Eine private Wildtierkamera hat am Montag (13. Februar) zwei nah beieinander stehende Wölfe abgelichtet. Es könnte sich dabei um die zugewanderte Wölfin handeln, die im Münstertal vor einigen Wochen sieben Ziegen gerissen hat, sowie um den sogenannten Schluchseewolf.
Foto zeigt zwei bekannte Wölfe
Wolfexperte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) hat das Foto der zwei Wölfe studiert, das die Wildtierkamera eines Jägers Anfang der Woche im Wald bei St. Blasien (Landkreis Waldshut) aufgenommen hat. Das vordere, schlankere Tier sei eine Fähe, das hintere, etwas kräftigere Tier ein Rüde, so die Vermutung.
Die beiden Wölfe seien definitiv gemeinsam unterwegs und in Kontakt miteinander, so Herdtfelder. Es sehe so aus, als hätte sich der Wolfsrüde mit der Bezeichnung "GW1129m" mit der noch unbenannten Wölfin, die jüngst in Münstertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) nachgewiesen wurde, zusammengetan.
Wolfsnachwuchs sehr wahrscheinlich
Dass dagegen zwei erwachsene Rüden miteinander unterwegs seien, entspreche nicht dem Sozialverhalten von Wölfen, sagt Herdtfelder. Es könne sich deshalb nur um ein Männchen und ein Weibchen handeln. Wenn sich die beiden "grün" seien, könne es mit der Paarung sehr schnell gehen. Der Wildtierökologe rechnet damit, dass die Fähe im April oder Mai werfen könnte. In der Regel bekomme eine Wölfin vier bis sechs Welpen.
Rudelbildung wäre keine Überraschung
Zwei Elterntiere plus mehrere Jungtiere - das sei schon ein Rudel, erklärt Herdtfelder. Einmal pro Jahr gebe es Nachwuchs, wobei die Jungwölfe mit der Geschlechtsreife, also maximal nach 22 Monaten, den Familienverbund verlassen, um wiederum ein eigenes Rudel zu gründen.
Dass dies nun im Schwarzwald passiert, war für die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt keine Überraschung. Und auch Hochschwarzwälder Weidetierhalter haben dies kommen sehen. Auf dem Windberghof bei St. Blasien hat sich Ziegenhalter Holger Albrecht schon lange darauf vorbereitet.
Weidetierhalter sieht sich gerüstet - und ist dennoch unsicher
Der Agraringenieur gibt sich eigentlich entspannt, hat er doch Wolfszäune und mehrere Herdenschutzhunde, die seine Ziegen, die den Sommer über draußen sind, bewachen. Bislang sei er damit gut gefahren, erzählt Albrecht. Als nun aber bekannt wurde, dass in Thüringen ein Wolf mutmaßlich einen Herdenschutzhund gerissen hat, fühlte er sich doch ein bisschen mulmig.
Trotz Herdenschutz: Restrisiko durch Wölfe bleibt
Die Herausforderung "Weidetierhaltung und Wolf" ist also enorm, auch weil offenbar die Gefährlichkeit der Wölfe immer wieder unterschätzt wird. Jeder Wolfsriss sorgt für Entsetzen. Micha Herdtfelder zufolge ist man in Baden-Württemberg in Sachen Herdenschutz schon ziemlich gut aufgestellt. Allerdings gibt er zu, dass ein Restrisiko immer bleibt.
Experte: Gute Beobachtung des Wolfspaars notwendig
Der Wildtierökologe der FVA stellt aber klar: Der Wolf sei jetzt heimisch im Schwarzwald. Selbst wenn er bejagt würde - wie jetzt von unterschiedlichen Seiten gefordert -, könne man nicht verhindern, dass aus anderen Regionen Wölfe zuwanderten. Wichtig sei deshalb, einen kühlen Kopf zu bewahren und dieses erste Wolfspaar gut zu überwachen. Man wolle jetzt vor Ort nach Spuren suchen, um letzte Gewissheit zu erlangen, so Herdtfelder.