Überflutete Keller, Unterführungen, die zu Seen werden und reißende Bäche, die von den Hängen ins Tal stürzen - Starkregen können verheerend sein. "Da besteht Gefahr für Leib und Leben", sagt Stadtklimatologe Rainer Kapp. Deswegen setzt er alles daran, die Wassermassen im Fall eines Starkregens zu bremsen und damit das Kanalsystem zu entlasten.
Begrünung und Zisternen bremsen Starkregen
Wie das geht, zeigt er im Stadtquartier Neckarpark - und fängt oben auf dem Dach an. Regnet es, stürzt das Wasser nicht direkt vom Dach über die Regenrinne in die Kanalisation, sondern wird erst einmal von den Pflanzen auf dem Dach und dem dortigem Erdboden aufgefangen. Überschüssiges Wasser wird weiter in eine Zisterne geleitet. Erst, wenn sie voll ist, läuft das Wasser in die Kanalisation.
Durch diese Mehrfachpufferung soll nicht nur Druck aus dem Kanalsystem genommen werden, sondern auch kostbares Wasser gespart werden. Denn auch dieser Sommer habe wieder gezeigt, dass lange Trockenzeiten immer mehr zur neuen Normalität würden, so der Stadtklimatologe.
Neckarpark: Mindestens 30 Prozent der Fassaden begrünen
Um gut für die Zukunft gerüstet zu sein, schreibt die Stadtverwaltung vor, dass auf den Grundstücken im Neckarpark Zisternen gebaut werden. Aus diesen unterirdischen Wasserspeichern wird im Falle von Trockenheit Wasser nach oben gepumpt, zum Bewässern der Fassadenbegrünung, der Dachgärten und des neu angelegten Veielbrunnenparks. Offiziell heißt es von der Stadtverwaltung als Vorgabe, mindestens 30 Prozent der Fassadenflächen "sind dauerhaft zu begrünen und die Begrünung zu erhalten. Eine künstliche Bewässerung, vornehmlich aus der Regenwasserzisterne, ist vorzusehen."
Ein weiterer Vorteil von Zisternen: Das gesammelte Regenwasser kann beispielsweise für die Toilette genutzt werden. Stadtklimatologe Kapp schränkt ein: "Das ist aber noch nicht Standard."
Auffallend im Neckarpark-Quartier ist auch der Bodenbelag: Teer ist fast gar nicht zu finden. Denn auch hier gilt, dass das Regenwasser nicht direkt von Wegen und Straßen in die Kanalisation fließen und diese damit überlasten soll. Stattdessen sickert auch hier das Wasser langsam über wasserdurchlässige Beläge ins Erdreich.
Schwammstadt statt Versiegelung
Wenn Regenwasser nicht direkt in die Kanalisation fließt, sondern in einem Gebiet bleibt, spricht man vom Prinzip der "Schwammstadt". Denn das Wasser wird vom Boden, von Wassergräben und Zisternen aufgesogen wie von einem Schwamm. Wird es wieder benötigt, kann es wieder abgegeben werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Regenwasser wird nicht Teil des Abwassers, das aufwändig gereinigt werden muss. Die Kanalisation wird entlastet, es kommt dadurch zu weniger Hochwasserschäden und das Wasser kann beispielsweise zur Bewässerung vor Ort genutzt werden.
Öko-Vorzeigeviertel: Neuer Neckarpark
Der neue Neckarpark entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im Stadtteil Bad Cannstatt. Das Wohn- und Gewerbegebiet hat eine Fläche von 22 Hektar und wird durch die Mercedes-Straße vom Wasen getrennt. Insgesamt sollen hier über 2.000 Menschen Platz zum Wohnen, Leben und Arbeiten finden. Die ersten Gebäude - wie auch das Sportbad - sind bereits in Betrieb. Das Quartier soll klimaneutral sein und auch beim Wassermanagement Standards setzen.