Hohe Auszeichnung für Fasnet-Erklärer

Narren-Professor Mezger bekommt in Hayingen die "Goldene Saubloder"

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Thomas Scholz
Thomas Scholz

Woher kommt die Fasnet? Was bedeuten die Figuren? Werner Mezger aus Rottweil forscht dazu seit Jahren. Jetzt hat der Fasnets-Professor die "Goldene Saubloder" erhalten.

Der Fasnets-Papst! So hat die Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte den Rottweiler Volkskunde-Professor Werner Mezger mal genannt. Denn seit Jahrzehnten erforscht Mezger die schwäbisch-alemannische Fasnet, aber auch ähnliche Traditionen wie den Karneval im In- und Ausland. Mit seinen Erklärungen, seinem Wissen und seinem Engagement hat er viel für die Fasnet geleistet. Dafür ist Mezger am Sonntag ausgezeichnet worden. Er hat in Hayingen (Kreis Reutlingen) die "Goldene Saubloder" erhalten.

Bei der Verleihung der Goldenen Saubloder wird das Ringlied der Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte gesungen. In der ersten Reihe sind Abgeordnete, Regierungspräsident Klaus Tappeser und Sonja Faber-Schrecklein vom SWR.
Viel Prominenz bei der Verleihung der Goldenen Saubloder an Werner Mezger

Goldene Saubloder extra für Mezger geschnitzt

Die "Goldene Saubloder" ist nicht nur eine Schweinsblase. Für die alle zwei Jahre verliehene Auszeichnung wird jedes Mal eine neue Trophäe geschnitzt. Es ist eine kleine Narrenfigur, die stets etwas anders aussieht. Insofern gibt es immer eine kleine optische Überraschung, wenn die Statue verliehen wird. Gemeinsam ist allen Trophäen: Der Narr hält stets eine goldfarbene Saubloder in der Hand.

Die handgeschitzte "Goldene Saubloder", eine Till Eulenspiegel ähnelnde Holzfigur. Die bekommt Werner Mezger aus Rottweil für seine Leistungen rund um die Fastnacht.
Die "Goldene Saubloder" ist eine handgeschnitzte Holzfigur eines Narren, der in der einen Hand den Narrenspiegel hält, in der anderen eine goldfarbene Schweinsblase. Alle zwei Jahre wird die Auszeichung für besondere Leistungen rund um die schwäbisch-alemannische Fastnacht verliehen.

Mezger war Fasnet-Lehrmeister für SWR-Moderatorin

Seit rund 30 Jahren sind Werner Mezger und die SWR-Moderatorin Sonja Faber-Schrecklein ein "närrisches" Team. Bei vielen Fasnet-Sendungen im SWR Fernsehen haben sie dafür gesorgt, dass das TV-Publikum alle nötigen Informationen mitbekommt, aber auch amüsante oder spannende Geschichten rund um die Narren und das Häs. Für Sonja Faber-Schrecklein ist Mezger ein charmanter, hochgebildeter Alleswisser, von dem sie viel über die Fasnet gelernt hat.

Schweineblasen für die Fasnet

Es gibt Metzgereien, die heben das Jahr über echte Schweinsblasen auf, konservieren sie und packen sie zur Fasnet wieder aus. Dann werden sie vorsichtig aufgeblasen und mit einem Bändel an einen Stock gebunden. Die Blasen schwenken und schwingen unterschiedliche Narrenfiguren bei Umzügen.

Die Narrenzunft "Stegstrecker" aus Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) sieht den Ursprung in einer früher erhöhten Schlachttätigkeit vor der Fastenzeit. Traditionell berühren die Narren bevorzugt Frauen mit der Schweinsblase, es soll angeblich eine Art Fruchtbarkeitskult dahinter stecken. Fasnet-Professor Mezger hält diese Theorie allerdings für fragwürdig.

Ein Metzger bläst zur Fastnacht Schweinsblasen auf. Als "Saubloder" gehören die aufgeblasenen Blasen zu vielen Narren-Kostümen.
Die Saubloder, also die Schweinsblase, gehört für viele Narren zu ihrem Häs. Die Figur, die Werner Mezger bekommt, hält eine Saubloder in der Hand.

Nicht allen gefällt, was Mezger herausfindet

In der Fasnet-Szene ist Werner Mezger natürlich bestens bekannt. Obwohl nicht allen gefällt, was er herausfindet. Aus Sicht des langjährigen Präsidenten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Roland Wehrle, hat Werner Mezger aber enorm viel für die schwäbisch-alemannische Fasnet geleistet.

Mezger habe nachgewiesen, dass sie auch christlich-religiöse Wurzeln habe, sagte Wehrle dem SWR. Mezger habe am närrischen Verhaltenscodex mitgearbeitet und dazu beigetragen, dass die Fasnet auf die deutsche Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes gekommen ist. Wehrle hat bei der Saubloder-Verleihung auch die Laudatio gehalten.

Fastnacht-Professor öffnet Türen für Karneval

Eine weitere Leistung, so Wehrle, sei Mezgers Forschung zum Verhältnis von schwäbisch-alemannischer Fasnet und Karneval. "Jahrzehnte hat man gegen den Karneval gewettert", sagte Wehrle. Mezger habe dann nachgewiesen, dass beide auf die gleichen Wurzeln zurückgingen, nur eben unterschiedliche Darstellungsformen hätten. Damit habe Mezger Türen geöffnet. Auch die Karnevalisten scheinen das zu schätzen. Werner Mezger gehört seit Jahren zu einem erlesenen Kreis von Gästen, die zur sogenannten Proklamation des Kölner Dreigestirns eingeladen werden.

Rottweiler Saubloder-Träger auch in Paris gefragt

Dass Werner Mezger auch international ein anerkannter Narrenfachmannn ist, macht ein Blick nach Paris deutlich. Das weltbekannte Museum Louvre zeigt noch bis Februar eine große Ausstellung über die Figur des Narren in der Kunstgeschichte. Und da wurde der Rottweiler Narren-Spezialist gebeten, als Kurator mitzuarbeiten. Mezger konnte vor allem sein Wissen über Narren im 15. und 16. Jahrhundert einbringen. Durch das Buch "Das Narrenschiff" sei die Figur des Narren plötzlich in ganz Europa zum Thema geworden und habe so auch Einzug in die Fasnet gehalten.

Gruselige Masken auf einer Halloween-Feier. Auch solche Entwicklungen hat der Fastnacht-Professor Werner Mezger aus Rottweil beobachtet.
Werner Mezger kennt sich nicht nur mit der Fasnet aus, sondern auch mit anderen Bräuchen, wie Halloween. Als Auszeichung bekommt der Rottweiler die "Goldene Saubloder" der Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte verliehen.

Narrenforscher beobachtet auch andere Bräuche

Werner Mezger ist nicht nur ein Narren-Forscher. Er ist auch selber ein echter Narr. Schon seine Familie war begeistert von der Fasnet. Und in seiner Heimatstadt Rottweil ist Mezger seit der Kindheit närrisch aktiv, ist bei den Umzügen im Häs mitgelaufen. Als Professor für Volkskunde hat er auch andere Entwicklungen wie den Halloween-Boom im Auge.

Der ist nach Mezgers Einschätzung ein vor allem von den Medien geförderter Boom einer amerikanischen Tradition. Durch das Verkleiden gebe es gewisse Parallelen zur Fasnet. Wenn sich hierzulande rund um Halloween nun eigene Veranstaltungen entwickeln, die immer wieder kehren - etwa wenn Kinder von Haus zu Haus ziehen und Süßes erbetteln - könnte daraus auch heimisches Brauchtum werden.

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