Münsterbaumeisterin Heidi Vormann und Projektleiter Thomas Löther stehen nebeneinander im Ulmer Münster. Sie schauen sich die Schäden an, die durch den Klimawandel versursacht wurden. Und suchen passende Stellen für die Sensoren.  (Foto: SWR, Dennis Bechtold)

Sensoren überwachen das Raumklima

Schimmel im Ulmer Münster: Was der Klimawandel damit zu tun hat

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Markus Bayha
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SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold (Foto: SWR)

Im Ulmer Münster werden seit heute Sensoren angebracht. Sie sollen das Raumklima messen. Durch den Klimawandel hat sich das im Münster stark verändert. Und das sorgt für Schäden.

Putz fällt von der Decke, Risse in den Wänden, Schimmel an Gemälden und Kunstobjekten – es gibt sichtbare Schäden im Ulmer Münster. Sowohl der Klimawandel als auch die neuen, luftdichten Fenster tragen vermutlich ihren Teil dazu bei. Wie genau, das sollen nun spezielle Sensoren ermitteln, die das Raumklima messen.

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Schimmel: Raumklima im Ulmer Münster hat sich verändert

Das Münster hat ein Feuchtigkeitsproblem. Im Gebäude selbst ist es meist eher kalt. Wenn es aber draußen plötzlich sehr warm wird, fällt innen immens viel Feuchtigkeit aus, erzählt Münsterbaumeisterin Heidi Vormann. So sei es auch am 23. Dezember 2022 gewesen.

"Wir hatten hier wirklich den Boden bedeckt von Wasser. Es lief die Treppenhäuser runter. Die Feuerwehr war dann auch drei Mal da an dem Tag", erklärt Heidi Vormann. "Das sind alles Situationen, die sind jetzt schon da und darauf wollen wir eben reagieren."

Wir hatten hier wirklich den Boden bedeckt von Wasser. Es lief die Treppenhäuser runter.

Auf einem Gemälde im Ulmer Münster sind deutliche Spuren von Schimmel zu sehen. Das könnte am dortigen Raumklima liegen. Es hat sich durch den Klimawandel verändert.  (Foto: SWR, Dennis Bechtold)
Auf diesem Gemälde im Ulmer Münster sieht man deutlich die Auswirkungen des veränderten Raumklimas. Auf dem Mantel des Mannes rechts im Bild ist Schimmel zu erkennen.

Sensoren sollen Temperatur und Feuchtigkeit im Ulmer Münster messen

Helfen sollen dabei Sensoren, die alle fünfzehn Minuten Live-Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Münster liefern. Rund Fünfzig von ihnen werden jetzt dort installiert. Durch sie soll es möglich werden, das Raumklima der nächsten Tage vorherzusagen und dann entsprechend darauf zu reagieren, erklärt Projektleiter Thomas Löther.

Zum Beispiel durch die richtige Lüftungs-Strategie. Oder durch ganz neue Ideen, wie ein Gebläse um die Besucher zu trocknen, die ins Ulmer Münster kommen. Aber das sei alles noch Zukunftsmusik, so Münsterbaumeisterin Heidi Vormann.

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Thomas Löther sucht mit seinem Team die passenden Stellen für die Sensoren und installiert sie. Es werden zwar bereits seit etwa 20 Jahren Raumklima-Daten im Ulmer Münster erhoben, allerdings ohne Live-Messung und nur in rund vier Metern Höhe. Denn um diese Daten "einzusammeln", mussten die Messgeräte erreichbar sein. Die neuen Sensoren übertragen ihre Messungen direkt per Funk an eine Cloud.

Früher habe man mit den gesammelten Daten zurück in die Vergangenheit geschaut, so Thomas Löther. Mit dem neuen System könne man durch Künstliche Intelligenz nun in die Zukunft schauen und voraussagen, wie das Raumklima im Münster auf das prognostizierte Wetter reagieren wird. Die Sensoren sind sogar noch erweiterbar, um künftig die Luftzirkulation oder die Auswirkung von starken Stürmen zu messen.

Ein Sensor liegt auf einem Tisch im Ulmer Münster. Er soll die Veränderungen des Raumklimas messen, die durch den Klimawandel verursacht werden. Dadurch entsteht unter anderem Schimmel im Münster. (Foto: SWR, Dennis Bechtold)
Mit 50 dieser Sensoren soll das Raumklima im Ulmer Münster gemessen werden. Durch den Klimawandel hat sich das so verändert, dass es im Münster zu Schäden wie Schimmel und Rissen kommt.

Erste Handlungsempfehlungen in etwa einem halben Jahr

Bis alle Sensoren angebracht sind, dauert es aber noch ein Weilchen. Manche der kleinen Datensammler werden in den kommenden Wochen mit Hilfe von Gerüsten in 20 Meter Höhe installiert. Nach etwa einem halben Jahr erhoffen sich die Projektbeteiligten dann erste Ergebnisse – und entsprechende Empfehlungen.

Das Projekt kostet rund eine Million Euro. Einen Teil davon fördert der Münsterbauverein. Langfristig sollen dadurch aber Schäden, Schimmel und aufwendige Restaurationsarbeiten bereits im Vorfeld verhindert werden.

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