Biohof Werner Sonnenbühl

Ökologisch und effektiv Schädlinge bekämpfen

Hitzestau und Regen: Tipps für den Bio-Garten im Klimawandel

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AUTOR/IN
Judith Hüwelmeier
Die multimediale Reporterin im SWR Studio Tübingen Judith Hüwelmeier

Starke Hitze, viel Regen und Ungeziefer: Bio-Landwirte haben es nicht leicht. Doch auch Hobby-Landwirte können dem Klimawandel im heimischen Garten trotzen.

Regen und Matsch: Hobby-Gärtner haben es gerade nicht leicht. Durch die Nässe wächst das Unkraut schneller. Wetterextreme machen auch den Biolandwirten zu schaffen. Dadurch, dass sie ohne Pflanzenschutzmittel arbeiten und das Unkraut mit Hacken und Striegeln beseitigen, kommen sie zeitlich mit dem Unkraut ziehen kaum hinterher, sagt Andreas Werner.

So geht Biogärtner Andreas Werner mit den Folgen des Klimawandels um:

Viel Regen: Unkraut macht Biogärtnern zu schaffen

Der Biogärtner führt regelmäßig Hobby-Gärtner und Landwirte aus der Region durch seine Biolandwirtschaft in Sonnenbühl (Landkreis Reutlingen). Normalerweise ziehen sie das Unkraut raus und lassen es liegen - durch den Regen würde es dort aber direkt wieder anwachsen, sie müssen es ganz entfernen. Zusätzlicher Aufwand, zusätzliche Lohnkosten, sagt Werner. Konventionelle Landwirte hätten es da leichter - "die spritzen halt, aber trotzdem will ich ja kein Gift essen", sagt er.

Biohof Werner Sonnenbühl
Touren in Gummistiefel durch die fast vier Hektar große Biolandwirtschaft. Alle paar Wochen gibt der Biohof Werner in Sonnenbühl Einblicke in sein Geschäft.

Ökologische Schädlingsbekämpfung: Was tun bei Flöhen auf dem Kohl?

Schädlinge lassen sich aber auch ökologisch bekämpfen. Gegen Kohldrehmücken und Erdflöhe empfiehlt Werner ein Kulturschutznetz. "Wenn ein Erdfloh nach oben hüpft und jedes Mal eins auf den Deckel kriegt, will er sich nicht mehr bewegen" - somit bleibt die Partnersuche erfolglos und der Floh kann sich nicht vermehren. Das Kulturschutznetz muss aber engmaschig sein - 0,2 bis 08 Millimeter. Viele (Hobby-)Gärtner hätten Netze mit zu breiten Maschen, sagt Werner.

Gegen Ungeziefer helfen Schmierseife und Brennnesseln

Viele Biogärtnereien setzen Nützlinge aus, um etwa gegen Läuse vorzugehen. So richtig pragmatisch für den eigenen Gemüsegarten zu Hause ist das aber nicht. Ein einfaches Mittel gegen Läuse sei Schmierseife und Brennnessel-Tee, bzw. Brennnessel-Sud, sagt Agraringenieur Werner. Zur Schädlingsbekämpfung helfe Brennnesseltee. Wenn man düngen will, könne man eine Jauche daraus machen.

Nacktschnecke kriecht durch einen Salatkopf
Der beste Fressfeind des Gemüsegärtners: die gemeine Nacktschnecke.

Tipps gegen Nacktschnecken: Biologisches Schneckenkorn

Mehr Regen und Nässe bedeutet auch mehr Nacktschnecken. In der Hofgärtnerei Werner sind vor allem die Radieschen angefressen. Wer von dem altbekannten Hausmittel Alkohol (Bierfalle) lieber Abstand nehmen will, kann zum Beispiel den Boden bearbeiten, erklärt Werner. So macht es der Biobetrieb. Dadurch gehen die Eier der Schnecken kaputt. Ein Patentrezept gibt es aber nicht.

Auch Schneckenbleche sind eine Möglichkeit. Die abgewinkelten, scharfkantigen Bleche sollen die Schnecken abhalten. Mittlerweile gibt es auch biologisches Schneckenkorn. Das hat der Betrieb in diesem Jahr zum ersten Mal eingesetzt. Igel, die Schnecken fressen, sterben nicht davon. Bei Regen braucht man aber neues Korn.

Auch wer mit Holzhäckseln oder Mulchmaterial arbeite, habe aus seiner Erfahrung weniger Schnecken im Garten, so Werner. Auch wenn das erstmal ungewöhnlich klingt - schließlich ist Mulch eher feucht.

Der Knollensellerie mag es salzig

Zu Werners Tipps für einen stabilen Bio-Gemüse-Garten gehört auch: Den Knollensellerie so lange wie möglich auf dem Acker lassen. Erst im September, Oktober und November wächst er so richtig. Als einer der wenigen Kulturen mag er salzhaltige Böden. "Wir hatten mal einen Acker, der direkt an der Hauptstraße war, wo im Winter Salz gestreut wurde. Und in den ersten zwei Reihen war der Knollensellerie fast doppelt so groß wie in der zweiten und dritten Reihe", sagt Werner.

Wenn ihr lustig seid, nehmt ihr ein bisschen Salz und streut es auf den Knollensellerie - aber nur in homöopathischen Dosen. Dann wächst er besser.

Biohof Werner Sonnenbühl
Zum Schutz vor Nacktschnecken: Ein kleiner Zaun soll verhindern, dass sich die Schnecken an der Zuccini-Pflanze zu schaffen machen.

So sieht das perfekte Beet aus

"Fenchel und Karotten nie zusammenlegen, weil es beides Doldenblütler sind, da sind die gleichen Schädlinge dran", sagt Werner. Wenn möglich, den Fruchtwechsel auch zu Hause einhalten, rät der Profi. Dafür empfiehlt er, das Beet in vier Teile zu teilen. Der erste Teil sollte aus Kleegras bestehen, der zweite Teil aus Starkzehrer (das sind alle Kohlvarianten wie z.B. Sellerie und Lauch). Im dritter Teil sollten Hobbygärtner die Schwachzehrer anlegen: Möhren und Radieschen, oder auch Salate, Fenchel, Kohlrabi. Und die Beete am besten wechseln, so wie's auf dem Acker auch gemacht wird, empfiehlt Werner.

Wenn einer sein eigenes Gemüse anbaut und meint, das auch noch spritzen zu müssen - ich kann mir nicht vorstellen, dass man das mit Genuss essen kann.

Führung durchs Gemüsebeet auf dem Bioland Gärtnerhof in Sonnenbühl
Den Tomaten am Anfang viel Blattmasse rausnehmen - sonst kondensiert zu viel Wasser und sie werden zu feucht. Tipps, die Hobbygärtner und Landwirte bei einem Abendspaziergang durch die Biogärtnerei bekommen.

Trotz Klima und Strapazen: Andreas Werner kann sich nichts schöneres als Bio-Gemüseanbau vorstellen, gerade für den heimischen Garten. Die interessierten Hobby-Gärtner und Biolandwirte aus der Region nehmen einige Tipps von dem Rundgang über die Biogärtnerei mit. Etwa, dass die Tomaten am Anfang wenig Wasser brauchen, um Wurzeln auszubilden, sagt ein Hobbylandwirt aus der Nähe von Blaubeuren, der dort ein "Stückle Acker" bewirtschaftet. "Ich habe immer vorher gedacht, Tomaten brauchen von Anfang an viel Wasser, aber das ist nicht so."

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