Trump kommt zurück – was nun?

TikTok, Trump, und vielleicht Musk: So könnte es nach dem Ultimatum in den USA weitergehen

Stand

Von Autor/in Andreas Böhnisch

Können ab Sonntag 170 Millionen Menschen in den USA die Videoplattform TikTok nicht mehr nutzen? Übermorgen läuft ein von der US-Regierung gestelltes Ultimatum aus. Bis dahin muss der chinesische Mutter-Konzern Bytedance sein US-Geschäft mit TikTok verkaufen, sonst wird die App in den USA aus den Download-Plattformen wie App-Store oder Google Play verbannt und der Zugang über den Browser deutlich erschwert. Grund für den Schritt ist der Vorwurf der US-Regierung, Bytedance könne der chinesischen Regierung einen Zugriff auf sensible Nutzerdaten ermöglichen. Allerdings gab es in den letzten Tagen Meldungen, dass der zukünftige Präsident Donald Trump den Verkauf doch erstmal verhindern möchte. Er will einen Aufschub von 60 bis 90 Tagen erreichen. Über die Hintergründe hat SWR-Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch mit Gavin Karlmeier gesprochen - er ist Digital-Journalist.

SWR Aktuell: Was will Trump mit diesem Aufschub bezwecken?

Man kann nur mutmaßen, dass es möglicherweise einen amerikanischen Käufer oder mehrere Käufer gibt

Gavin Karlmeier: Ganz genau können wir ihm natürlich nicht in die Karten schauen. Er ist aber interessanterweise auch nicht der Einzige, der so einen Vorschlag macht. Auch die Demokraten hatten in der vergangenen Woche schon vorgeschlagen,  das Verbot von TikTok um sogar bis zu 270 Tagen auszusetzen. Auch Joe Biden zeigt sich da nicht ganz abgeneigt. Das heißt dieses Gesetz, TikTok zu verbieten, das eigentlich von beiden Parteien auf den Weg gebracht wurde, wird jetzt gerade gleichzeitig wieder von beiden Parteien ein bisschen zurückgehalten. Man kann nur mutmaßen, dass es möglicherweise einen amerikanischen Käufer oder mehrere Käufer gibt, die Tinte da aber einfach noch nicht trocken ist. Das wäre jetzt meine These - wissen tun wir es aber noch nicht.

SWR Aktuell: Der Chef von TikTok, Shou Zi Chew, will an Trumps Vereidigung am Montag in Washington teilnehmen. Deutet das für sie daraufhin, dass der zukünftige US-Präsident seine Entscheidung schon gefällt hat und TikTok in den USA diesen Aufschub bekommen?

Karlmeier: Das ist natürlich ein Indiz dafür. Es kann aber auch bedeuten, dass vielleicht irgendwelche anderen Formen der Einigung gibt - oder dass es einfach ein Zeichen des Goodwills ist seitens TikTok, um ein bisschen mit Trump zu flirten, wie das viele andere Tech-Bosse in der Vergangenheit auch gemacht haben. Ich finde das auch schon sehr bemerkenswert, dass der CEO angekündigt hat, zur Vereidigung zu reisen. Ob das jetzt tatsächlich schon eine ausreichende Beweislage ist, um daraus Schlüsse zu ziehen, bin ich mir noch nicht so sicher.

SWR Aktuell: Sie haben ja eben gesagt, die Tinte sei noch nicht trocken, an wen TikTok in den USA verkauft werden könnte. Da ist der Tech-Milliardär Elon Musk im Gespräch. Wie wahrscheinlich ist es, dass der TikTok kauft?

Dass Elon Musk sich noch nicht geäußert hat, ist schon verräterisch

Karlmeier: Bei Elon Musk ist es ja immer so, dass eigentlich all die Dinge eintreten, die man selber noch absolut ausgeschlossen hätte. Auch die Versprechen, die er selber gibt, werden in der Regel nicht gehalten. Das heißt: Ganz auszuschließen, dass er TikTok kauft, ist es nicht. Es gibt aber auch noch ein paar andere Interessenten. Es gibt ein Konsortium aus einem Immobilienmogul und einem Trump-Supporter, nämlich Frank McCourt und Kevin O‘Leary. Dann hat jetzt der YouTuber MrBeast angekündigt, möglicherweise mit Milliardären im Gespräch zu sein. Es gibt gerade so ein paar Menschen, die mit den Hufen scharren und auf TikTok schielen. Dass Elon Musk sich selber aber dazu noch gar nicht geäußert hat, obwohl der sonst immer ziemlich laut rumpoltert, das ist allerdings schon verräterisch.

SWR Aktuell: Schauen wir auf die User. Sollte die Frist nicht aufgehoben werden, die ja bis Sonntag läuft, dann müsste die TikTok-App in den USA von den Shops, wo man sie runterladen kann, entfernt werden - also nicht mehr zum Herunterladen angeboten werden. Was würde das denn konkret für die Nutzer bedeuten?

Karlmeier: Dass sie aus den App-Stores verschwindet, würde erst mal bedeuten, dass alle, die die App schon installiert haben, sie auch weiter benutzen können, aber keine Updates mehr kriegen. Gleichzeitig wird auch das Rechenzentrum oder der Rechenzentrums-Dienstleister angewiesen, die Zugriffe zu TikTok zu sperren. Das würde bedeuten, dass auch die Bestandskunden die App nicht mehr benutzen können. Und zuletzt hat TikTok selber angekündigt, dass sie die App ab Sonntag in den USA nicht mehr benutzbar machen wollen. Also, dass man dann eine kurze Nachricht angezeigt bekommt, sobald man die App öffnet, dass diese App in den USA nicht mehr zur Verfügung steht. Das heißt, man kann es nicht mehr nutzen.

SWR Aktuell: Das Ganze gilt jetzt für die USA. Hat das auch irgendwelche Auswirkungen auf die TikTok-Nutzer hier bei uns in Deutschland?

Karlmeier: Ja, mit Sicherheit. Ich glaube, viele Menschen konsumieren eben dort auch Inhalte aus den USA. Und wenn die nach und nach verschwinden und möglicherweise dann auf anderen Plattformen auftauchen, wird das auch Effekte haben. Dass Menschen hierzulande in Europa dann zu diesen anderen Netzwerken abwandern, weil sie ihren Creatoren eben folgen möchten, das ist auch nachvollziehbar.

SWR Aktuell: TikTok könnte also an Bedeutung verlieren?

Karlmeier: Das könnte so passieren. Ich würde mich dann noch nicht so weit aus dem Fenster lehnen, weil ich mir jetzt erst mal mit diesem ganzen Diskussionsstoff um das TikTok-Verbot noch gar nicht so sicher bin, ob es tatsächlich erst auch am Sonntag tatsächlich verboten wird. Jetzt schauen wir mal. Es ist spannend.

Trump kommt zurück - was nun? Warum Taylor Swift gegen Donald Trump nur im Wahlkampf laut war

Taylor Swift unterstützte im US-Wahlkampf die Demokratin Kamala Harris. Die Wahl gewonnen hat der Republikaner Donald Trump - und Swift ist politisch wieder leise.