Ausgetrockneter Ackerboden (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Neue Studie zu Niederschlägen und Trockenheit

Klima-Sachverständigenrat schlägt Alarm: Wasser in BW wird knapper

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Henning Otte
SWR-Reporter und -Redakteur Henning Otte, SWR Landespolitik (Foto: Henning Otte)
Christian Susanka
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Christina Erdkönig

Trockenheit und Niedrigwasser gehören im Sommer inzwischen zur Tagesordnung. Durch weniger Niederschläge wird sich das noch verschärfen. Experten drängen die Politik zur Vorsorge. 

Die Klima-Beraterinnen und -Berater der Landesregierung sagen eine Verschärfung des Wassermangels voraus und mahnen politische Gegenmaßnahmen an. In den vergangenen 40 Jahren sei der Rückgang der Niederschläge besonders ausgeprägt gewesen, heißt es in einer Studie des Klima-Sachverständigenrats Baden-Württemberg, die dem SWR vorliegt. "Aus heutiger Sicht ist in den kommenden Jahrzehnten mit einer weiter abnehmenden Niederschlagswasserverfügbarkeit in Baden-Württemberg zu rechnen“, schreiben die Expertinnen und Experten. Hauptgrund sei die zunehmende Erderwärmung. "Durch den zu erwartenden Lufttemperaturanstieg wird auch die wärmeabhängige Verdunstung auf der gesamten Fläche Baden-Württembergs weiter zunehmen."

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Rat drängt Grün-Schwarz zu mehr Tempo

Die Sachverständigen mahnen bei der grün-schwarzen Landesregierung eine konsequente Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen an, "um das Eintreten der Worst-Case-Szenarien noch zu verhindern". Doch das reiche nicht aus. Es müssten schnell und "mit einer neuen Vehemenz" Maßnahmen entwickelt werden, um sich an den Klimawandel anzupassen. "Weit intensivere Maßnahmen zur Anpassung an Trockenheit und Hitze ebenso wie zur Speicherung und Nutzung von Regenwasser insbesondere auch aus Starkregenereignissen sind bereits in sehr naher Zukunft erforderlich, um den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht zu gefährden."

Verbraucher sollen Wasser sparen

Land und Kommunen müssten sicherstellen, dass Niederschläge effektiv aufgefangen, gespeichert und verteilt werden können. Hierzu müsse eine neue Infrastruktur aufgebaut werden. Aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher müssten ihr Verhalten ändern. "Gleichzeitig müssen alle Teile der Gesellschaft durch Wassersparen aktiv zur raschen Reduktion des Wasserverbrauchs beitragen, denn selbst wenn das heutige Niederschlagsniveau konstant bleiben sollte, wird Trockenheit in Folge der steigenden Lufttemperatur weiter zunehmen."

Sachverständige warnen vor Wassermangel wie in Italien

Die Expertinnen und Experten warnen vor drastischen Einschränkungen, sollte nicht gegengesteuert werden. "Treten niederschlagsbezogene Worst-Case-Entwicklungen ein, wird bei weiter rückläufigen Niederschlägen die ausreichende Wasserversorgung Gesellschaft und Wirtschaft vor neue Herausforderungen stellen, ähnlich wie dies in unseren Nachbarländern Italien und Frankreich schon zu beobachten ist."

Das Land hatte vor kurzem einen Maßnahmenkatalog zur Anpassung an den Klimawandel vorgelegt. Konkret will das Land etwa ein Niedrigwasser-Informationszentrum bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) aufbauen und bis 2025 die öffentliche Wasserversorgung im Land einem Klimacheck unterziehen, damit die Kommunen gezielte Maßnahmen gegen einen drohenden Wassermangel angehen können.

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Kommunen sollen sich zu "Schwammstädten" entwickeln

Darüber hinaus entwickelt das Umweltministerium gemeinsam mit dem Bauressort und Kommunalverbänden eine sogenannte Schwammstadt-Strategie. Der Begriff "Schwammstadt" bezeichnet ein Siedlungsgebiet, das Niederschlagswasser vor Ort hält, zwischenspeichert und verzögert wieder abgibt. "Ziel der Strategie ist es, den Kommunen einen Rahmen zur optimalen Entwicklung von Schwammstadt-Maßnahmen anbieten zu können", erklärte ein Sprecher.

Als gelungene Beispiele für eine Schwammstadt sieht das Ministerium die Quartiere "Neckarbogen" in Heilbronn und "Neckarpark" in Stuttgart.  Dort seien neben neuen Wohn- und Gewerbegebieten öffentliche Freiflächen samt ausgeklügeltem Regenwassermanagement entstanden. "Hierzu gehören zum Beispiel wasserdurchlässige Beläge auf allen öffentlichen Straßen, Wegen und privaten Zugängen, Zisternen zur Regenwasserrückhaltung auf privaten Grundstücksflächen, Mindestanteile von Fassaden- und Dachbegrünungen sowie die Schaffung einer zentralen Freianlage mit Wasserflächen."

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