (Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos) die polizeilichen Ermittlungen und das Verhalten des Verfassungsschutzes rekapituliert, schütteln viele Zuhörer den Kopf. Einige melden sich, stellen Zwischenfragen. Die meisten fangen an mit: "Wie kann es sein, dass..."

Der Demokratieladen sitzt im Ladenlokal an der Schneiderstraße 12, ganz in der Nähe der Kaiserslauterer Fruchthalle.
Der Demokratieladen sitzt im Ladenlokal an der Schneiderstraße 12, ganz in der Nähe der Kaiserslauterer Fruchthalle.

Denn: Der Rückblick auf das jahrelange unentdeckte Morden der rechtsextremen Gruppe zeigt viele Ermittlungspannen und Ungereimtheiten in der Arbeit des Verfassungsschutzes auf. Die Zuhörer wollen von Barrot wissen, welchen Eindruck er selbst im Untersuchungsausschuss gewonnen hat. "Das war kein Zufall", kommentiert er zum Beispiel den Fall geschredderter Verfassungsschutzakten, oder die Tatsache, dass während einer der Morde in einem Internetcafé ein Verfassungsschutzmitarbeiter anwesend war.

Einen Vortrag zu der rechtsextremen Gruppe Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) hat im Demokratieladen Kaiserslautern Johannes Barrot, Vorsitzender Richter am Landgericht, gehalten. 2014 bis 2016 hat er im Hessischen NSU-Untersuchungsausschuss mitgearbeitet. Titel: "Über 10 Jahre unentdeckt Morden in Deutschland: von der Entstehung, den Taten und der Auswirkung auf unseren Rechtsstaat"
Unter dem Titel "Über 10 Jahre unentdeckt Morden in Deutschland: von der Entstehung, den Taten und der Auswirkung auf unseren Rechtsstaat" berichtet Johannes Barrot vom rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrund und seiner Arbeit im Hessischen NSU-Untersuchungsausschuss.

"Gibt es heute noch den NSU?", will eine Zuhörerin wissen. "Ich bin überzeugt, dass die drei wesentlich mehr Unterstützer hatten", sagt Barrot. Und nennt einige aktuelle Beispiele von verfassungsfeindlichen Gruppierungen und ihren Putschplänen aus den vergangenen Jahren. Das Thema sei nach wie vor aktuell.

"Es ist toll, dass solche Veranstaltungen in Kaisesrslautern angeboten werden", sagt Maike Koböck, die mit ihrem Freund in den Demokratieladen gekommen ist.

Ich unterrichte Sozialkunde und habe erschrocken festgestellt, wie wenig die Schülerinnen und Schüler über diese Themen wussten.

Sie findet: "Vor so wichtigen Wahlen ist es nötig, dass solche Themen angesprochen werden." Auch Jonas Koch aus Kaiserslautern hat dem Vortrag gespannt gelauscht. "Erst die Demokratie ermöglicht es uns, dass wir über die Probleme unserer demokratischen Organe kritisch sprechen können."

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Daniel Helmes gehört zum Team der Stadt, das den Demokratieladen vorbereitet haben. "Dieser Einblick in die Arbeit des Untersuchungsausschusses zeigt, wie die verschiedenen Kräfte der Demokratie manchmal auch gegeneinander arbeiten", so Helmes. Deshalb sei es wichtig, auch solchen Vorträgen den Raum im Demokratieladen zu geben.

Der Demokratieladen ist noch bis zum 20. März geöffnet. Die Veranstaltungen für Schulklassen sind voll ausgebucht. Für die öffentlichen Veranstaltungen kann man sich kostenlos bei der Touristinfo anmelden.

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