Am 11. Dezember 2022 geht der neue Bahnhalt an der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm in Betrieb (Foto: IMAGO, IMAGO / Arnulf Hettrich)

53 Millionen Euro für die Schwäbische Alb

Neuer Bahnhalt: Was die Neubaustrecke für Merklingen bedeutet

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Martin Miecznik
SWR Aktuell Autor Martin Miecznik (Foto: SWR)

Wenn im Dezember die ersten Züge nach Fahrplan über die Neubaustrecke zwischen Ulm und Wendlingen rollen, feiert auch der neue Bahnhalt in Merklingen Premiere. Was das für die Region bedeutet.

Stuttgart 21 - das ist nicht nur eine Milliardeninvestition der Bahn. Das ist für die Schwäbische Alb auch ein ganz besonderes Projekt: In Merklingen (Alb-Donau-Kreis) ist der einzige Halt auf der Strecke entstanden, der Bahnhof "Merklingen - Schwäbische Alb".

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53 Millionen Euro hat der Bahnhalt gekostet, 60.000 Menschen bekommen durch ihn zusätzlich Zugang zum Streckennetz der Bahn. Und die Region rund um Merklingen erhofft sich damit auch einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Demnächst sollen stündlich zwei Regionalzüge in Merklingen halten - einer aus Ulm, einer aus Stuttgart - und eine Region mit mehr als 60.000 Menschen an den Fernverkehr anbinden. Und dann mit Tempo 200 weiterfahren - "die schnellste Regionalbahnstrecke Deutschlands", wirbt die Bahn.

Neuer Bahnhalt direkt neben der A8 bei Merklingen

Zwei weiße, mehrstöckige Türme, dazwischen der gläserne Übergang und darunter vier Gleise. Zwei zum Durchfahren, zwei zum Halten. Personal gibt es nicht. Das Ganze am Rand der Autobahn A8 zwischen Stuttgart und Ulm. Das ist der eher schmucklose und sehr zweckmäßige Regionalbahnhof. Und trotzdem ist er der ganze Stolz von Klaus Kaufmann.

Am 11. Dezember 2022 geht der neue Bahnhalt an der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm in Betrieb (Foto: IMAGO, IMAGO / Arnulf Hettrich)
Zwei weiße, mehrstöckige Türme, dazwischen der gläserne Übergang und darunter vier Gleise. Das ist der eher schmucklose und sehr zweckmäßige Regionalbahnhof.

Kaufmann (parteilos) ist Bürgermeister von Laichingen, einer von zwölf umliegenden Gemeinden, die miteinander einen Zweckverband gegründet haben und auch einen Teil des 53-Millionen-Euro-Projekts finanzieren. 13 Millionen, die in die Umgebung des Bahnhofs geflossen sind und die ihn mit den Gemeinden verbinden werden.

Photovoltaikanlage auf Parkplatz des Bahnhalts Merklingen

Was erst kommendes Jahr fertig wird, ist eine große Installation auf dem Bahnhofsparkplatz. Denn 256 der 430 Parkplätze hier sollen überdacht werden. Aber nicht einfach mit einem Sonnenschutz, sondern einer Photovoltaikanlage. Die soll "den Strom für die Lade-Einrichtungen produzieren, mit denen wir 256 Elektro-Autos versorgen".

Klaus Kaufmann, Bürgemeister von Laichingen und Vorsitzender des Zweckverbands für den Bahnhof Merklingen (Foto: SWR)
Klaus Kaufmann, Bürgemeister von Laichingen und Vorsitzender des Zweckverbands für den Bahnhof Merklingen, freut sich über die Investition in die Zukunft des Verkehrs auf der Schwäbischen Alb

Pünktlich zur Inbetriebnahme soll dagegen der Buspendelverkehr in die angrenzenden Gemeinden stehen, jede Stunde, jede Richtung, heißt das Versprechen. Denn ein Bahnhof kann nur so gut sein wie seine Anbindung in die Region.

"Der Bahnhof war eine elementare Grundlage für die Entscheidung, hier zu bauen. Weil natürlich auch Parkplätze immer rarer werden und das Konzept mit Einsparungen von Energie immer wichtiger."

Unternehmer investieren in steigende Attraktivität der Region

Auf einen Ausbau des Nahverkehrs mit Bussen vertrauen hier viele, zum Beispiel Peter Bischoff aus Merklingen. Er hat ein 1.700 Quadratmeter großes Grundstück gekauft. Hier soll bereits in einem halben Jahr eine Akademie für angehende Notärzte stehen, die gerne auch mit dem Zug anreisen sollen. "Der Bahnhof war eine elementare Grundlage für die Entscheidung, hier zu bauen", erklärt Bischoff.

Das, verbunden mit der Tatsache, dass zunächst Ulm auf eine Fahrtzeit von nur 10 Minuten an Merklingen heranrückt, ab 2025 auch Stuttgart nur noch eine halbe Stunde entfernt sein wird. Aber nicht nur in Merklingen wird investiert.

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Grundstücke rund um Merklingen wegen Bahnhalts deutlich teurer

Die Grundstückspreise in der Region sind nach Schätzungen von Fachleuten allein wegen des Bahnhofs um 20 Prozent angestiegen, und gebaut wird und wurde zum Beispiel auch in Laichingen. Hier ist es ein Hotel mit 106 Zimmern, das "Roomington". Ende 2020 hat es eröffnet. Nicht nur für Geschäftsreisende, die auf die Schwäbische Alb wollen, sagt Geschäftsführer Michael Bungardt.

Michael Bungardt, Geschäftsführer Hotel Roomington in Laichingen vor dem Buchungs-PC (Foto: SWR)
Michael Bungardt, Geschäftsführer des Hotels Roomington in Laichingen, hofft für die Zukunft auch auf Messebesucher aus Stuttgart

"Setzen Sie sich hier in den Zug und fahren zur Messe, dann sind Sie in 20 Minuten da. Das ist teilweise schneller als aus der Stuttgarter Innenstadt zur Messe."

Von Merklingen bis zum Stuttgarter Flughafen oder der Messe dauert es nur noch 20 Minuten - demnächst. Der Bahnhof in Stuttgart wird erst in drei Jahren fertig, der Bahnhof Messe Flughafen sogar erst 2027. Bis die Neubaustrecke für die Region alle Karten ausspielen kann, braucht es also noch einen langen Atem. Dennoch war es für den Unternehmer die richtige Zeit, jetzt schon zu investieren.

Bahn rechnet mit mehr als 1.000 Fahrgästen von Merklingen

Auch wenn noch nicht alles rund um Stuttgart 21 fertig ist: Der Bahnhalt Merklingen geht trotzdem schon jetzt in Betrieb, mit 40 Zügen pro Tag. Wie viele Menschen in Merklingen ein- oder aussteigen werden, ist allerdings noch Lesen im Kaffeesatz. Die DB Regio Baden-Württemberg verweist auf die ganz neue Strecke, rechnet aber mit 1.000 bis 1.300 Fahrgästen pro Tag.

Was übrigens noch auf sich warten lassen wird, das ist das neue, interkommunale Gewerbegebiet. 50 Hektar an der A8, direkt bei Merklingen und Nellingen. Dafür liegen allerdings noch nicht einmal genaue Pläne vor.

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