Die gesetzlichen Krankenkassen werden teurer. Einige haben den Zusatzbeitrag in diesem Jahr schon zweimal erhöht. Saidi Sulilatu von "Finanztip" rät zum Wechsel.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung ist zu Beginn des Jahres 2024 von 1,6 auf 1,7 Prozent gestiegen. Doch 22 Krankenversicherung sind nach einer Auswertung des Geldratgebers "Finanztip" im Mai nochmals teurer geworden. Sie erhöhten erneut ihre Zusatzbeiträge. Demnach sind 7,6 Millionen Versicherte betroffen.
"Finanztip"-Chefredakteur Saidi Sulilatu empfiehlt den gesetzlich Versicherten bei Beitragssteigerungen, die Krankenkasse zu wechseln. "In aller Regel lohnt es sich nicht, wirklich treu zu sein", sagt er im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Fischer. Mehr Wechsel würde zu mehr Wettbewerb führen. Das würde dem System guttun.
Preis-Leistungs-Verhältnis der Krankenkasse überprüfen
Der Finanzexperte rät zum jährlichen Check: "Wo liegt der Beitrag meiner Krankenkasse? Welche Zusatzleistungen werden angeboten?" Es bestehe kein Risiko, weil über 90 Prozent der Leistungen gesetzlich vorgeschrieben seien. Maximal seien gesetzlich Versicherte ein Jahr an ihre Krankenkasse gebunden. Ein außerordentliches Kündigungsrecht bestehe im Fall einer Beitragserhöhung. Die Frist betrage in der Regel zwei Monate.
Wechsel der Krankenkasse meist online möglich
Ein Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse sei inzwischen meistens sehr einfach, sagt der Chefredakteur von "Finanztip". Meistens erfolge der Antrag auf Mitgliedschaft über ein Online-Formular. "Das wars dann aber auch." Denn eine Kündigung der alten Krankenkasse sei in der Regel nicht erforderlich. "Das übernimmt die neue Krankenkasse und die informiert dann auch den Arbeitgeber."
Tipps zum Thema "Krankenkasse"
Wenn die Krankenkasse Anträge ablehnt: So lege ich Widerspruch ein
Wer dringend eine Kur braucht oder einen neuen Rollstuhl - oder wer nach einem Unfall auf Krücken angewiesen ist, hofft darauf, dass die Krankenkasse bezahlt. Immer wieder werden solche Anträge jedoch zunächst abgelehnt. Allerdings stehen die Chancen, nach einem Widerspruch gegen die Ablehnung, den Antrag doch noch genehmigt zu bekommen, ganz gut. Nach einer Recherche des Geldratgebers "Finanztip" unter 22 Krankenkassen sind 40 Prozent der Widersprüche erfolgreich. Wie ein Widerspruch funktioniert und wo mögliche Fallen lauern, erklärt Saidi Sulilatu von "Finanztip" im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.
Unzufrieden mit der Krankenkasse: Was tun?
Viele Krankenkassen haben in den vergangenen Wochen die Zusatzbeiträge erhöht - und das müssen sie, so hat es der Bundestag beschlossen, den Versicherten nicht mehr per Brief mitteilen. Eine allgemein zugängliche Information reicht. Das heißt für die Versicherten: Sie bekommen die Erhöhung unter Umständen nicht mit und verpassen die Frist für das Sonderkündigungsrecht. Das ist aber nicht so schlimm, wie es sich zunächst anhört - im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler erklärt Julia Rieder vom Geldratgeber "Finanztip", wie sich trotzdem bis zu etwa 300 Euro im Jahr sparen lassen.
Krankenversicherung: Lieber privat oder gesetzlich?
Rund 90 Prozent aller Menschen in Deutschland sind in einer gesetzlichen Krankenversicherung. Wer weniger als 5.550 Euro im Monat brutto verdient, wird in der Regel bei einer der AOK, einer Ersatz- oder Betriebskrankenkasse versichert sein. Wer mehr Geld bekommt, kann auch dort bleiben, ist dann aber freiwillig versichert und hat die Wahl - zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung.
Welche Versicherungsform für wen die bessere Wahl ist und welche Besonderheiten zu beachten sind, hat SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich mit Julika Unger besprochen. Sie ist Gesundheitsberaterin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.