Im November 2015 war ein TGV-Hochgeschwindigkeits-Zug auf einer neuen Strecke unweit der deutschen Grenze entgleist - und in einen Kanal gestürzt. Elf Menschen kamen damals ums Leben - 42 wurden verletzt. In Paris hat der Prozess gegen die Verantwortlichen begonnen.
Die Verhandlung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auf der Anklagebank: Die französische Bahn SNCF, zwei Tochtergesellschaften und drei damalige Beschäftigte. Sie müssen sich in Paris wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Tötung verantworten.
Das Zugunglück im November vor acht Jahren
Am 14. November 2015 war der TGV in einer Kurve entgleist, mehrere Waggons stürzten in der Nähe des elsässischen Eckwersheim von einer Brücke. Elf Menschen starben. Bei der Testfahrt zwischen Straßburg und Paris war der Schnellzug laut SNCF mit 243 Kilometern pro Stunde deutlich zu schnell unterwegs.
Robert Pfrimmer war damals einer der ersten am Unfallort. Er erinnert sich noch gut an den Vorfall: "Wenn ich nachts aufwache, sehe ich immer noch bestimmte Szenen vor mir, die Menschen, die im Gras liegen, verletzt, voller Blut. So was vergisst man nicht."
Videoaufnahmen und Gespräche vom 11. November 2015
Drei Tage vor dem Unglück wurden Aufnahmen aus dem Cockpit des TGV gemacht. Die Videos wurden während des Prozesses gezeigt. Zu sehen sind mehrere Personen, darunter der Lokführer. Sie unterhalten sich während der Testfahrt. Es geht um die Geschwindigkeit und wann gebremst werden muss. Die Anwesenden unterhalten sich: "Wir müssen vor Kilometer 398 bremsen."
"Ja, da müssen wir bei 230 km/h sein, eeeehhhh… 330. Also müssen wir vorher bremsen, das ist sicher. Aber die 230 km/h machen mir Sorgen."
"Wir müssen innerhalb von 1,7 Kilometern 100 Stundenkilometer langsamer werden." Und ein anderer beschwichtigt: " Ah, das klappt schon."
Überlebende beobachtet den Prozess
Das Video, das im Prozess gezeigt wurde, hat auch Agnès Miannay gesehen. Sie hatte bei dem Unglück ihren Mann verloren und sagt heute: "Mein Mann und ich waren beide im Zug. Ich hatte beim Anschauen der Videos, vor allem dem vom Tag des Unglücks, das Gefühl, noch ein wenig bei ihm zu sein, unsere letzten gemeinsamen Momente. Das war schon hart, sich das anzusehen. Doch ich denke, das war notwendig."
Den Verantwortlichen, die jetzt in Paris vor Gericht stehen, drohen bis zu drei Jahren Gefängnis und Geldbußen. Das Urteil soll Mitte Mai fallen.
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