Genossenschaft Xäls tagt in Rottenburg

Regionale Bioprodukte aus Neckar-Alb-Region in der Krise

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Vor drei Jahren haben Landwirte, Verarbeiter, Händler und Verbraucher die Bio-Genossenschaft Xäls Neckar-Alb gegründet. Es herrschte Aufbruchstimmung. Jetzt spüren sie die Krise.

Zur Generalversammlung der Bio-Genosssenschaft am Samstag in Rottenburg kamen laut Vorstand Michael Schneider nur rund 20 Mitglieder. Vor Corona waren immer weit über hundert bei den Versammlungen, die Genossenschaft schien stetig zu wachsen, so Schneider.

Bildschirmfoto eines ernst blickenden Mannes mit weißgrauem Bart  (Foto: SWR)
Michael Schneider, Vorstand der Genossenschaft Xälz und Inhaber von Tübinger Bio-Läden

Die Stimmung sei ohnehin gedrückt. Die Inflation verleitet einige dazu, von Bioprodukten auf konventionelle Lebensmittel umzusteigen, um zu sparen. Andere blieben bei Bio, halten sich nun aber an die Hausmarken der Supermärkte und Discounter.

Alle Beteiligten der Bio-Genossenschaft Xäls erleiden laut Schneider große Einbußen. Er selbst verzeichne in seinen Bioläden in Tübingen rund 15 Prozent Umsatzrückgang. Während er aber einfach weniger einkaufen könne, stünden die Landwirte vor größeren Problemen. Sie blieben auf ihren Produkten sitzen.

Weiße Hühner auf einem Feld, im Hintergrund ein mobiler Hühnerstall (Foto: Pressestelle, Genossenschaft Xäls)
Glückliche Hühner auf einem Hof bei Rottenburg - ihre Eier sind wegen der Inflation derzeit vielen zu teuer.

Das Treffen war auf dem Hofgut Martinsberg bei Rottenburg, das sich auf mobile Hühnerställe und Produkte rund ums Ei spezialisiert hat. Dort seien in den vergangenen Monaten die Kosten um 30 Prozent gestiegen. Inzwischen habe der Hof schon viele Eier zum Preis von konventionellen Eiern verkaufen müssen, um überhaupt etwas für sie zu bekommen.

Genosssemschaft Xälz (Foto: Pressestelle, Jemand in einem roten Pullover wird von einem riesigen Bund offenbar frisch aus der Erde gezogener Karotten fast gänzlich verdeckt.)
Die eigenwilligen Formen von Biokarotten gefallen inzwischen vielen Verbrauchern. Die hohen Erzeugerpreise bei regionalen Anbietern schrecken derzeit aber einige ab.

Selbst von konventionellen Metzgern und Bäckern habe Schneider gehört, dass bei ihnen weniger eingekauft würde. Schneider hält es für gefährlich, wenn viele Kunden wegen der steigenden Lebenshaltungskosten zu Discountern wechseln.

Regionale Anbieter sichern Versorgung

Langfristig brauche man regionale Lieferketten - gerade, wenn die globalen ins Stocken geraten. Darüber, wie sich die steigenden Kraftstoffpreise auf den Transport von Gemüse aus Spanien nach Deutschland auswirken, könne man nur Vermutungen anstellen. Es sei vorherzusehen, dass das Gemüse aus Italien im kommenden Winter teurer sein werde als jetzt der Salat aus Walddorfhäslach.

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SWR