Unter einer Stunde brauchen Sie für das Zubereiten eines Heidelbeerstrudels, die Fahrt von Stuttgart nach Heilbronn – und Ihre kirchliche Trauung. Geht nicht? Geht! „Es braucht das Paar, vielleicht einen Pfarrer, den Trauspruch und den Segen. Mehr braucht’s nicht (…)“, sagt Pfarrerin Ruth Nakatenus von der evangelischen Kirche in Pforzheim. Zusammen mit vier weiteren Pfarrerinnen und Pfarrern hat sie am Wochenende 30 Paare im Turbo-Modus getraut. Eine Anmeldung dafür war kurzfristig, also recht spontan möglich.
Keine monatelangen Vorbereitungen, kein teures Brautkleid, kein Festschmaus für die bucklige Verwandtschaft – auf den ersten Blick erscheint das konsequent in einer Zeit, da viele Paare nicht mehr klassisch heiraten wollen. Auf dem Standesamt erscheinen sie mit kleiner oder ohne Entourage. Vergleichbares war jetzt in Pforzheim auch kirchlich möglich, versehen mit dem theologischen Segen der Macherinnen und Macher. Der Tag der kirchlichen Trauung sei mit vielen Erwartungen verbunden, so der mitwirkende Pfarrer Malte Dahmen. „Wir möchten den Tag von diesen Erwartungen befreien und uns auf den Segen Gottes konzentrieren.“
Das mag jede bzw. jeder nach eigener Façon entscheiden – für mich käme eine Turbo-Trauung nicht in Betracht. Ich will bei Pfarrerin Ruth Nakatenus keinen Gebrauchtwagen kaufen oder einen Vortrag über Martin Luther hören, sondern sie zur Zeugin eines Bundes machen, der ein irdisches Leben lang halten soll. Da darf es schon würdiger, festlicher, feierlicher zugehen. Eine monatelange Vorfreude eingeschlossen. Und selbst wenn die Fete mich bzw. uns teuer kommt – einmal ist keinmal, weil es bei der einen Ehe bleibt – hoffentlich!