Einen Massenausbruch des gefährlichen Norovirus mit Durchfall und Erbrechen wünscht sich kein Mensch. So wie beim Stuttgarter Frühlingsfest kürzlich. Ob den tatsächlich jemand vom Stand- oder dem Servicepersonal ausgelöst hat oder ein Besucher ist unklar. Fakt ist dagegen, dass das Personal an Würstchen- und Getränkeständen viel dazu beitragen kann, um solche Ausbrüche zu verhindern.
Hände waschen und Armbanduhr ablegen
Wenn Julia Veile ihren Dienst am Essensstand auf dem Pfingstfest des Musikvereins Stadtkapelle Oberkochen (Ostalbkreis) antritt, wäscht sie sich zuvor gründlich ihre Hände und legt außerdem Armbanduhr und Ring ab. Die Hände wäscht sich die junge blonde Frau während ihrer Schicht immer wieder. Zwei ganz entscheidende Hygieneregeln für Personal von Essens- und Getränkeständen. Und es gibt noch einige mehr.
Das müssen Ehrenamtliche beachten
Bei hauptberuflich in der Gastronomie Beschäftigten gehört eine Hygieneschulung zur Ausbildung. Bei ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern gibt es keine entsprechende Vorschrift. Die Stadt Oberkochen im Ostalbkreis bietet deshalb einen Infoabend für Vereine an. Eine Stunde dauert er, nicht viel für das komplexe Thema. Aber sie reicht Karl Elmer, Facharzt für Allgemein- und Arbeitsmedizin, um einige wichtige Themen anzusprechen.
Neben regelmäßigem Händewaschen und der Benutzung von Einweg-Handschuhen (die man regelmäßig wechseln muss, wenn man unsaubere Gegenständen berührt hat) gehört nicht nur das Ablegen von Keimschleudern wie Uhren und Schmuck zwingend zur Körperhygiene, man sollte außerdem die Fingernägel kurz halten, erklärt Elmer im Oberkochener Bürgersaal vor etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörern.
"Um Hände und Unterarme gründlich zu waschen und desinfizieren, sollte die Haut in Kontakt mit dem Reinigungsmittel kommen, denn unter den Nägeln und zwischen den Fingern sitzen Keime, die sich möglicherweise vermehren und auf die Lebensmittel übertragen werden, wo sie sich gesundheitsschädlich auswirken."
Triefnasen haben auf Vereinsfesten nichts verloren
Auch die persönliche Gesundheit gehört zur Hygiene: Wer kränkelt, sollte nicht am Essensstand oder im Bedienservice arbeiten, vor allem bei Husten, Schnupfen oder Durchfall. Wer Wunden an Armen oder Händen hat, darf zwar Steaks und Bier ausgeben, sollte die betroffenen Stellen aber abdecken.
Die Kühlkette darf nie abreißen
Mindestens so wichtig wie Körperhygiene ist der korrekte Umgang mit den Lebensmitteln. Nie die Kühlkette abreißen lassen sei das A und O, betont Karl Elmer beim Oberkochener Infoabend mehrmals. Tiefkühlprodukte müssen beispielsweise bei minus 18 Grad aufbewahrt werden, Fleisch und Wurst bei plus 7 Grad, Hackfleisch braucht es dagegen kühler: plus 4 Grad. Für warme Speisen ist bis zum Verkauf beziehungsweise Servieren eine Kerntemperatur von 65 Grad vorgeschrieben.
Arzt kontrolliert beim Festbesuch ab und zu
Es gibt also einiges zu beachten für Julia Veile und ihre Kameradinnen und Kameraden vom Musikverein Stadtkapelle Oberkochen. Überfordert von den vielen Vorschriften? "Eigentlich nicht", lächelt die Querflötistin. Die Regeln seien grundsätzlich einfach und verständlich. Und im Team achtet man gemeinsam aufs Befolgen.
Karl Elmer sieht seinen Auftrag mit dem Infoabend keineswegs erfüllt. Der Oberkochener Arzt schlendert hin und wieder selbst über die Stadt- und Vereinsfeste. Und lässt nebenbei seinen prüfenden Blick auf und hinter die Verkaufsstände wandern. Im Allgemeinen mit befriedigendem Ergebnis: "Ich habe den Eindruck, dass es (...) weitgehend dem entspricht, was man sich wünscht."