"So schwer habe ich mir die Wohnungssuche nicht vorgestellt", sagt Klara Bißwanger. Die 19-Jährige studiert seit diesem Semester in Mainz. Ein WG-Zimmer oder eine Wohnung hat sie bisher nicht gefunden - trotz umfangreicher Suche.
"Ich habe beim Studierendenwerk angefragt, auf 'WG-Gesucht' geschaut. Ich habe bei privaten Wohnheimen angefragt. Auf 'eBay Kleinanzeigen' habe ich gesucht und auch bei den klassischen Wohnungsportalen", erzählt sie. Ein Problem: Die Nachfrage nach Wohnungen ist immens. Zum Beispiel bei "WG-Gesucht": "Eine Stunde nachdem eine Anzeige online ist, bekommt man meistens entweder eine Absage oder gar keine Antwort." Sie sagt: "Das ist total frustrierend."
Wohnheime sind voll
Die perfekte Alternative zum freien Wohnungsmarkt wäre eigentlich das Wohnheim. Die Zimmer sind günstig, meist Campus-nah und in der Miete sind die Nebenkosten schon dabei. Das Problem: Die Nachfrage ist zurzeit riesig.
In Mainz sind die Wohnheime alle voll. Circa 400 Personen sind auf der Warteliste, schätzt Tobias Maier vom Studierendenwerk Mainz. In anderen Städten im Land gibt es das gleiche Problem: In Trier, Kaiserslautern, Pirmasens, Koblenz, Remagen, Landau, Ludwigshafen, Germersheim und Worms gibt es kein einziges freies Wohnheimzimmer mehr.
Wohnungen sind kaum bezahlbar für Studierende
Dafür sind die Wartelisten voll. In Trier konnte 350 bis 400 Studierenden kein Wohnheimplatz angeboten werden, beim Studierendenwerk Koblenz sind es mehr als 250 aktive Wohnheimbewerbungen, denen man keinen Platz anbieten konnte. Das hat eine SWR-Umfrage ergeben.
Aus dem Studiwerk Trier heißt es: "Wir haben definitiv das Gefühl, dass die Nachfrage immer höher wird, da der Wohnungsmarkt in Trier vielen Studierenden einfach zu teuer ist." Ein Beispiel: Eine 23 Quadratmeter große Einzimmerwohnung kostet in Trier im Schnitt 256 Euro kalt ohne Heizung, Strom und Internet. Im Wohnheim zahlt man dafür 310 Euro Warmmiete inklusive Nebenkosten und Internet.
Energiekrise verschärft das Problem
Auch Tobias Maier vom Studierendenwerk Mainz sagt: "Wir schätzen den Markt so ein, dass ein Zimmer bei uns immer noch so um die 100 Euro günstiger ist als ein WG-Zimmer in der Stadt."
Hinzu kommt die Energiekrise: "Verschärft hat sich die Situation aktuell insbesondere aufgrund der deutlich gestiegenen Energie- und Lebenshaltungspreise", sagte eine Sprecherin des Studierendenwerks Koblenz. Auch das Studierendenwerk Vorderpfalz, das Wohnheime in Landau, Worms, Ludwigshafen und Germersheim hat, bestätigt das: "Die Mieten und vor allem die Nebenkosten explodieren derzeit auf dem privaten Wohnungsmarkt, natürlich mit der Folge, dass gerade junge Menschen im Studium mit wenig Einkommen zunehmend weniger Alternativen zu einem Wohnheimplatz haben."
Neue Wohnheime als Lösung?
Die Studierendenwerke im Land wollen deshalb auf mehr Wohnheime setzen. Das Studierendenwerk Koblenz will neue Wohnanlagen auf dem Uni- und dem Hochschulcampus bauen. Zurzeit fehlt noch die Genehmigung, dass die Grundstücke genutzt werden können. Auch das Mainzer Studierendenwerk hofft darauf, bald neuen Wohnraum für Studentinnen und Studenten schaffen zu können.
Für die Mainzer Studentin Klara Bißwanger kommt das zu spät, aber die Planung freut sie trotzdem: "Dann haben es Studierende nach mir leichter." Sie selbst hatte letztlich Glück im Unglück: Sie kann vorerst bei Bekannten in Mainz im Gästezimmer unterkommen. Die Wohnungssuche hat sie dennoch nicht aufgegeben: "Ich versuche, so schnell wie möglich was zu finden."