Wer in diesen Tagen nach Bethlehem will, muss sich nicht ins Flugzeug setzen oder eine lange Schiffsreise zurücklegen. Der kleine Weiler mit dem berühmten heiligen Namen liegt bei Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) und besteht aus zwei Häusern, die an einer schmalen Straße liegen. Acht Menschen wohnen dort insgesamt.
Im Winter kommen nur Waldbesitzer vorbei, im Sommer Radfahrer und Wanderer, die die beschauliche Region Linzgau schätzen. Ansonsten ist es hier so ruhig, wie man sich das für die Festtage immer wünscht.
Pfarrersfamilie zieht nach Betlehem
Familie Lachmann ist vor einigen Jahren mit ihren Kindern dort hingezogen. "Wir suchten einen ruhigen Ort, etwas mit Garten und in Nähe des Waldes", erzählt Roland Lachmann.
Als der Makler ihm am Telefon die Adresse "Bethlehem 3" sagte, konnte er es kaum glauben. Denn Lachmann arbeitet als Pastor einer Freikirche.
Touristen machen Foto mit Ortsschild
Während im Winter fast nur die Postbotin den schwäbischen Weiler anfährt, ist es im Sommer belebter, berichtet Sonja Lachmann. Immer wieder kommen Tagesgäste vorbei, die von dem legendären Namen erfahren und den Ort gezielt aufsuchen. Sie stellen sich vor das Ortsschild und machen Fotos. Viele seien erstaunt, dass Bethlehem so winzig ist. Doch auch hier passt der Name: Bereits das Bethlehem der Bibel war eine kleine Stadt.
Name des Ortes kommt wohl vom Schutzpatron der Zimmerleute
Und noch eine ungewöhnliche Geschichte aus dem kleinen Ort: Martha Stehle wohnt im Nachbargebäude Bethlehem 1. Sie ist dort geboren und ihre Mutter hieß Maria.
Stehle vermutet, dass der Name Bethlehem vom benachbarten Kloster "Wald" komme. Der heilige Joseph ist der Schutzpatron der Zimmerleute. Und die hätten immer ihre Gesellenstücke vor dem Kloster gezeigt. Einmal sei eine Wiege dabei gewesen. Aber ob das so stimmt, weiß niemand so ganz genau.
Stalltiere könnten Hintergrund des Ortsnamens sein
Eine weitere Theorie zur Herkunft des Namens hat das Ehepaar Schweikart, das lange Jahre im Nachbarhaus von Familie Lachmann wohnte: Demnach seien vor etwa 200 Jahren zwei Holzfäller in den Wald geschickt worden. Weil dieser drei Kilometer entfernt von ihrem Wohnort Reischach lag, kamen sie auf die Idee, am Waldrand ein Haus zu bauen, um sich den täglichen Marsch zu sparen. Daneben entstand noch eine zweite Hütte.
Als einer der beiden auch seine Frau mitbrachte, schlief das Ehepaar in der Kammer über dem Stall, um die Stallwärme zu nutzen. Die Frau ärgerte sich aber über den Lärm, den die Kühe in der Nacht machten. Sie soll zum Mann auf gut Schwäbisch gesagt haben: "Des isch jo wia en Betlehem." ("Das ist ja wie in Bethlehem") - eine Anspielung auf Ochs und Esel an der Krippe. So sei der Name in die Welt gekommen.