Der Ukraine-Krieg lässt die Energiepreise explodieren. Alle sollen sparen, auch Universitäten und Hochschulen. Das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium hat die Hochschulen im Land aufgefordert, den Energieverbrauch um 15 Prozent zu reduzieren.
Das werden auch die Studierenden zu spüren bekommen, wenn jetzt an den Universitäten im Land die Vorlesungen beginnen. An den Fachhochschulen haben sie schon begonnen. Die Einrichtungen haben verschiedene Ideen, wie sie ihr Energiesparziel erreichen können.
- Hochschule Koblenz
- Universität Koblenz-Landau
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Universität Trier
- TU Kaiserslautern
- Technische Hochschule Bingen
- Hochschule Worms

Online-Vorlesungen statt Präsenz an Hochschule Koblenz
An der Hochschule Koblenz werden die Vorlesungen in der Zeit vom 4. Dezember 2022 bis 8. Januar 2023 als reine Online-Veranstaltungen angeboten, teilte eine Sprecherin mit. In der Corona-Zeit sei viel Erfahrung mit digitaler Lehre gesammelt worden. Viele Studenten seien in den Wochen vor Weihnachten ohnehin bei ihren Eltern. "Wer aber zu Hause kein gutes WLAN hat oder in einer WG mit Krach wohnt, findet bei uns weiterhin Lernplätze", ergänzte die Sprecherin. Auch während der Schließungszeit gebe es an der Hochschule Koblenz zwei auf 19 Grad geheizte Bereiche.
Der größte Campus der Hochschule in Koblenz wird zudem künftig nicht mehr bis Mitternacht geöffnet sein, sondern von 7 Uhr bis 22 Uhr. Mitarbeitende sollen unter anderem keine Heizlüfter nutzen und nicht unnötig das Licht einschalten oder Unterlagen ausdrucken.
Auch die Universität Koblenz-Landau hat ihre Raumtemperatur nach eigenen Angaben auf höchstens 19 Grad gesenkt. Heizlüfter und Heizdecken sind laut ihrem Katalog von Sparmaßnahmen verboten. "Die Außen- und Flurbeleuchtung wurde reduziert", heißt es weiter. Und: "Treppensteigen statt Fahrstuhlnutzung ist oft möglich und spart Energie."
Öffnungszeiten der Bibliothek an Uni Mainz betroffen
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird durch Fernwärme beheizt - der Standort in Germersheim mit Gas. Die Uni plant neben einer Raumtemperatur von 19 Grad mit eingeschränkten Öffnungszeiten der Bibliothek in Randzeiten. Vorgesehen sei auch, den Betrieb wissenschaftlicher Großgeräte in Abstimmung mit den Nutzern einzuschränken. Außerdem soll die Warmwasserversorgung mit Durchlauferhitzern an Handwaschbecken abgeschaltet werden.
"Weitergehende Einschränkungen im Lehrbetrieb beispielsweise durch Gebäudeschließungen, Absage von Lehrveranstaltungen oder Umstellung auf ausschließliche Online-Lehre sind nicht geplant", so Universitätspräsident Georg Krausch. Eine Analyse habe gezeigt, dass Einsparungen durch eine temporäre Schließung der Universität kaum ins Gewicht fallen würden.
Mitarbeitende der Uni Trier sollen Energiespartipps einreichen
An der Universität Trier wird ausschließlich mit Gas geheizt. Trotzdem ist laut Universität eine Schließung aufgrund der gestiegenen Preise auf dem aktuellen Preisniveau nicht beabsichtigt. Hier verfolge man das Ziel, das Wintersemester in Präsenz zu lehren. Entsprechend der Bundesverordnung werde auch an der Universität Trier die Temperatur in Arbeitsräumen auf höchstens 19 Grad begrenzt. Gemeinschaftsflächen, die nicht dem Aufenthalt von Menschen dienen, würden nicht beheizt.
Ab dem 2. November sollen an der Uni die Öffnungszeiten der Bibliotheken verkürzt werden. An Werktagen beispielsweise schließt die Bibliothek auf dem Campus I dann um 20 Uhr statt wie bislang erst um Mitternacht - und die vierstündige Öffnung am Sonntag entfällt komplett. Die Uni erwäge zudem, ihre normale Schließungszeit an Weihnachten zu erweitern, "aber das ist noch in der Abstimmung", teilte ein Sprecher mit. Mitarbeitende seien aufgerufen, eigene Ideen zum Energiesparen einzubringen. Falls es doch zu einer Schließung der Uni kommen sollte, sei man in Trier, was Online-Vorlesungen betrifft, gut vorbereitet.
Task Force kümmert sich an TU Kaiserslautern ums Energiesparen
Auch an der Technischen Universität Kaiserslautern setzt man auf Teamgeist. Deshalb können Mitarbeitende online Energiespartipps einreichen. Außerdem wurde eine Task Force - bestehend aus Mitarbeitenden verschiedener Bereiche - gegründet, die sich dem Thema widmen soll.
Schließungen sind aktuell nicht geplant. Die Raumtemperatur von 19 Grad für Aufenthaltsräume ist auch in Kaiserslautern obligatorisch. Am Abend und am Wochenende werde die Raumtemperatur zudem automatisch gesenkt, heißt es von der Uni. Warmwasser zum Händewaschen wird abgestellt, die Beleuchtung auf das "für die Sicherheit notwendige Maß" reduziert.
Wegen Energiekrise Gewächshäuser an der TU Kaiserslautern werden nicht mehr beheizt
Die Energiekrise macht auch vor der TU Kaiserslautern nicht Halt: Dort sollen die Tropengewächshäuser nicht mehr beheizt werden. Mit möglicherweise fatalen Folgen für die Pflanzen.
Schließung nur letztes Mittel an TH Bingen
An der Technischen Hochschule Bingen wird der Standort in Büdesheim nahezu CO2-neutral geheizt. Der Standort Rochusallee wird hingegen mit Gas versorgt. Die Hochschulleitung geht davon aus, "dass das Wintersemester 2022/23 in Präsenz stattfinden wird". Bei einer Gasmangellage könne der Standort Rochusallee keine Präsenzlehre anbieten, so die Hochschule. Allerdings scheine das Szenario eher unwahrscheinlich. Im Falle einer Gas-Teuerung bestünde keine Betriebsgefahr.
Um die vom Ministerium gewünschte Energiesparmaßnahme von 15 Prozent zu erfüllen, überlegt die Hochschule, innerhalb der Prüfungszeit und der vorlesungsfreien Zeit Teil- oder Komplettschließungen von Gebäuden vorzunehmen. Dies solle allerdings als Ultima Ratio geschehen.
Die Raumtemperaturen sollen nach der aktuellen Energiesparverordnung auch an der Hochschule Bingen auf 19 Grad gesenkt werden. Außerdem soll die Heizperiode später als in vergleichbaren Jahren beginnen und beendet werden. Für den Notfall sei die Hochschule Bingen vorbereitet. Sie habe in digitale Systeme investiert und an der Ausstattung der Online-Lehre gearbeitet. Ein Wechsel könne sehr rasch vollzogen werden.
Seit dem 1. September Das müssen Sie zur neuen Energieeinsparverordnung wissen
Deutschland soll Gas sparen. Dafür hat die Regierung zwei Verordnungen erlassen. Die erste ist seit dem 1. September in Kraft. Welche Maßnahmen erwarten uns und wie wird kontrolliert?
Kein Warmwasser in den Sanitärräumen in Worms
Auch an der Hochschule Worms wird fast ausschließlich mit Gas geheizt. Die Raumtemperatur wird auf 19 Grad gesenkt, in Toiletten wird das Warmwasser abgestellt. Ein Umstieg in die reine Online-Lehre sei zügig umsetzbar, erklärt die Hochschule - die technischen Ausstattungen seien aufgrund der Corona-Erfahrungen vorhanden. Grundlegend solle eine Schließung aber vermieden werden. Käme das Ministerium zu einer anderen Entscheidung, werde man sich dieser aber anschließen , heißt es.
Das Wissenschaftsministerium vertritt bislang die Auffassung, dass die Aufrechterhaltung des Präsenzstudiums hohe Priorität hat. Sollten alle Maßnahmen nicht ausreichen, um eine Gasnotlage abzuwenden, sei aber als letzte Maßnahme auch eine weitgehende Umstellung auf Online-Lehre nicht auszuschließen, so das Ministerium.