Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen, Bundeskanzler Olaf Scholz und Robert Habeck , Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, geben ein Pressestatement nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt 2021.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Kay Nietfeld)

Bundesverfassungsgericht stoppt Schuldenbunkern

Meinung: Lindner, der Schuldentrickser

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Hinter das Karlsruher Urteil vom Mittwoch kann die Ampelkoalition nicht mehr zurück, meint Martin Rupps. Es wird die Fliehkräfte in der Regierung verstärken.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat rechtswidrig Schulden auf Vorrat gebunkert, entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am Mittwoch. Als Nicht-Jurist erlaube ich mir keine Meinung in der Sache. Durch die politische Brille betrachtet, nenne ich das Urteil eine Katastrophe für Lindner und die Ampelkoalition.

Bereits die zweite Schlappe

Christian Lindner hat sich in der Regierung als Gewährsmann der Schuldenbremse exponiert. Dank der FDP, so Lindners Botschaft, bleiben die Tassen im Schrank! Jetzt steht der Mann als Schuldentrickser da. Die Bundesregierung selbst erlebt eine weitere Schlappe in Karlsruhe nach dem gescheiterten Versuch, das Heizungsgesetz vor der Sommerpause im Hauruckverfahren durchzusetzen.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Martin Rupps

Fliehkräfte zerren an der entkräfteten Koalition

Der Zwang, jetzt 60 Milliarden Euro anderswoher zu holen, wird die Fliehkräfte in der entkräfteten „Ampel“ verstärken. Hinzu kommt der Druck der Union, die einem gangbaren Weg – Lockerung der Schuldenbremse – rasch eine Absage erteilt hat. Doch selbst wenn Scholz und Co. auch diese Kurve kriegen sollte, kann sie hinter diesen 15. November nicht mehr zurück. An der FDP bleibt das Etikett unsolider Haushaltspolitik kleben. Die Grünen müssen sich den Vorwurf zu teurer Klimaprojekte gefallen lassen.

Seit der „Zeitenwende“ schlägt auch die Berliner Politik Kapriolen. Die Bundeswehr bekommt 100 Milliarden Euro extra spendiert. Mit Sahra Wagenknecht macht sich eine Politikerin selbst zur Partei. Die Linksfraktion im Deutschen Bundestag beschließt ihre Auflösung. Die Ampelkoalition kann genauso gut die ganze Legislaturperiode durchhalten wie schon morgen mausetot sein.

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