Frau mit Wärmeflasche (Foto: AdobeStock Dragana Gordic)

Braucht es ein Gesetz?

Unternehmen in Straßburg ermöglicht Menstruationsurlaub

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Isabelle Michel
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Paula Zeiler
Bild von Autorin Paula Zeiler aus der SWR Aktuell Redaktion in Freiburg (Foto: SWR)

Zuhause bleiben dürfen, wenn die Menstruationsschmerzen zu stark sind: Das hat ein Unternehmen in Straßburg eingeführt. In BW bleibt Menstruationsurlaub weiterhin umstritten.

Laut Studien leiden rund zehn Prozent der Frauen in Deutschland so stark an Regelschmerzen, dass sie ihren normalen Alltag nicht mehr bewältigen können. Ist der sogenannte Menstruationsurlaub dafür eine Lösung? Darüber streiten in Deutschland gerade die Parteien. In anderen europäischen Ländern scheint etwas zu passieren. Spanien hat den Menstruationsurlaub im Februar eingeführt, in Zürich läuft dazu ein Pilot-Projekt und ein Unternehmen in Straßburg setzt ihn bereits um.

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Unternehmen in Straßburg hat Menstruationsurlaub eingeführt

Die Webdesignerin Marion Oberlé aus Straßburg hat ihn in diesem Jahr schon zweimal in Anspruch genommen: den Menstruationsurlaub. "Es ist schwer, sich zu konzentrieren, wenn man Krämpfe und Schmerzen hat", berichtet die Französin. Einmal im Monat kann jede Mitarbeiterin in diesem Straßburger Unternehmen einen Tag zuhause bleiben, wenn sie starke Regelschmerzen hat. Ein ärztliches Attest ist nicht notwendig.

Frau mit braunen Haaren sitzt an einem Schreibtisch.  (Foto: SWR)
Die Webdesignerin Marion Oberlé kann Menstruationsurlaub nehmen, wenn die Schmerzen zu stark sind.

Die Mitarbeiterinnen haben eine App auf ihrem Handy, auf der sie "Bezahlte Abwesenheit" auswählen können. Auch Oberlés Kollegin Louise Dalvai ist überzeugt. Die Kulturmanagerin: "Da wird etwas respektiert, dass wir uns als Frauen ja nicht ausgesucht haben. Das ist ein gutes Gefühl." Bei den männlichen Kollegen ist das Verständnis groß. "Es ist völlig normal, dass man nicht arbeitet, wenn man nicht fit nicht."

Frankreich und Schweiz ohne gesetzlichen Menstruationsurlaub

Das Straßburger Unternehmen gehört zu einigen wenigen französischen Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen einen Menstruationsurlaub anbieten. Denn dafür gibt es in Frankreich kein Gesetz. Auch in der Schweiz gibt es noch keine Regelungen. Dort gibt es ein Züricher Unternehmen, das Ende Dezember 2022 eine Pilotphase gestartet hat.

Das ist in Spanien anders. Dort hat das Parlament bereits im Februar freie Tage bei Menstruationsbeschwerden eingeführt. Dieses Gesetz ist in Europa einzigartig. Menstruationsurlaub soll laut der linksgerichteten spanischen Regierung ein Tabu brechen. Außerhalb von Europa ist Menstruationsurlaub bereits gängige Praxis und in Ländern wie Indonesien, Südkorea und Japan eingeführt.

Menstruationsurlaub bleibt umstritten

Ist Menstruationsurlaub auch eine Idee für Deutschland? Ja, sagt die Partei Die Linke, die zwei Tage Menstruationsurlaub pro Monat fordert. Es gehe vor allem darum, das Thema zu enttabuisieren. Anna Damoune, Landesfrauenbeauftragte (der Linken) in Freiburg: "Es ist wichtig, dass sich Menschen einfach selbständig um ihre Gesundheit kümmern können. Auch, dass darüber mehr gesprochen wird, was es heißt zu menstruieren. Beziehungsweise was es heißt, wenn man Beschwerden bei der Menstruation hat.“

Die CDU ist gegen einen Menstruationsurlaub. Eine derartige Regelung könnte dazu führen, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eher Männer einstellen. Auch bräuchte es kein "Extra-Werkzeug", da sich Frauen schon jetzt krankschreiben lassen könnten.

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