Wölfin mit Welpen  (Foto: dpa Bildfunk, Friso Gentsch (Symbolbild/Archiv))

Entsteht ein Wolfsrudel im Schluchsee-Gebiet?

Wolfspaar im Schwarzwald: Welpen im Frühjahr wahrscheinlich

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Gabi Krings
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Isabel Röder/Gabi Krings

Eine Fotofalle erfasste Anfang der Woche ein Wolfspaar im Schwarzwald. Lange schon hatte man erwartet, dass sich auch hier ein Rudel bildet. Nun könnte es bald so weit sein.

Eine private Wildtierkamera hat am Montag (13. Februar) zwei nah beieinander stehende Wölfe abgelichtet. Es könnte sich dabei um die zugewanderte Wölfin handeln, die im Münstertal vor einigen Wochen sieben Ziegen gerissen hat, sowie um den sogenannten Schluchseewolf.

Foto zeigt zwei bekannte Wölfe

Wolfexperte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) hat das Foto der zwei Wölfe studiert, das die Wildtierkamera eines Jägers Anfang der Woche im Wald bei St. Blasien (Landkreis Waldshut) aufgenommen hat. Das vordere, schlankere Tier sei eine Fähe, das hintere, etwas kräftigere Tier ein Rüde, so die Vermutung.

Die beiden Wölfe seien definitiv gemeinsam unterwegs und in Kontakt miteinander, so Herdtfelder. Es sehe so aus, als hätte sich der Wolfsrüde mit der Bezeichnung "GW1129m" mit der noch unbenannten Wölfin, die jüngst in Münstertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) nachgewiesen wurde, zusammengetan.

Wolfsnachwuchs sehr wahrscheinlich

Dass dagegen zwei erwachsene Rüden miteinander unterwegs seien, entspreche nicht dem Sozialverhalten von Wölfen, sagt Herdtfelder. Es könne sich deshalb nur um ein Männchen und ein Weibchen handeln. Wenn sich die beiden "grün" seien, könne es mit der Paarung sehr schnell gehen. Der Wildtierökologe rechnet damit, dass die Fähe im April oder Mai werfen könnte. In der Regel bekomme eine Wölfin vier bis sechs Welpen.

"Das könnten die zugewanderte Fähe aus Münstertal sein und der Rüde, der bei Schluchsee heimisch ist. Wir gehen davon aus, dass es in diesem Frühjahr Nachwuchs gibt.“

Dr. Micha Herdtfelder, Wolf-Experte der FVA Freiburg (Foto: SWR, Gabi Krings)
Dr. Micha Herdtfelder, Wolfsexperte bei der FVA, ist nicht erstaunt, dass sich in St. Blasien offenbar ein Wolf und eine Wölfin gefunden haben

Rudelbildung wäre keine Überraschung

Zwei Elterntiere plus mehrere Jungtiere - das sei schon ein Rudel, erklärt Herdtfelder. Einmal pro Jahr gebe es Nachwuchs, wobei die Jungwölfe mit der Geschlechtsreife, also maximal nach 22 Monaten, den Familienverbund verlassen, um wiederum ein eigenes Rudel zu gründen.

Dass dies nun im Schwarzwald passiert, war für die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt keine Überraschung. Und auch Hochschwarzwälder Weidetierhalter haben dies kommen sehen. Auf dem Windberghof bei St. Blasien hat sich Ziegenhalter Holger Albrecht schon lange darauf vorbereitet.

"Es war klar, dass irgendwann ein weibliches Tier kommt. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Jetzt ist diese Wölfin da und jetzt muss man sehen, was passiert."

Holger Albrecht, Ziegenhirte am Windberghof St. Blasien (Foto: SWR)
Ziegenhalter Holger Albrecht vom Windberghof in St.Blasien hat sich mehrere Herdenschutzhunde angeschafft.

Weidetierhalter sieht sich gerüstet - und ist dennoch unsicher

Der Agraringenieur gibt sich eigentlich entspannt, hat er doch Wolfszäune und mehrere Herdenschutzhunde, die seine Ziegen, die den Sommer über draußen sind, bewachen. Bislang sei er damit gut gefahren, erzählt Albrecht. Als nun aber bekannt wurde, dass in Thüringen ein Wolf mutmaßlich einen Herdenschutzhund gerissen hat, fühlte er sich doch ein bisschen mulmig.

"Man tut, was man kann. Man bekommt ja auch Geld vom Staat für den Zaunbau und die Hunde. Wenn aber selbst das nicht mehr reicht, dann ist man schon an einer gewissen Grenze."

Trotz Herdenschutz: Restrisiko durch Wölfe bleibt

Die Herausforderung "Weidetierhaltung und Wolf" ist also enorm, auch weil offenbar die Gefährlichkeit der Wölfe immer wieder unterschätzt wird. Jeder Wolfsriss sorgt für Entsetzen. Micha Herdtfelder zufolge ist man in Baden-Württemberg in Sachen Herdenschutz schon ziemlich gut aufgestellt. Allerdings gibt er zu, dass ein Restrisiko immer bleibt.

Experte: Gute Beobachtung des Wolfspaars notwendig

Der Wildtierökologe der FVA stellt aber klar: Der Wolf sei jetzt heimisch im Schwarzwald. Selbst wenn er bejagt würde - wie jetzt von unterschiedlichen Seiten gefordert -, könne man nicht verhindern, dass aus anderen Regionen Wölfe zuwanderten. Wichtig sei deshalb, einen kühlen Kopf zu bewahren und dieses erste Wolfspaar gut zu überwachen. Man wolle jetzt vor Ort nach Spuren suchen, um letzte Gewissheit zu erlangen, so Herdtfelder.

Holger Albrechts Hütehund bewacht die Ziegenherde, Wildberghof St. Blasien (Foto: SWR)
Bislang galten Hütehunde als bester Herdenschutz. In Thüringen soll nun allerdings ein Wolf einen Herdenschutzhund gerissen haben.

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